Seite 15 - Gemeindezeitungen

Basic HTML-Version

Am 30 .November 2012 verstarb David
Vergeiner, vlg. Hatzer in Burg. Am
Montag. 3. Dezember wurde der ver-
diente Schütze von einer großen Trau-
ergemeinde und Schützenkameraden
aus nah und fern in Assling zu Grabe
getragen.
Dr. Bertl Jordan, ehemaliger Major
des Schützenviertels Oberland und
Freund des Verstorbenen, hielt in der
Pfarrkirche Assling die Trauerrede,
die er dankenswerter Weise den
Lesern der ACHSE zur Verfügung
stellte.
Liebe Angehörige von David! Geschätzte
Trauergäste! Liebe Schützenkameraden!
Ich darf euch als Schützenkamerad und in
freundschaftlicher Verbundenheit noch
einmal ein bisschen etwas aus dem Leben
von David in Erinnerung rufen:
Geboren wurde er vor über 92 Jahren in
Burg, wo er mit seinen vier Geschwistern
aufwuchs.
Mit 20 Jahren wurde er zur Deutschen
Wehrmacht einberufen und musste den
Russlandfeldzug von Anfang an sowohl
beim Vormarsch als auch später beim
Rückzug mitmachen. Beim Rückzug
geriet er schließlich in russische Gefan-
genschaft. Da er dort beinahe verhungert
wäre, beschlossen er und drei weitere
Soldaten die Flucht. Dabei wurden sie
einmal von einer russischen Streife auf-
gegriffen und an die Wand gestellt. David
hatte bereits mit dem Leben abgeschlos-
sen, als ein russischer Soldat doch noch
die Exekution verhinderte. Unter fast
unvorstellbaren
Strapazen
gelang
schließlich die Flucht und David kam
nach 7 Wochen im Juli 1945 wieder
zurück in die Heimat.
Die fürchterlichen Erlebnisse aus dem
Krieg, der Gefangenschaft und der Flucht
verfolgten ihn sein Leben lang und es war
einer seiner großen Wünsche, dass seine
Kinder und Enkel ihr Leben in Frieden
leben dürfen.
Wegen der herrschenden Lebensmittel-
knappheit nach dem Krieg durfte er vor-
erst nur auf dem kleinen Hof arbeiten und
konnte offiziell keiner anderen Arbeit
nachgehen oder gar seinen Traumberuf
„Tischler“ erlernen.
1952 heiratete er seine Sefe, mit der er
acht Kinder hatte.
Als es wieder erlaubt war, neben der
Landwirtschaft einer weiteren Beschäfti-
gung nachzugehen, arbeitete er als Zim-
merer, Dachdecker, Kesselschweißer und
Maurer. Schließlich fand er Beschäfti-
gung bei den ÖBB, wo er 10 Jahre bis zu
seiner Pensionierung mit 65 Jahren arbei-
tete.
In seinem Haus hatte er sich eine Werk-
statt eingerichtet – und diese war sein
„Himmelreich“. Dort drechselte oder
schnitzte er wunderschöne Werkstücke,
aber er war auch ein talentierter Maschi-
nenbauer. So baute er sich die Drehbank
für die Drechslerarbeiten selbst. Bis in
sein 90. Lebensjahr arbeitete er in seiner
Werkstatt, bis ihm seine Frau aus Sorge
um seine Gesundheit dringend davon
abriet. Aber heimlich schlich er auch
noch in den letzten Jahren in sein Para-
dies.
Seine zweite Leidenschaft war die Jagd.
Ihr ging er schon in jungen Jahren – dem
Hörensagen nach, nicht immer ganz legal
– nach. Trotzdem wurde er später offi-
zieller Jäger und sogar Aufsichtsjäger.
Wegen seiner Geschicklichkeit und sei-
ner Bereitschaft, anderen zu helfen, war
David rundum recht gefragt. Dies ging
manchmal sogar so weit, dass er die
Arbeit daheim stehen ließ, um anderen zu
helfen. Außerdem war er Mitglied der
Freiwilligen Feuerwehr und einige Zeit
betrieb er sogar den Burger Lift, um
sportlichen Kindern eine Trainigsgrund-
lage zu bieten.
Ein schwerer Schicksalsschlag war für
ihn der Unfalltod seiner Tochter Marian-
ne, den er nie ganz überwunden hatte.
Natürlich war auch David von den
Schmerzen und Leiden des Alterns
betroffen. Trotzdem gab es auch im
hohen Alter noch Anlässe, die er feiern
durfte: So konnte er mit seiner Frau Sefe
im heurigen Jahr in geistiger Frische die
diamantene Hochzeit feiern. Sein Enkel
Mario heiratete ebenfalls in diesem Jahr
und bei dieser Hochzeit feierte er mit viel
Freude mit.
Weitum bekannt wurde David als stram-
mer, aktiver Schützenmajor. Das Schüt-
zenwesen begleitete ihn ebenfalls sein
Leben lang. Schon 1938 trat er den Kri-
steiner Schützen bei. 1966 wurde er zum
Hauptmann dieser Kompanie gewählt
und führte sie 20 Jahre lang bis 1986.
Neben vielen Ausrückungen innerhalb
und außerhalb des Heimatortes fiel in sei-
ne Hauptmannszeit auch die Anschaffung
einer neuen Schützenfahne sowie die
Renovierung des Kriegerdenkmals.
Als 1985 der Oberländer Bataillonskom-
mandant Franz Lukasser verstarb, über-
nahm David die Führung dieses
Bataillons. Im darauffolgenden Jahr wur-
de er selbst zum Bataillonskommandan-
ten gewählt und bekleidete dieses Amt
bis 2001. Als Dank für sein Bemühen
ernannte ihn die Bataillonsversammlung
anschließend zum Ehrenmajor. Vom
Bund der Tiroler Schützenkompanien
wurde er u.a. mit der Goldenen Ver-
dienstmedaille, mit dem Verdienstzei-
chen für langjährige Kommandanten und
der selten vergebenen 70er Spange zur
Andreas-Hofer-Medaille für 70 Jahre
Mitgliedschaft zu einer Tiroler Schützen-
kompanie ausgezeichnet. Das Land Tirol
verlieh ihm die Landes-Verdienstmedail-
le.
Schon vor drei Monaten schien es, als ob
für David das Leben zu Ende gehen wür-
de. Einmal konnte er sich damals noch
gegen den Tod wehren. Eine Lungenent-
zündung erforderte aber letzte Woche
wieder einen Krankenhausaufenthalt.
Nachdem ihn noch seine Familie besucht
hatte, entschlief David friedlich.
Die Kristeiner Schützen werden sich mit
einer Ehrensalve von ihrem guten Kame-
raden David verabschieden. Wir alle
wünschen ihm, dass er in Frieden ruhen
möge.
Seite 15
02/2013
Gedenken an David Vergeiner