Seite 67 - Gemeindezeitungen

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FODN - 56/01/2014
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CHRONIK
die Schneemassen nicht restlos wegge-
schmolzen.
Da die Fraktion Haslach von der La-
wine schwer betroffen war, erhielt Hein-
rich Oberhauser, Eggerbauer, 1951 vom
Lawinenholz 5 fm Fichtenholz zur Wie-
derinstandsetzung seines durch die La-
wine zerstörten Wohnhauses »Oberhas-
lach«, jedoch mit der Bedingung, dass
Oberhauser die Aufräumungsarbeiten,
welche durch diese Lawine hervorge-
rufen wurden, selbst vornimmt. Die
Holz- und Schuttaufräumungsarbeiten
im Haslacher Felde dauerten zwei Jahre.
Außerdem sind zahlreiche Heuschupfen
und Feldstadel der Lawine zum Opfer
gefallen, zahlreiche Zäune und beson-
ders viel Wald sind vernichtet worden.
Das Bergheu war glücklicherweise noch
vor Eintritt des großen Schnees heimge-
bracht worden; ansonsten wäre mit den
Schupfen auch sehr viel Futter verloren
gegangen.
Für die Lawinenopfer wird 1951 auf-
grund des Erlasses der Bezirkshaupt-
mannschaft Lienz eine Haussammlung
durchgeführt. Zudem hilft die Gemein-
de Kals den schwerst Betroffenen in der
Nachbargemeinde Heiligenblut mit einer
Zuwendung von 5.000 Schilling. In der
Folge wurden einige Lawinenschutz-
maßnahmen vorgenommen, welche die
Umweltgefahren etwas reduzierten und
zudem Arbeit in das Tal brachten.
Die Schadensermittlung am Gemein-
debesitz durch den Tiroler Gemeinde-
verband ergab (Angaben in Schilling):
Wiederherstellung von Brücken
und Lawinenbauten
S 50.000,--
Schaden am Gemeindewald, ein-
schließlich Interessentschaftswald
und Holzbeständen
S 500.000,--
Kosten für
Wiederaufforstung
S 10.000,--
Flurschäden am
Gemeindebesitz
S 40.000,--
Übersicht über Gemeinschaftshilfe:
Wert der durch
Gemeindeangehörige geleisteten
Hand- u. Zugdienste S 10.000,--
Geld- und Sachspenden inkl. Ge-
meindemittel
S 1.500,--
Dazu ein Bericht von RR Hans
Waschgler (Schulinspektor) in OH, 1951,
Nummer 4:
Trockene Zahlen über einen
feuchten Winter
Osttirol hat 1951 einen derart nieder-
schlagsreichen Winter hinter sich, dass
es sich lohnt, darüber Betrachtungen
anzustellen und Vergleiche mit norma-
len Jahren zu ziehen. Dabei wird vor-
ab mit trockenen Zahlen aufgewartet.
Zunächst eine Übersicht der Durch-
schnittsniederschläge eines Jahres, zur
Verfügung gestellt von der Meteorologi-
schen Zentralanstalt Wien aus den Mes-
sungen von 1891 – 1930:
Lienz
Kals
Jänner
50 mm
47 mm
Feber
51 mm
38 mm
März
74 mm
49 mm
April
64 mm
48 mm
Mai
93 mm
64 mm
Juni
97 mm
86 mm
Juli
107 mm
108 mm
August
106 mm
110 mm
September
79 mm
66 mm
Oktober
102 mm
74 mm
November
91 mm
48 mm
Dezember
59 mm
48 mm
Jahr
974 mm
786 mm
Vergleichszahlen der durchschnitt-
lichen Jahresniederschläge für einige
Osttiroler Orte in absteigender Folge:
Obertilliach: .......................1226 mm
Sillian: ................................1084 mm
Iselsberg: ............................ 1067 mm
Lienz:....................................974 mm
St. Jakob i. D.: ......................957 mm
Anras: ...................................950 mm
Innervillgraten: ....................929 mm
Prägraten: .............................829 mm
Matrei i.O.: ...........................808 mm
Kals am G.:...........................786 mm
Die langjährigen Durchschnittszah-
len der Niederschläge für Jänner und
Februar sind für Kals 47 mm und 38
mm.
In Ermangelung genauer Aufzeich-
nungen aus Kals für das Jahr 1951 fol-
gen nun diese der Wetterbeobachtungs-
station Lienz, wobei die Werte neben
dem Regen auch den vertauten, d.h. in
Wasser verwandelten Schnee umfassen.
Daraus kann auf die Situation in Kals
geschlossen werden. Wird Schnee ver-
taut, so ergibt 1 m3 Schnee je nach Be-
schaffenheit 100 bis 400 Liter Wasser
(Durchschnittswert etwa 250 l Wasser).
Den Niederschlagsrekord hält der 3.
Jänner, an dem innerhalb von 24 Stun-
den 80,2 mm Niederschlag fielen. Zwi-
schen dem 19. und 28. Jänner fiel ein Teil
des Niederschlages auch als Regen, was
um den 21. Jänner die Lawinenkatastro-
phen auslöste. Gesamtniederschlag im
Jänner: 215 mm (mehr als das Vierfa-
che). Auch der 6. und 7. Feber (etwa 152
mm) und der 13. Feber (67 mm) brach-
ten enorme Niederschlagsmengen, die
in Lienz hauptsächlich als Regen fielen.
Trotz des vielen Regens erreichte die
Schneehöhe im Lienzer Talboden fol-
gende Werte:
1. Jänner 50 cm, 1. Februar 94 cm,
28. Februar 98 cm. In Kals erreichten
die Neuschneemengen im Jänner 288
cm, im Februar 123 cm und im März
66 cm. Die größte Schneehöhe wurde
am 21. Jänner mit 200 cm verzeichnet.
Zum Vergleich der Schneerekord in
Obertilliach: Allein im März fielen 416
cm Schnee. Am 14. Februar betrug die
Schneehöhe 312 cm, am 16. April lagen
immer noch 177 cm Schnee.