Seite 14 - Gemeindezeitungen

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Unser Tate, wie ihn liebe-
voll nicht nur wir Kinder,
sondern auch Schwieger-
kinder, Enkel, Urenkel,
Nachbarn und andere
Bekannte nennen, wurde
am 10.01. 1933 in Kolben-
haus zu Mitterer, als älte-
stes von acht Kindern
geboren. Zu einer Zeit, wo
Arbeit und Verzicht noch
ganz vorne anstanden.
Er besuchte die Volks-
schule in Penzendorf, wo
so mancher Tag nur mit
einer Flasche Milch, einem Stück Brot und dabei durchnässt
zu verbringen war. Er erzählte sehr oft davon, dass sie nass bis
zur Hüfte waren und sich in den strengen Wintern in der Schu-
le am meisten auf den warmen Ofen freuten. Schon als Schul-
bub merkte er, dass ihm so manche Talente in die Wiege
gelegt worden waren. Ein kleines Taschenmesser und ein
Stück Holz genügten ihm zu Beginn, um daraus kleine Kunst-
werke zu schaffen. Später entwickelte sich die Schnitzerei zu
seiner großen Leidenschaft. Sein erstes großes Kunstwerk war
eine Weihnachtsgrippe, die heute noch beim „Mittra“ in der
Adventzeit aufgestellt wird. Viele solcher Schnitzereien, ob
Edelweiß, Krippe, Herrgott usw., sind schon lange über den
Osttiroler Raum hinaus bekannt.
Im Jahre 1948 verlor er im Alter von 15 Jahren durch einen
tragischen Unfall seinen Vater. Unvorstellbar, welch große
Verantwortung und Belastung nun auf ihn zukommen würde,
meisterte er sein Schicksal bewundernswert. Viele ehrliche
Menschen in seiner Umgebung standen ihm in dieser schwe-
ren Zeit mit Rat und Tat zur Seite, jedoch meistern musste er
sein Leben trotzdem alleine. Gemeinsam mit seiner Mutter
stellte er sich der Verantwortung und übernahm nicht nur die
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08/2013
Zum Gedenken an Engelbert Mair
Zum Gedenken an Johann Mair, Mittra-Tate
Engelbert wurde am 28.
10. 1933 in Bannberg zu
„Luggisa“ geboren. Er war
das Älteste von sechs Kin-
dern, wovon eines als
Kleinkind starb.
Schwester Anna ging ihm
2001 voraus in die ewige
Heimat. Seine Kindheit
war geprägt von Verzicht
und Arbeit. Und doch eine
wunderschöne Zeit, wie er
zu erzählen wusste, denn
er konnte sich in Wald und
Flur frei bewegen.
Er besuchte acht Jahre die Volksschule in Bannberg. Als Mes-
nergehilfe bei seinem Vater reichte er in der Kirche den Opfer-
korb. Wo er dann so manchen Stein sortieren musste. Solche
und andere lustige Geschichten wusste Engelbert aus seiner
Jugend und seinen Freunden zu berichten, die immer zu Spä-
ßen aufgelegt waren.
Im Jahr 1952 begann er mit seinem Vater und Bruder den Bau
eines neuen Hauses. Da es die Erleichterung mit vielen,
modernen Maschinen noch nicht gab, musste schwer, mit
manueller Kraft gearbeitet werden. Engelbert war ein Natur-
mensch, stark und gesund. Doch diese Verausgabung an Kräf-
ten hinterließ auch seine Spuren.
1956-57 besuchte er die landwirtsschaftliche Schule in Lienz.
Eine Zeit, die geprägt wurde von neuer Erfahrung und lieben
Freunden.
Sechs Jahre war Engelbert Hirte auf der Bannberger Alm. Mit
Kenntnis von Tier und Natur konnte sich jeder auf ihn verlas-
sen. Engelbert war ein ausgezeichneter Holzarbeiter. Sei es als
noch junger Mann mit seinem Vater oder später bei großen
Holzschlägerungen.
Einige Jahre hatte er das Amt als Kassier der Hochsteinstraße
über, bei der er auch als Arbeiter bis zu ihrer Fertigstellung
beschäftigt war. Bei anderen Gemeinschaftswegen wusste
man sein korrektes Handeln als Kassier ebenfalls sehr zu
schätzen. Zwanzig Jahre versah Engelbert die Arbeit als
Totengräber.
Nach fünf Jahren Hilfsarbeiter bei der Firma Frey, ging er im
Jahre 1983 aus gesundheitlichen Gründen in Frühpension.
Seit 1961 war er Mitpächter der Jagdgenossenschaft Bann-
berg.
Engelbert war ein leidenschaftlicher Jäger. Die Hege und Pfle-
ge war für ihn eine wichtige Aufgabe. Sein Jägerlatein unüber-
trefflich. So manche Begegnung auf seiner Pirsch, wurde beim
Erzählen so lebendig, dass er alles um sich vergaß. Auch in
seiner schweren Krankheit konnte man ihm noch manch klare
Gedanken entlocken, wenn es um ein Jagdgeschehen ging.
1975 heiratete er seine Elsa, die sein Ein und Alles war. Im
Jahr 1976 kam Tochter Judith zur Welt. Die Enkelkinder
David und Jasmina brachten neues Leben ins Haus. Seine
kleine Familie war sein ganzer Stolz, seine Freude und
besonders sein großer Halt in der Zeit seiner Krankheit. Mit
viel Liebe und Geduld wurde er begleitet. So konnte er fast bis
zu seinem Ableben in seiner gewohnten Umgebung bleiben.
Ein echtes „ Dorforginal“, das aus Lebenserfahrung erzählen
konnte, hat uns verlassen. Für Engelbert war es eine große
Ehre, wenn die Bannberger Bläser auf seinem Balkon, in der
Weihnachtsnacht, ihre schönen Weisen erklingen ließen. Bei
anschließender Jause, mit selbstgemachten „Hauswürstln“ war
er ein großzügiger Gastgeber und Unterhalter. Sie begleiteten
ihn auf seinem letzten Gang. So schwer auch ein Abschied
sein mag, wir alle gönnen Dir dieses neue Leben, wo es keine
Krankheit und Trauer mehr gibt. Wo uns Liebe und Freude
verheißen ist. Schön, dass es Dich gegeben hat. Danke für
Dein Leben mit uns. Engelbert, ruhe nun in Frieden.
Maria Weiler
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