20
OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
10. SEPTEMBER 2018
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Musical-Autor, Läufer und Grönland-Fan
Hans Müller,
Rennweg und Burgstall/Winklern:
Hans Müller (Jahrgang 1945) ist unglaublich vielseitig, sportlich und zäh. Eine ganz besondere Persönlichkeit, ein Globetrotter mit
einmaligen Erlebnissen „zwischen Nord- und Südpol“. Er hat sich große Lebensträume erfüllen können, ganz im Sinn eines seiner
Buchzitate: „Ein wilder Hund erreicht viel, der Träumer fast alles“.
Er stammt aus Rennweg im
Katschtal, war beruflich Lehrer
(auch in der Sonderschule)
und Volksschuldirektor. Seine
Passion gehört dem Berglauf,
er hat weit über hundert Berg-
läufe gewonnen. Müller ist
Katschtaler und ebenso Möll-
taler, denn er wohnt, wenn er
nicht auf Reisen ist, in seinem
„Burgstall“ bei Winklern. Hier
im Wald hat er – seit fast 50
Jahren – in seinem versteckten
Hort mit einem hohen Turm
sein Zuhause, seinen Ort der
Kreativität, in Augenkontakt
mit der Mutter-Gedächtnis-Ka-
pelle, die an den Erbauer erin-
nert. Müller ist ein ungemein
produktiver Autor, er schreibt
Lyrik und Prosa, hat über 30
Bücher und über 50 Hörspiele
verfasst. Hier muss man gleich
seine dritte Heimat erwähnen:
Grönland. Alles zusammenge-
rechnet, hat er in Grönland
rund drei Jahre verbracht.
Denn viele Werke (verlegt bei
Heyn und Burgstall) befassen
sich mit Grönland, mit den Be-
wohnern, den Inuit, ihrem Le-
ben sowie einzelnen Schick-
salen.
Vom „Grönland-Virus“
befallen
Als Skilehrer führt er in Ost-
grönland, genauer gesagt in
Tasiilaq, alljährlich Schikurse
durch, um den benachteiligten
Kindern dort, speziell aus
einem Waisenhaus, das Skifah-
ren zu lehren – mit großem
Erfolg. Auch mit Sach- und
Geldspenden helfen er und
Gattin Brigitte den Kindern.
Müller hat bereits mehrere
Ferienaktionen für junge Inuit
durchgeführt, die dann in
Kärnten bzw. bei ihm im Burg-
stall schöne Urlaubstage ver-
bringen konnten. Auslöser für
seinen Grönland-Virus war
seine Grönlanddurchquerung im
Jahre 2003. Es zog und zieht ihn
immer wieder dorthin, „die
Menschen sind hier unglaublich
herzlich“. Müller schreibt in Dia-
lekt und Hochsprache, einfühl-
sam und nicht ohne Humor. Er
ist auch sehr musikalisch, spielt
Klavier und Gitarre und hat eine
Vorliebe für Stegreif-Chansons,
er singt Balladen ähnlich den
einstigen Minnesängern.
Vielseitig
Heuer feiert das berühmteste
Weihnachtslied „Stille Nacht,
Heilige Nacht“ den 200. Ge-
burtstag. Hans Müller schuf mit
Lichtdesigner und Soundkompo-
nist Georg Stampfer dazu das
Historien-Musical „Stille Nacht -
ein Notenblatt des Himmels“. Es
wird im In- und Ausland, sogar
in Los Angeles, aufgeführt wer-
den, sozusagen noch einmal um
die Welt gehen. Die Vorpremie-
re im Maria Saaler Dom Ende
2017 war ein großer Erfolg.
Eines seiner Bücher befasst sich
mit dem „Sonnblick“, genauer
gesagt mit der Arbeit und dem
Leben von Sonnblick-Wetter-
wart Hans Lindler, der 35 Jahre
lang am Sonnblick-Observatori-
um Dienst versehen hat. Einige
weitere Titel: „ES“, „Kujanguak
fand heim“, „Da Gontalwichtl",
„Geburtstag am Nordpol“, „Yeti“
und „Koma“. „Bitt schean ums
Lernen!" heißt ein weiteres,
sehr berührendes Buch, das
auch viele Episoden mit bzw.
über Schüler zum Besten gibt. Es
handelt von seinen Lehrerjahren
in der Asten im Mölltal. Er nennt
„Nicole“, sein bestes Buch. Es ist
längst vergriffen und handelt
von seinem ersten Parisaufent-
halt im legendären Jahr 1968.
Diese Schulzeit an den Berg-
schulen, wie in der Asten, dann
auch in Leoben (Loibm) im Lie-
sertal, am Lobersberg oder in
Rettenbach prägten Müller.
2012 brachte er die „Postauto-
geschichten“ heraus, Begeben-
heiten und Geschichten von
Chauffeuren und Reisenden in
Postbussen. Dazu war er drei
Jahre lang in ganz Österreich
unterwegs, für eine komplette
Rundfahrt entlang der Staats-
grenze musste er 24 Mal um-
steigen.
„Bergfex“
Hans Müller als „Bergfex“ zu
bezeichnen, ist untertrieben.
Er kennt die Westalpen sehr
gut, war auf dem Matterhorn
und dem Mont Blanc, bestieg
über ein Dutzend Sechstau-
sender, darunter Berge in Chi-
na sowie auch den Kiliman-
jaro. Er war im Rahmen von
Expeditionen zum Nordpol
(1997) und zum Südpol (2013)
aufgebrochen. Die beiden Pol-
fahrten und die Grönland-
durchquerung verdankt er,
wie er im – seinem Vater ge-
widmeten – Buch „Am Südpol
sind wir erst daheim“ (2013)
schreibt, seiner Frau Brigitte
und Freund und Expeditions-
leiter Christoph Höbenreich.
Diese Reise durch eine Welt
aus Schnee und Eis war ein-
sam, bedrückend, faszinie-
rend, eine Reise mit unglaub-
lichen, unbeschreiblichen Er-
fahrungen, Gefühlen und
Erlebnissen. Vielsagend und
wohl auch als Ermutigung be-
kennt „Brückenbauer“ Müller:
„Mein Heimatbegriff ist verti-
kal und sesshaft im Du“.
Karl Brunner
Hans Müller, ein Menschenfreund mit sehr vielen Begabungen.