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durch Lawinen gefährdet. Zur heutigen
Trassenführung, die dieses Gefahrengebiet
vermeidet, indem sie vor dessen Beginn
die Talseite wechselt, fand man erst nach
der Katastrophe von 1965. Die gedeckte
Holzbrücke („Prößbrugge“, erbaut 1935),
über die sich jener Talseitenwechsel voll-
zog, wurde 1965 ein Opfer der Hochwas-
serkatastrophe. Die alte Straße führte nun
aufwärts in das Zentrum von Hopfgarten
und durchzog dieses ohne weitere Ab-
zweigungen. Nach dem Brand von 1940
wurde parallel zum Ortskern weiter süd-
lich die sogenannte Dorfumfahrungs-
straße gebaut. Der weitere Straßenverlauf
durch Hopfgarten entsprach dem heutigen.
Die heute bestehende gedeckte Brücke vor
der Auffahrt zur Zwenewaldalm gab es al-
lerdings in der derzeitigen Form noch
nicht. Sie wurde erst 1940 errichtet.
Im nächsten Streckenabschnitt, im Be-
reich der Rotte Plon, teilte sich die
Schwarzach noch bis in die Zeit der zwei-
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts in mehre-
re Arme und bildete einige aubewachsene
Inseln, deren Erinnerung in der „Auen-
schmiede“ fortlebt. Dies geht aus dem
franziszeischen Kataster hervor. Zwei die-
ser Arme, die offenbar bis an den nordsei-
tigen Hang heranreichten, wurden über
Brücken von der Straße überquert. Die
Karten von 1866 und 1894 zeigen davon
nichts mehr: Die Schwarzach hat einen
glatten, wenn auch nicht begradigten Ver-
lauf und die Straße zieht sonnseitig ohne
Brücken. Das an der Mündung des Klei-
nitzer Almbaches gelegene Antonius
Kirchlein ist weder im Kartenwerk von
1858, noch in jenem von 1866 verzeichnet,
wohl aber in der Militärkarte von 1894. Es
wurde 1860 erbaut
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.
Ungefähr nach dem ersten Wegdrittel
zwischen besagtem Kirchlein und der
„Ausserstanzbrücke“ stand sonnseitig das
Gasthaus „Mellitzwald“, von welchem der
Kundige noch heute einige Grundmauern
erkennen kann. Es stellte eine jener Labe-
stationen dar, welche der rasche Durch-
zugsverkehr mit dem Kraftfahrzeug über-
flüssig gemacht hat. Danach begann
abermals ein gefährlicher Abschnitt – der
sogenannte „Mellitzwald“. Zu dessen
Beginn, heute durch eine Überdachung
geschützt, drohte eine „Giesse“, also
Murenabgang und Steinschlag. In der fol-
genden klammartigen Enge war ein Ab-
rutscher der Straße nicht ausgeschlossen.
Sie ist heute auf der Höhe des 1966 ange-
legten Tunnels tatsächlich vollkommen
verschwunden. Die Touristen, die mittels
einer Tafel auf den schönen Blick auf St.
Veit hingewiesen werden, ahnen nicht, daß
an jener Stelle früher die Straße weiter-
führte und unmittelbar nach diesem letzten
Teil des „Mellitzwaldes“ auf der „Ausser-
stanzbrücke“ die Talseite wechselte. Es
war dies eine ursprünglich gedeckte
Brücke, die in den späten fünfziger Jahren
ihres Daches beraubt wurde. Ihre Funda-
mente, wie auch jene der 1964 begonne-
nen Neuerrichtung, sind noch heute in
Resten zu sehen.
Die heutige „Innerstanzbrücke“ wurde
1975 im Rahmen der Straßenbegradigung
errichtet. Ihr Vorgänger, ein Holzbau, der
als einer der wenigen, die Hochwasser
1965/66 überstand, diente noch bis 1991
als Fußgängersteig. Ab dieser Stelle führ-
te die Fahrstraße am Südrand der schatt-
seitigen Wiesen in Richtung Zotten (sie
wird heute noch im Sommer als Forst-
straße und im Winter als Langlaufloipe
genützt) und überquerte bei der alten Säge
den Gsaritzer Almbach und in der Folge
die Schwarzach beim Zottener Kirchlein.
Bei der „Innerstanzbrücke“ konnte der
Fluß wohl überquert werden, doch führte
danach nur ein Fußweg taleinwärts und ein
zweiter aufwärts nach St. Veit. Erst in den
Kartenwerken des ausklingenden vorigen
Jahrhunderts scheint eine Fahrstraße zu
dieser Ortschaft auf. Sie wurde 1976 neu
trassiert.
Der weitere Straßenverlauf entspricht
seit 1988 bereits grundsätzlich dem heu-
tigen: Die Fahrstraße überquerte die
Schwarzach im selben Bereich wie jetzt
und verlief sonnseitig auf der Trasse
des früheren Fußweges. Das schattseitig
geführte Straßenstück ist 1894 nur mehr
als Güterweg eingezeichnet. Die starke
Straßenkrümmung, die sich nach etwa 200
Metern ergab, wurde 1992 beseitigt, indem
die Straße näher an die Schwarzach gelegt
wurde.
In Zotten selbst stellte der „Zottenwirt“
eine weitere Labestation dar, bei welcher
eine Kegelbahn für zusätzliche Kurzweil
sorgte. Letztere ist zwar vor etwa 15 Jah-
Nummer 10/11 — 63. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Das „Defregger Auto“ mit Chaffeur Anton Blaßnig, 1923.
Die „Prößbrugge“, erbaut 1935, zerstört 1965.