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FODN - 54/02/2013
GESCHICHTE & KULTUR
Sepp Haidenberger und Bgm. Klaus Unterweger präsentieren stolz die Kalser Chronik
ler war, hätte ich mir nicht gedacht, als
Glocknermaler kennt ihn jeder, er war
immer ein lockerer Typ mit Humor bis
zu seinem Ende. Oder der Altbürger-
meister Hoaz Stoff und Taurer Simon,
mit denen habe ich mich besonders gut
verstanden. Sie haben mich geschätzt
und sind in ihrer aktiven Zeit öfters zu
mir gekommen, ich habe noch im al-
ten Schulhaus gewohnt, und habe für
sie das eine oder andere geschrieben.
Wir haben dann gerne miteinander ein
Schnapsl, einen Oberdrumer Pregler
getrunken. Wie die gestorben sind, sind
sie mir sehr abgegangen, und ich besu-
che auch heute noch oft ihre Gräber.
Es fällt auf, dass das 3. Reich re-
lativ gut aufgearbeitet ist, war es
leicht über diese Zeit Unterlagen
zu finden?
Es ist von Kals selbst eher wenig doku-
mentiert worden, die Protokolle waren
sehr knapp gehalten, die Kalser selber
haben dazu wenig erzählt. Hilfreich war
das Buch von Dr. Martin Kofler „Ostti-
rol im Dritten Reich“. In Kals ist gewiss
auch nach dieser Zeit einiges vernichtet
worden. Es ist auch immer schwierig
zum eigenen Ort problematische Din-
ge zu schreiben. Es lässt sich sicherlich
leichter schreiben, über Vorkommnisse
und Personen die vor 200 oder 300 Jah-
ren gelebt haben; die aktuelle Zeit ist da-
gegen wieder leichter zu erfassen, und
dabei hat auch der fodn viel geholfen,
dort ist schon viel enthalten.
Wirst du viel gefragt von Kalsern,
die etwas aus der Chronik wissen
wollen
?
Eigentlich eher wenig, hie und da, dass
jemand eine Sache genauer wissen will.
Eine Möglichkeit wäre, mir ein Mail zu
schicken, dann kann ich einfach ant-
worten, soweit es mir möglich ist. Wün-
schen würde ich mir, einen Stammtisch
zu haben, dass man zusammensitzt und
sich mit anderen austauscht. Ich könnte
mir eine 2. Auflage der Chronikbände
mit Ergänzungen, Verbesserungen vor-
stellen, eine Auflage für Kalserinnen
und Kalser, die eine Chronik haben
möchten.
Glaubst du dass es noch Quellen
gibt, die einiges ans Tageslicht
bringen könnten?
Natürlich gibt es noch unbekannte
Quellen, ich habe mich auch mit Prof.
Silio Scalfatti, einem Kalser Gast, der
Mittelalterexperte ist, unterhalten. Er
liest auch die Chronik und vielleicht
kann auch er noch einiges Neues finden
– er stöbert in vielen Archiven herum.
Was hat deine Arbeit an der Chro-
nik erleichtert?
Ich hatte jedwede Unterstützung, vor
allem von der Gemeinde, ob es Unter-
lagen aus dem Archiv, vom Amt waren,
ob ich Kopien oder anderes brauchte. Es
hat mich auch sehr gefreut, dass die drei
Chronikbände in einer hochwertigen
Ausführung gedruckt wurden. Erwäh-
nen muss ich auch, dass ich im Haus ein
Büro habe, in dem ich in Ruhe lesen und
schreiben kann, alles liegen lassen kann.
Begonnen hat alles damit, das Theresia
Rainer Sepp Haidenberger eine Abschrift,
bestehend aus drei Heften, in die Hand ge-
drückt hat mit den Worten: "Bei dir sind sie
gut aufgehoben". Als er dann als Obmann
der TMK ein Gründungsdatum der Kal-
ser Musikkapelle sucht, erinnerte er sich
wieder daran und begann darin zu lesen.
Schnell war der Gedanke geboren, diese
Schriften abzuschreiben und zu ergänzen
– eine Beschäftigung über mehrere Jahre
wie sich herausstellte.