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• Dezember 2013
Ich möchte in diesem Artikel nicht auf die gängigen
Chorgemeinschaften wie Kirchenchor, Männerchor,
diverse Sing – und Spielgemeinschaften, die Musik-
kapelle usw. eingehen, sondern speziell über Ensem-
bles berichten, die bisher unerwähnt blieben.
Das Sillianer Männerquartett
Im Jahre 1951 stellten sich vier junge Sillianer, näm-
lich Robert Bachlechner 1. Tenor, Otto Flatscher 2.
Tenor, Heinrich Klammer Leitung und 1. Bass, und
Alois Klammer 2. Bass auf Initiative des damaligen
Jugendseelsorgers Hans Innerhofer (in Sillian von
1949 bis 1955) in den Dienst der Weltmission und
besuchten als Sternsinger die Sillianer Familien. Sie
erkannten ihre Liebe zu Musik und Gesang und die
klangliche Übereinstimmung ihrer Stimmen. Also
beschloss man, beisammen zu bleiben, gemeinsam
ein Repertoire einzustudieren – das Sillianer Män-
nerquartett war somit entstanden.
von links: Robert Bachlechner, Otto Flatscher,
Heinrich und Alois Klammer
Foto: Fam. Alois Klammer
Besonders verdient machte sich darum Kooperator
Hans Innerhofer. Er besorgte das Notenmaterial zu
den ersten Liedern der vier Sänger aus dem Archiv
seines Vaters, des Lehrers Thomas Innerhofer aus
Lavant, er studierte sie mit ihnen ein, er begleitete
ihren musikalischen Werdegang. Testamentarisch
legte er fest, dass sein Quartett bei seiner Beerdi-
gung „Winternächt´ges Schweigen“ (ein Lied, das
aus seiner Sammlung stammte) singen sollte. Die
Sänger kamen diesem Wunsch nach und sangen am
Grab ihres Förderers in Elbigenalp im Jahre 2001,
allerdings ohne den 1993 verstorbenen Tenor Robert
Bachlechner. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das
Sillianer Männerquartett zu einer weitum bekann-
ten Singgemeinschaft, die bis in die 1980er Jahre be-
stand. Ob bei Tiroler Abenden, Hochzeiten, Famili-
enfesten, Jubiläen und anderen Feierlichkeiten, die
Vier sorgten immer für einen festlichen Rahmen. Sie
trugen vor allem in der Heimatgemeinde auch zur
feierlichen Gestaltung mancher Gottesdienste bei, z.
B. in der Christnacht unter anderem mit dem Lied
„Winternächt´ges Schweigen“, den Proprien zum
Christkönigsonntag, den Lamentationen zur Karfrei-
tagsliturgie, dem „Sancta Maria“ an Marienfeierta-
gen usw. Beeindruckt von dem gepflegten Gesang
bemerkte einmal eine Sillianerin: „Vor lauter lousen
han i aufs beten vergessen!“ Durch Erweiterung des
Repertoires mit Liedern aus der Folklore interessier-
ten sich bald auch Rundfunk und Fernsehen für das
Sillianer Männerquartett. Um möglichst viele Freun-
de und Gönner zu erreichen, beschloss man, dank
des Christophorus – Verlages Herder, die Lieder auf
einer Schallplatte festzuhalten. Leider blieb dies der
einzige Tonträger.
Sillianer Männerquartett mit Anna Lusser in der
Peißer Stube
Foto: Peter Leiter
Auf die Auftritte in der engeren Heimat, in Ost-
und Südtirol, folgten bald Tourneen in die Landes-
hauptstadt Innsbruck, nach Seefeld und weiters nach
Deutschland und Holland. Aus Anlass der Eröffnung
der Felbertauernstraße im Jahre 1967 wurde das Sil-
lianer Männerquartett als Vertreter des Oberlandes
gemeinsam mit einer Volkstanzgruppe aus Lienz und
einer Musikgruppe aus Matrei i. Osttirol zu einer
Werbefahrt eingeladen. Die Reise führte bis nach
Hamburg mit zahlreichen Auftritten in den größeren
Städten. Auch Paris war ein Ziel. Dazu eine lustige
Begebenheit, erzählt von Heinrich Klammer: „Wir
traten in einer Werft auf, wo gerade ein Bankett des
Pariser Stadtsenats stattfand. Dabei wurde die Mar-
seillaise angestimmt. Nun verlangte man von uns,
wir sollten unsere Hymne singen. Kurz entschlossen
sangen wir nicht die uns damals noch wenig geläu-
fige Bundeshymne „Land der Berge, Land am Stro-
me…“ sondern unsere Tiroler Landeshymne „Zu
Mantua in Banden.“ Die Franzosen erkannten nicht,
dass es sich dabei um das „Andreas Hofer Lied“ han-
delte und neigten ehrfürchtig ihr Haupt.“
Chronik