Seite 13 - Gemeindezeitungen

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„Des hot‘s scho früher a geb‘n“
Vermeintliche Wetterphänomene, die sich allerdings häufen
T
ischgespräch am Pfingst-
montag, 20. Mai 2013
beim Mittagessen in der „Fa-
schingalm“:
„Die Woche soll es Schnee
geben…“ Jeder Neuankömm-
ling begrüßte die Anwesen-
den mit dieser Botschaft.
Da erzählte die „Grießmann
Gretl“ folgendes:
„Am Fron-
leichnamstag 1953 hat es so
viel g‘schneit g’hobt, dass
die Patriasdorfer mit ihre
Viecher, die sie schon auf der
Alm hatten - es war ein früher
Langis - Hals über Kopf her-
unter in die Schlossherrnalm
getrieben hab’n, die Tiere
standen fast bis zum Bauch
im Schnee und suchten Schutz
unter den Bäumen. Es war ein
totales Chaos… nur abwärts,
so weit es geht, lautete der
Befehl des Hirten und der zu
Hilfe gekommenen Bauern.
Man hat dann die Viecher so-
weit beruhig’n können, dass
wenigstens keines zu Schaden
gekommen ist. Gott sei Dank
is der Schnee weiter herun-
ten schnell weniger woarn,
sodass es wieder Gras zum
Fressen gab… Jo, des is mia
imma no in Erinnerung!“
Auf vielen Hochalmen gibt es
deshalb die „Schneefluchten“,
das sind besondere Wege und
Plätze, Waldlichtungen und
Ebenen, die gepflegt werden,
falls es einmal zum wetterbe-
dingten „Flüchten“ kommt!
Vor 60 Jahren also gab es
Schnee zu einer sehr unge-
wöhnlichen Zeit. Wie es auch
heuer, 2013, der Fall war. Am
Donnerstag, 23. Mai schneite
es fast ins Tal, es gab schöne
Winterbilder… die schneebe-
deckten Wiesen und tiefver-
schneiten Lienzer Dolomiten
beeindruckten die Pfingstur-
lauber
erwartungsgemäß
sehr. Es musste kräftig ge-
heizt werden, um Frühlings-
temperaturen wenigstens in
den Wohnungen genießen zu
können. Und es blieb recht
kalt, der Schnee löste sich nur
langsam von den Bäumen.
Der Vorteil des Jahres 2013
besteht darin, dass es ein spä-
tes Jahr ist und somit im Mai
noch kein Vieh auf den Al-
men war.
Der Fronleichnamstag 1953
war der 4. Juni. Am Mitt-
woch, 3. Juni 1953 stehen in
der „Arbeiterzeitung“ unter
dem Artikel von der feierli-
chen Krönung Elisabeth II. in
der Westminsterabtei in Lon-
don die
„Schneeberichte aus
Tirol“:
„Wenn es so weitergeht, wer-
den in manchen Teilen Ös-
terreichs die Schneeberichte
die Bäderberichte ablösen.
Der Patscherkofel meldete
Dienstag 15 cm, der Arlberg
sogar 25 cm Neuschnee. Das
Thermometer steht in einigen
Orten Tirols auf null Grad.
Die Regenfälle der vorigen
Woche gingen in Schneefäl-
le über. Aber nicht nur auf
den Bergen, bis in die Täler
herunter hat es Dienstag ge-
schneit. Der Arlbergpaß ist
so stark verschneit, dass die
Strecke seit Dienstag nur
mit Schneeketten befahrbar
ist. Auch von der Großglock-
ner-Hochalpen-Straße wer-
den starke Schneefälle ge-
meldet. Die Durchzugsstraße
über das Hochtor mußte
für
den Verkehr gesperrt werden.
Die Straße kann erst nach
Abflauen der Schneestürme
freigelegt werden. Der som-
merliche Bergwinter mag
für Leute mit exotischem
Geschmack seine Reize ha-
ben, die Normalurlauber
werden es aber sicher be-
grüßen, wenn die Berge ihr
Schneekleid wieder ablegen
und sie selbst sich in Hemd-
särmeln auf die grünen Wi-
esen legen können“.
Die „Schusterle Moidl“, Frau
Maria Baur kann sich aber
erinnern, dass die Fronleich-
namsprozession in Gaimberg
am 4. Juni 1953 schon wieder
durchgeführt werden konnte.
Pfr. Leonhard Wiedemayr sei
darin sehr genau gewesen und
hätte nur bei ganz „schreckli-
chem Wetter“ die Prozessio-
nen ausfallen lassen. Alt.-
Bgm. Bartl Klaunzer erinnert
sich, dass - wenn der „Sche-
renweg“ sehr schlammig und
rutschig war - die Bretter von
der „Schuster-Stadelbrücke“
verwendet wurden, um eine
begehbare „Trasse“ herzu-
Wintereinbruch am 23. Mai 2013 in Osttirol.
Hochwassersituation in Niederösterreich.
Fotos: Franz Tscharnig
Foto: ORF