Seite 47 - Gemeindezeitungen

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achrufe
Pflichtschule
entwachsen,
wurde er zuerst zum Arbeits-
dienst und im Herbst 1944 als
noch 16jähriger zur Wehr-
macht eingezogen, wo er im
Frühjahr 1945 den Irrsinn
eines totalen Krieges am ei-
genen Leib erfahren musste.
Es folgten einige Monate in
amerikanischer Gefangen-
schaft, von der er im Herbst
desselben Jahres heimkehrte.
In den folgenden Jahren ver-
dingte er sich als Knecht und
Holzfäller auf verschiedenen
Bauernhöfen, unter anderem
beim Pinter in Heinfels, wo
er seine spätere Frau, Ma-
ria Neumair vom Franzl in
Gaimberg, die dort ebenfalls
in Dienst stand, kennenlernte.
1950 bot sich ihm die Gele-
genheit, von seiner Tante Jus-
tina Senfter den Santnerhof
in Gaimberg auf Leibrente zu
übernehmen. Mit viel Fleiß
und harter Arbeit gelang es
ihm, das noch teilweise in
Rohbau befindliche Haus fer-
tigzustellen.
Der 1952 geschlossenen Ehe
entstammen vier Söhne und
vier Töchter. Diesen eine gute
Ausbildung zu ermöglichen,
war ihm ein großes Anliegen.
Um die ständig wachsende
Familie zu ernähren, fand er
zunächst als Holzfäller (vor
allem in Kärnten), später als
Sägearbeiter in Lienz Be-
schäftigung.
1971 ergab sich die Möglich-
keit, den Plojerhof in Ober-
gaimberg zu pachten, auf dem
er mit seiner Familie dann
bis 1986 lebte. Von 1976 bis
1983 war er in den Sommer-
monaten jeweils als Hirte auf
der Gaimberger Alm im De-
banttal beschäftigt. Seine lan-
ge Erfahrung und sein gutes
Gespür im Hinblick auf das
ihm anvertrauten Vieh kamen
ihm dabei sehr zugute. 1981
zwang ihn ein schwerer Herz-
infarkt in die Frühpension.
Als geselliger Mensch hat
sich der Santner Tone schon
früh in die Dorfgemeinschaft
eingebracht. So war er etwa
Gründungsmitglied der Frei-
willigen Feuerwehr Gaim-
berg und später viele Jahre
deren Fähnrich. Ausgleich
vom harten Arbeitsalltag
suchte und fand er unter an-
derem in der Jagd.
Die Pflege guter Nachbar-
schaft war ihm ebenso im-
mer ein Anliegen wie gelebte
Gastfreundschaft. Auch als
die Kinder und später seine
zahlreichen Enkel, an deren
Werdegang er lebhaft Anteil
nahm, bereits eigene Wege
beschritten, die sie teilweise
aus der engeren Heimat hi-
nausführten, blieb der Sant-
nerhof stets ein Angelpunkt
der großen Familie. Tone,
ruhe in Frieden!
Wie schon beim Begräbnis
vom „Kerschbaumer Bur-
gele“ schneite und regne-
te es an diesem Tag wieder
heftig. Bereits am Vormit-
tag herrschte eine ganz selt-
same Stimmung durch das
gelbe Licht, das durch den
einfließenden
Saharasand
entstanden war, der uns eine
gelbliche Schicht Schnee be-
scherte. So wurde auch dies-
mal auf den „Letzten Gang“
durch das Dorf verzichtet und
so viel als möglich an Zere-
monien in die Kirche verlegt.
Durch die Abordnungen der
Vereine, wie Schützen aus
Innervillgraten, Jägerschaft
und Feuerwehr bot sich ein
festliches Bild in der über-
füllten Kirche. In den Fürbit-
ten, vorgetragen von Kindern,
Schwieger- und Enkelkindern
kamen besonders der Dank
für die gute Sterbestunde und
die Bitten für die dafür Ver-
antwortung tragenden Men-
schen zum Ausdruck. Pfarrer
Alban Ortner betonte in der
Predigt die Verheißung Jesu
an seine Jünger
…„Euer Herz
erschrecke nicht! Glaubt an
Gott und glaubt an mich! Im
Haus meines Vaters sind viele
Wohnungen; wenn nicht, so
hätte ich es euch gesagt. Ich
gehe hin, um euch eine Stätte
zu bereiten.”
Aus diesem Glauben heraus
hat der “Santner Tate” gelebt,
in diesem Glauben ist er ge-
storben.
Seit 2011 Witwer, konnte er
durch die Fürsorge und Ob-
hut seiner Töchter, Isabella
und Traudl, doch ein gutes,
selbstbestimmtes Leben füh-
ren. In Erinnerung bleiben
seine Erzählungen über „Die-
ses & Jenes”, die er spannend
und lehrreich zum besten
geben konnte. Man lernte
verschiedene
Sichtweisen,
Weltanschauungen und In-
terpretationen kennen und
am Tone schätzen. Schmun-
zelnd gab er auch so man-
ches Jägerlatein preis, mit
hintergründigem Humor dar-
gestellt. Gerne blickte Tone
auch auf Mühseligkeiten zu-
rück, wenn sie von Durchhal-
ten und Erfolg gekrönt waren
und sich der „Lohn” schon
zu Lebzeiten gezeigt hat. Ja,
man unterhielt sich gern mit
dem „Santner”, manche Kar-
terrunde lebte auf, durch sein
Mittun und Dasein.
Dankbar erinnert sich die Ver-
fasserin dieser Zeilen an die
gelebte Nachbarschaftshilfe,
etwa wenn das Pferd fohlte
oder wenn es galt, ein Kalbl
zu zieh’n. „I hon den Fackn-
Tonig“ (Antonius den Gro-
ßen, Gedenktag 17. Jänner,
der oft mit einem Schwein an
seiner Seite dargestellt wird)
zum Namenspatron, der wird
a mithelf’n”, war ein öfters
gebrauchtes, mutmachendes
Wort zur rechten Zeit am
rechten Ort.
Jedenfalls wurde unsere Ge-
meinde an diesem 16. Februar
2014 wieder um ein Original
ärmer, seine Familie wohl um
einen Fürbitter im Himmel
reicher.
„Der Santner Tone”, Herr An-
ton Bergmann, prägte durch
seine Lebensweisheit, seine
vielfältigen Erfahrungen und
seine Philosophie etliche
Jahrzehnte den dörflichen
Alltag. Und es passte der
Psalm 23 „Der Herr ist mein
Hirte” gut, den der „Gasser
Peter” als nunmehriger Hirte
auf der Gemeindealm - sozu-
sagen als Zusammenfassung
und Schlusspunkt dieses lan-
gen Lebens - vorgetragen hat.
Lieber Tone, Vergelts Gott!
E
lisabeth
K
launzer
Pferde, wie Blas und Leila waren ein wichtiger Bestandteil
im Leben des Anton Bergmann.
Foto: privat