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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

8. JÄNNER 2018

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

„Museen werden wichtiger“

Dr. Hartmut Prasch,

Spittal/Drau:

Dr. Hartmut Prasch (Jg. 1961) ist ein herausragender Experte in Sachen Volkskultur sowie Museen und Museumsentwicklung, ein begeisterter

Spittaler und gewissermaßen auch „Schlossherr", was nicht verwunderlich ist, denn sein Büro mit historischem Ambiente und hohen, voll mit

Büchern gefüllten Wandregalen befindet ich im wunderschönen Renaissanceschloss Porcia im Herzen von Spittal.

In zwei Etagen dieses Schlosses be­

findet sich das Museum für Volks­

kultur, das zum Rundgang mit vier­

sprachiger Information einlädt.

Hartmut Prasch leitet dieses ein­

malige Museum seit 30 Jahren,

2018 feiert das Museum seinen

60-jährigen Bestand. Es entstand

als Bezirksheimatmuseum Spittal/

Drau auf Initiative von Helmut

Prasch, dem Vater von Hartmut

Prasch, der im Laufe von drei Jahr­

zehnten zusammen mit vielen eh­

renamtlichen Helfern Objekte ge­

sammelt und das Museum aufge­

baut hat. „Der Vater arbeitete fürs

Museum, ich mit dem Museum",

sagt Prasch. Er studierte an der Uni

Innsbruck Europäische Ethnologie,

Volkskunde, Germanistik und Phi­

losophie und promovierte 1985.

Zwei Jahre war er Lehrbeauftragter

an den Universitäten Innsbruck,

Klagenfurt, Graz und Wien, ehe er

Museumsdirektor in Spittal wurde.

Der überaus engagierte Volkskund­

ler und Kulturmanager hat über 30

Bücher und mehr als 150 Beiträge

publiziert, die auch in mehrere

Sprachen (u. a. Chinesisch und

Arabisch) übersetzt wurden. Als

Buch erschien auch seine Disser­

tation über „Masken und Masken­

brauchtum

in

Oberkärnten“

(1985). Prasch kennt Spittal wie

kaum ein Zweiter, so hat er auch

über seine Heimatstadt und zu

Oberkärnten viele Beiträge ver­

fasst. Viele wissenschaftliche Ar­

beiten sind der Theorie und Praxis

musealer Arbeit und Präsentation

gewidmet. Prasch hat enormes

Wissen und Erfahrung, war in

wichtigen Funktionen in inter­

nationalen

Museumsverbänden

vertreten, u. a. war er auch Welt­

präsident der Regionalmuseen.

Aktives Erleben

Er war weltweit in zahlreichen Mu­

seen und bei fachlichen Kongressen

unterwegs und ist nach wie vor als

Experte und Vortragender viel im

Einsatz. „Museen – also auch gut auf­

gestellte Regionalmuseen – werden

weiter eine wichtige Rolle spielen,

denn immer mehr und immer

schneller wird Herkömmliches durch

Neues ersetzt“, verweist Prasch auf

die Schnelllebigkeit unserer Zeit.

Damit steige die Vermittlerrolle der

Museen, allerdings brauche es im­

mer wieder Innovation, bei der

Museumstechnik wie auch bei der

Museumspädagogik. „Etwas Neues

probieren, mit Zuversicht neue Wege

beschreiten“, das ist ihm stets wich­

tig. Innovative Projekte brauche es,

so wurde im Museum ein 3D-

Flug

simulationskino, Info-Terminals,

ein Kärnten-Panorama installiert

und zuletzt auch ein in Seeboden in

den 1950er-Jahren gebautes Segel­

flugzeug präsentiert. Das Museum

bewahrt mit den vielfältigsten – rund

20.000 Objekten – Geschichte

„zum Angreifen“. Es sind, wie Prasch

sagt, authentische dreidimensionale

Zeugen der Fertigkeit, der Arbeits-

und Lebensweise wie auch der geisti­

gen Haltung der Menschen in Ober­

kärnten. Der Bogen ist weitgespannt:

vom Kinderspiel über Schulgeschich­

te bis zu den unterschiedlichsten Be­

rufssparten, Handwerk, Bergbau,

alpine Landwirtschaft, Nationalpark

Hohe Tauern bis zum Tourismus. „Es

repräsentiert das, was der Bevölke­

rung Oberkärntens als wertvoll er­

scheint“, erklärt der Museumsdirek­

tor, der auch zahlreiche Sonderaus­

stellungen initiierte. Die Erlebniswelt

Eisenbahn im City Center in Spittal,

die Arsenbergbau-Schauhütte im

Pöllatal und das Almwirtschafts­

museum Zechner Alm sind Außen­

stellen des Museums. Träger des

Museums ist der Verein Bezirkshei­

matmuseum Spittal/Drau mit Präsi­

dent Prof. Hellmuth Drewes. An die

70 % des Aufwandes würde das Mu­

seum selbst erwirtschaften, weist

Prasch auf die fordernde Manage­

mentaufgabe hin. Sein Ziel ist weiter­

Dr. Hartmut Prasch – seit drei Jahr-

zehnten begeisterter Museums­

direktor in Spittal/Drau.

Foto: k. brunner

hin, an der Qualität des Museums

zu arbeiten, seine Attraktivität zu

erhöhen, allerdings gehe das nur

im Rahmen der finanziellen Mög­

lichkeiten, die könnten bekanntlich

im Bereich der Kultur immer besser

gestaltet sein. Man setze weiter auf

das „aktive Erleben“ des Besuchers.

Auszeichnungen

Zu Recht sehr stolz sind Prasch und

der Verein auf die zahlreichen und

hohen Auszeichnungen und Preise,

die das Museum bereits erhalten

hat. Die wichtigsten: der Internati­

onale Multimedia Preis für Museen

(2011) und der Europäische Muse­

umspreis als eines der besten Mu­

seen (1995). Übrigens, der über­

wiegende Teil der Besucher sind

Gäste aus dem In- und Ausland, da­

runter auch sehr viele Italiener. Das

Schloss Porcia hat eine besondere

Anziehungskraft, ist auch Ort der

Komödienspiele und Musikver­

anstaltungen. Auch sogenannte

„Ghosthunters“ kommen immer

wieder, um sich dem angeblichen

Spuk und Geistern des Schlosses

näher zu widmen, erzählt Prasch.

Knirschen im alten Gebäude höre

er öfters, aber einen direkten Be­

such eines Schlossgeistes habe er

bislang noch nicht erlebt. Der be­

geisterte und auch eigenwillige

Museums-Experte Prasch hat auch

schon jede Menge politische Erfah­

rung gesammelt, war er doch 15

Jahre in der Kommunalpolitik (u. a.

als Vizebürgermeister in Spittal)

aktiv und sitzt seit 2013 als Abge­

ordneter im Kärntner Landtag.

Karl Brunner

Einen überaus aktiven Spittaler

Turnverein 1872 konnte man bei der

Julfeier im Stadtsaal erleben. Ob-

mann Werner Lebitsch legte einlei-

tend die Bedeutung der Julfeier in-

nerhalb der Gemeinschaft der Turn-

vereine im Monat Dezember dar,

dann präsentierten die einzelnen

Riegen einen bunten Bilderbogen

von der Arbeit auf dem Turnboden

und legten Zeugnis darüber ab, dass

sich hier qualifizierte Vorturner der

Jugend widmen.