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Brücke in der „Lacke“. Westlich von die-
ser verzweigte sich die Schwarzach in
mehrere Arme, sodaß kleine Inseln und ein
versumpftes Gebiet entstanden. Nach einer
mündlichen Überlieferung soll jedoch die
Straße bald nach dem Gasthof „In der
Mauer“ zur Schwarzach abgebogen sein,
den Fluß knapp vor dem „Dure“ übersetzt
und sich dann zur „Äußeren Großrotte“
fortgesetzt haben. Eine Einsenkung im
derartigen Uferbereich der Schwarzach
könnte darauf hinweisen, doch fand sich
weder in der uns zugänglichen Literatur,
noch in den vorliegenden Kartenwerken
ein Hinweis darauf.
Nach dem Übersetzen der Schwarzach
stieg die Straße an den Hangfuß der Sonn-
seite, lief diesen entlang, vorbei an der
„Hirbe“, die zu jener Zeit eine Gastwirt-
schaft und die letzte der „Labestationen“
vor St. Jakob war und erreichte das Orts-
zentrum nach dem Übersetzten des Tro-
jeralmbaches. Es existiert diese Weg-
führung ebenfalls noch heute. Sie stellt
un ter der Bezeichnung „Wiesenweg“ ei-
nen der schönen Talwanderwege von St.
Jakob dar.
1907 wurde schließlich eine direkte
Straßenverbindung von der „Lack-
brücke“ zum Handelshaus gebaut, wobei
die Versumpfung des Talbodens ein we-
sentliches Problem darstellte. Es wurde da-
mit gelöst, daß die gewaltigen Schlacken-
halden, welche am Ausgang des Trojerta-
les aus den Zeiten der Erzverhüttung
angehäuft waren, zur Festigung des Un-
tergrundes Verwendung fanden.
Der Benützer der heutigen bequemen
Fahrstraße, der sein Gefährt – vielfach viel
zu schnell – über die Fahrbahn führt, ahnt
meist nicht, welcher Wege und Umwege
es bedurft hatte, um die sprichwörtlich
schlechte „Defereggentalstraße“ zum
derzeitigen Stand gedeihen zu lassen.
Anmerkungen:
1 Zur Geschichte des Postautoverkehrs in Defereggen sie-
he Stemberger S.: 232. Bereits 1923 verkehrte das „De-
feregger Auto“ mit seinem Chauffeur Anton Blaßnig
(siehe Foto).
2 Siehe Stemberger S.: 225 und Ladstätter, zur Geschich-
te des Bergbaues in Defereggen 2, OHBl. 4/1972.
3 Pizzinini, Defereggenstraße 1.
4 Vergleiche das Foto bei Kröll, St. Jakob, S. 96f.
5 Er muß noch bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges exi-
stiert haben, wird doch noch 1935 die Erneuerung der
Brücke erwähnt (nach der ungedruckten Hopfgartner
Chronik).
6 Vergleiche den Restaurierungsbericht, OB 15. 7. 1993
Zur Geschichte des Straßenanbaues (1885 – 1912) in
vier Etappen siehe Stemberger S.: 225 – 227, sowie
Pizzinini, Defereggenstraße 1, 2.
Literatur:
H. Kröll (Hg.), St. Jakob in Defereggen. Tal und Leute um
1900. Das fotografische Werk des Tischlers Josef Ladstät-
ter, vulgo Kofler Sepp, Wien 1989.
H. Ladstätter, Mellitz-Bergl-Moos, OHBl. 12/1972.
Ders., Aus der Chronik St. Jakob/Defereggen 1576, 2.
OHBl 11/1976.
Ders., Chronik von St. Jakob i. D. (Ortschroniken 31), In-
nsbruck 1979.
H. Kröll – G. Stemberger, Defereggen. Eine Landschaft in
Tirol, Wien 1985.
M. Pizzinini, Osttirol in alten Fotos und Zeitungsberichten
(61, 62): Der Bau der Straße ins Defereggen (11/2), OB 15.
4. 1976, S 16 und 29. 4. 1976 S 30.
A. Hopfgartner, Hopfgartner Chronik, 2 Bd., ungedruckt.
Folgenden Personen sind wir zu Dank verpflichtet: Jakob
Blaßnig, Taxiunternehmer in Hopfgarten i. D., OSR Max
Hafele, St. Veit i. D., Irmgard Hopfgartner, Chronistin in
Hopfgarten i. D., Dipl.-Ing. Josef Papsch, Bezirksbauamt
Lienz.
Nummer 10/11 — 63. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Bruggen, Aufnahme um 1940.
Der Weiler Zotten, Aufnahme von ca. 1900.
Straßenverlauf zwischen Feld und Bruggen; Ausschnitt aus der sogenannten Urmappe,
dem ersten bildhaften Kataster, um 1860.
Foto: Vermessungsinspektorat für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck