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18

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

5. DEZEMBER 2016

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Weltoffener Regionalist

LR a. D. Max Rauscher,

Obervellach/Hermagor:

Was macht Max Rauscher? Dieser Frage wollte ich nachgehen. Ich treffe ihn in seinem Wohn- und Elternhaus in Obervellach

in der Stadtgemeinde Hermagor an. Ein schlanker 1,91 m großer Mann, der vital, froh und optimistisch wirkt. Und nach wie vor

voller Energie ist.

Max Rauscher war ein mächtiger

und machtbewusster Landespo-

litiker, er war als Landesrat elf

Jahre lang Mitglied der Kärntner

Landesregierung. Dabei war LR

Rauscher für die interessanten

wie schwierigen Ressorts zustän-

dig, von den Finanzen über die

Krankenanstalten bis zum Perso-

nal. Und auch Nationalparkrefe-

rent war er und hatte Wesent-

liches zur Entwicklung der Nock-

berge sowie der Hohen Tauern

beigetragen. 1993 ist er dann

freiwillig aus der Politik ausge-

stiegen. „Ich hab es gern ge-

macht“, sagt er. Und man müsse

die Menschen mögen, mit ihnen

reden. Ja, Kommunikationsstär-

ke und Durchsetzungsvermögen

hatte er und das braucht es

auch. U. a. erinnere ich mich

auch an den stets realitätsnahen

Ausspruch „Der Ober sticht den

Unter". Er wollte immer etwas

bewegen, sieht sich als Praktiker

und Pragmatiker. Kurzer Rück-

blick: Rauscher kam 1940 in

Obervellach zur Welt, lernte

Kaufmann, bekam auch früh

durch Kontakte mit behinderten

Menschen ein soziales Verständ-

nis. Dann arbeitete er zehn Jahre

lang an der Bezirkshauptmann-

schaft Hermagor, war weitere

zehn Jahre Amtsleiter in der

Stadtgemeinde Hermagor bei

den Bürgermeistern Rudolf

Tillian und Josef Themessl und

zwei Jahre selbst Bürgermeister

der Stadtgemeinde Hermagor.

Tillian, rund 30 Jahre lang Kom-

munal- und Landespolitiker,

auch Präsident des Kärntner

Landtages, war für Rauscher

„politischer Ziehvater“ und Vor-

bild. Weitere politische Vor-

bilder waren Bruno Kreisky und

Landesrat Hans Schober (Spit-

tal), dieser war rund 20 Jahre

lang (bis 1982) Finanzlan-

desrat in Kärnten. Rauscher

war und ist vor allem ein

großer Freund und Förde-

rer des ländlichen Raumes.

Er ist ein heimatverbun-

dener Gailtaler. Die Regio-

nalentwicklung zu fördern,

darum ging es ihm immer.

Und vor allem ging es ihm

darum, Initiativen vor Ort

zu unterstützen. „Wenn es

Leute gibt, die etwas wol-

len, dann bin ich dabei“,

sagt er. Dabei soll es nach-

haltig sein, also auch der

nächsten Generation mög-

lichst nützlich sein, dazu

brauche es sinnvolle Inves-

titionen und Angebote.

Nassfeld-

Entwicklung

Der Landesrat a. D. ist

zwar in Pension, aber

nicht im „Ruhe“-Stand, sondern

weiterhin vielseitig sehr aktiv.

Die Erschließung und Entwick-

lung des Naßfeldes als Winter-

sport- und Wandergebiet ist zu-

sammen mit seinem Freund

Arnold Pucher sein großes An-

liegen seit Jahrzehnten geblie-

ben. Eines der großen Highlights

war die Eröffnung der Milleni-

umsbahn (1999) von Tröpolach

aufs Nassfeld. Rauscher war

Konsulent und ist jetzt Aus-

sichtsratsvorsitzender der Berg-

bahnen Naßfeld-Pramollo AG.

Und die hat große Ziele: die

Erschließung der italienischen

Seite, also eine Seilbahn von

Pontebba aufs Nassfeld und zu-

dem den Aufbau von Betten-

kapazitäten (600 Betten). Das

gemeinsame Projekt ist auch

schon weit gediehen. Rauscher

ist überzeugt davon, dass dies

der Gesamtregion, also dem

Gailtal wie auch dem Kanaltal

und darüber hinaus, einer auch

verkehrsmäßig gut erreichbaren

Groß-Region, einen großen Auf-

trieb geben würde. Immerhin

konnte das Nassfeld seine Näch-

tigungszahlen nach und nach auf

nunmehr über eine Million

steigern (die sich schon je zur

Hälfte auf Winter und Sommer

aufteilt). „Es geht darum, die

Abwanderung zu stoppen, die

Jugend im Tal zu halten, Infra-

struktur und Arbeitsplätze zu

schaffen bzw. zu erhalten“, sagt

Rauscher heute wie damals.

Der so vielfältige, wunderschöne

Bezirk habe vor allem touristisch

ein enormes Potential, denke

man allein daran, dass in diesem

Raum drei große Kulturen zu-

sammentreffen. Es sei wichtig,

dass man der Jugend touri-

stische Berufsbilder schmack-

haft macht. Und es sei hilfreich,

dass jeder sich positiv einbringt,

und sei sein Beitrag noch so

klein. Den früheren Poli-

tiker sehe ich als über-

legten und engagierten

Touristiker, Regionalent-

wickler, Kämpfer für den

ländlichen Raum und für

regionale und überregio-

nale Kooperationen, da-

mit auch die Jugend in

den ländlichen, alpinen

Regionen eine Zukunft

haben kann. Ein welt-

offener Regionalist. Eine

besonders

schwere,

schmerzhafte Zeit hatte

Rauscher und die Kinder

Christian und Astrid zu durch-

leben, als seine Gattin Gerda

an Krebs erkrankte und vor vier

Jahren verstorben ist. Glaube,

Familie und Vertrauen sind für

ihn ganz zentrale Elemente fürs

Leben. Viel Freude bereiten

ihm die Enkel Teresa und Mi-

chael. Max Rauscher ist vielbe-

schäftigt, er wird gern ange-

sprochen und um Rat gebeten.

„Fad ist mir nie“. Denn er hat

auch Hobbys, denen er gerne

frönt, wie Skifahren, Wandern,

E-Biken und neuerdings auch

Golfen. Auch war und ist er

viel auf Reisen. Das alles hält

ihn fit. Klar, so manches,

was politisch (nicht) passiert,

ärgert und/oder wundert ihn.

Beispielsweise könnte die Poli-

tik doch öfters rascher und

mutiger reagieren, auch um

Entscheidungen von Gerichten

zuvorzukommen.

Karl Brunner

Max Rauscher, ein

Praktiker mit Elan:

„Mithelfen, damit die

Jugend im Tal bleiben

kann“.

Foto: Karl Brunner