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Im Feber 1810 kam Osttirol bis einsch-
ließlich Innichen, Oberkärnten mit Villach
und Tarvis durch den Pariser Vertrag zu
den
Illyrischen
Provinzen,
die
direkt Napoleon unterstanden. Zum Illyri-
schen Königreich gehörten noch Triest,
Görz, Krain, Istrien und Dalmatien. Ostti-
rol gehörte zur Provinz Villach. Die Pro-
vinzen waren in Kantone unterteilt, wo
auch der Sitz eines Friedensrichters war.
Die Kantone in Osttirol hießen: Lienz, Sil-
lian und Windisch-Matrei. Die Kantone
setzten sich aus Arondissements (Ge-
meinden) zusammen, an deren Spitze ein
Maire (Bürgermeister) stand. Im Kanton
Windisch-Matrei gab es nur drei Ge-
meinden: Windisch-Matrei, Virgen und
Defereggen.
Kirchlich unterstand die Provinz Villach
dem Bistum Laibach.
Nach einem Sterbefall wurde nach fran-
zösischen Vorschriften ein Inventarium
des Erbes erstellt.
In der Folge übermittle ich ein solches
aus Windisch-Matrei in der damaligen
Rechtschreibung der Urkunde.
„Napoleon, von Gottes Gnaden, und
durch die Constitutionen
1
des Reiches
Kaiser der Franken, König von Italien, Be-
schützer des Rheinischen Bundes, Ver-
mittler des Schweizer Bundes …
Machen kund, daß das Friedensgericht
in Windischmattrey am neun und zwan-
zigsten Oktober achtzehnhundertund-
zwölf in der Behausung des am 25. Sep-
tember 1812 verstorbenen
Gregor Berger
am Außerbartlergut zu Zedlach aufge-
nommen hat, folgendes
Inventarium
Nr. Rep. 153.
Auf Ansuchen des den abwesenden Erb
vertrettenden Herrn Notairs Negele
schritt man heute in seiner – dann des
abgeleibten Gregor Bergers Wittwe und
dessen Sohn Ingatz Bergers Gegenwart zur
Aufnahme des Inventariums; wozu Andrä
Wöber, Fleischhacker im Markt Windisch-
mattrey als Kunstverständiger ernannt
wurde, der schon unter einem früheren
Tage als solcher beeidet worden ist.
Erben
sind des Erblassers seelig mit der zurück-
gelassenen Wittwe Maria Wallnerin ehe-
lich erworbenen 3 Kinder, als
1. Niklas Berger, volljährig und abwe-
send, wofür der P. Herr Notair Negele
gemäß ordonance des Herrn Präsiden-
ten der I. Instanz in Villach dat. 26. Ju-
ni 1812 als Bevollmächtigter auftratt.
2. Ignatz Berger, ledig, volljähriger
Hauswirtschaftsführer.
3. Katharina Berger, ledig, volljährig und
zu Hause mit Aufenthalt.
Vermögen an Aufliegenden
Ein Dritl vom ersten Dritl des Hofs im
Winkl, Freystift Pflegeamt Windisch-
mattrey. Letzter Anschlag in Landes
Währung 400 f (Gulden). Dermalige
Schätzung 400 f.
Bürden (Abgaben) hierauf sind: 6
2
3
Waitzen, 14
2
3
Roggen, Gersten 2 und Ha-
ber 12 Mattreyer Vierling jährlich zu die-
nen.
Jährlich 2 Fuder Holz vom Klauswald
zu führen.
Jährliche Stifte 23 Kreuzer (k) 2 Fierer
(fi).
Ein Grundstück Glazach genannt, am
Grieß in Virgen einliegend, stosset gegen
Morgen an Josef Mösners zu Obermauer
Grund, Mittags an die Gmain, Abends an
Hansen Aßmayrs Brunners Gründen, und
gegen Mitternacht an das Urbar Pizend, –
ein zum Schloß Bruggen in Lienz mit
Freystift Rechten unterworfenes Grund-
stück und woran Erblasser seit 17. August
1776 allein im Urbar steht. Bürde hierauf
jährlich 19 Kreuzer Stift.
Letzter und dermaliger
Anschlag................................. 400 f
Summe des Aufliegenden in
Landes Währung .................... 800 f
das ist: siebenzehnhundert zwanzig drey
Frank neunzig ein centimes
Lebende Fahrniß
2
1 altes Stutt Pferd ..................... 20 f
1 Kuh, weil die andere der
Wittwe gehört ........................... 26 f
1 eineinhalbjähriges Kalb......... 12 f
1 Jähriges Kalb ......................... 9 f
1 Saugkalb .................................. 2 f 30 k
2 Frischlinge
3
............................ 5 f
Summa in Landes Währung:
74 Gulden 30 Kreuzer
das ist einhundertsechzig Frank fünfzig
vier Centimes
Ausbau
15 Vierling Roggen zu
doppelter Saam à 48 k .............. 24 f
Summa für sich
das ist: fünfzig ein Frank und siebenzig
zwey centimes.
Tode Fahrniß
In der Stube
1 Tisch, 1 Wandkasten,
1 Hänguhr, 1 Strökr
4
,
1 Schleifstein, 1 Balg
5
................ 6 f 40 k
1 Pfannholz
6
, 1 eiserner
Dreyfuß
7
, 3 steinerne u.
1 hölzerne Schissl ............................ 18 k
1 Laubmesser, 3 Neiger
8
,
2 Saagen, 1 Reifmesser
9
,
et übrige Machzeig ..................... 2 f 7 k
9 f 5 k
In der Kuchl
1 Kössl, 1 Dreyfuß,
3 eiserne Häfen........................... 6 f 26 k
1 Brandschaufl
10
, 1 Kuchlhakl,
1 Stribich
11
samt Mehl ................ 1 f 17 k
1 Rierkibl
12
, 1 Seiche
13
und
1 Melchsechter
14
............................... 27 k
1 kupferne et 2 eiserne Pfann,
1 Löcher Kölle und
übriges Kochzeug....................... 3 f 36 k
8 Milchschissel ................................ 48 k
Vorhaus
1 Kupfer, 1 kupferne Gatz
15
,
1 Zimmersaag............................. 2 f 45 k
1 Laubmesser, 1 Maißhak
16
,
1 Zapin
17
..................................... 1 f 8 k
1 Pikl, 1 Haue, 1 Denglzeig
18
,
1 Handhakl ................................. 1 f 16 k
1 Dexl
19
, 1 Eisensteken,
1 Zimmerklamper....................... 2 f
Krautkeller
4 Potting
20
................................... 7 f
Gäden
21
1 Straubenkössl
22
, 2 Sechter,
1 Eisenkeil ....................................... 36 k
2 Kuhketten, 1 Bodenkübl ............... 24 k
Kuchlkammer
Des Erblassers Truhe, 2 andere
kleine Trüherl, 1 Bethstadt ......... 2 f
Dirnkammer
9 Milchschissel, 1 schlechtes
Bethgewand................................ 1 f 30 k
Mehlkammerl
1 Plache
23
, 1 Teppich, 1 Strökr,
1 Truhe ....................................... 4 f
1 Mehltrühl, 1 Stribich,
1 Daxbarte
24
, 20 Spulen .............. 1 f
Käste
1 Beutel
25
, 1 Vierling, 1 Schäffl ....... 33 k
1 Mehlbalg, 1 Latern,
2 Woolscheren
26
............................... 48 k
2 Saamstribich
27
, 1 Vierling
Pohnen, 1 steinerne Schissl .........1 f 36 k
3 Pfund Woole............................ 1 f 12 k
Erwin Kolbitsch
Ein bäuerliches Inventarium aus
Windisch-Matrei
Aus der Zeit der Zugehörigkeit Osttirols zu den Illyrischen Provinzen Frankreichs
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
66. Jahrgang –– Nummer 1
Steuerstempel zu 75 Cent pro Bogen
(zweimal); 100 Centimes = 1 Frank; 2,5
Franken = 1 Gulden (= 60 Kreuzer).