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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
66. Jahrgang –– Nummer 1
schmelzungen verwendet. Die arabische
Zahl Vier am Rande des Tiegelbodens
scheint nach Rudolf Hammel
5
und Konrad
Spindler auf deutsche Obernzeller Werk-
stätten hinzuweisen. Schmelztiegel aus
diesem Ort erfuhren eine enorme Verbrei-
tung.
Allerdings ist die Zahl am Matreier
Exemplar im Negativ und nicht, wie bei
den Obernzeller Marken üblich, erhaben
angebracht.
Dieser Vierer weist auf die ursprüng-
lichen Normgrößen der Schmelztiegel hin.
An der Außenwand finden sich Spuren
des Gebrauchs in Form von Schlacken-
rückständen. Die Untersuchungen an
der Innenwand durch Dipl.-Ing. Robert
Stibich
6
ergab erstaunlicherweise keine
Kupfertröpfchen, wohl aber kleinste
Kupferpunkte, was auf eine sehr gut ent-
wickelte Schmelztechnik schließen läßt.
Schwierig gestaltet sich die Identifizie-
rung der Bodenmarke, da der Tiegelboden
Gebrauchsspuren aufweist. Die starke Mit-
telritzung dürfte sekundär entstanden
sein. Die exakte Lage quer über den Boden
scheint anzudeuten, daß sie nicht zufällig
ist, wie dies öfter bei Lesefunden auf
Äckern vorkommt, die eine Beschädigung
durch Pflugmesser aufweisen.
Suchen wir nach Vergleichen zu solchen
Stempeln, läßt sich folgendes feststellen:
Die Obernzeller Hafner haben kurz vor
1600 aufgehört, mit Kreuzmarken zu
stempeln, und verwendeten schon 1573
diesen Vierer mit den jeweiligen Initialen
des Meisters. Damit kann das Fundstück
von Matrei allgemein in die Zeit zwischen
1573 und 1600 datiert werden.
3. Rohbarren aus Bronze
(Abb. 4).
Erh. L 81, gr. B. 635, gr. St. 23, Gew.
702,24 g.
Bei dem Bruchstück handelt es sich um
einen Lesefund von der sogenannten
Äußeren Steiner-Alm (1.909 m). Hier fin-
den sich auch Spuren von alten Stollen
und vermutlichen Schmelzhütten
7
.
Der Rohbarren besteht nach einer Un-
tersuchung von Dr. Richard Tessadri
8
,
Universität Innsbruck, aus Bronze mit ge-
ringsten Spuren einer Verunreinigung
durch Zink, Blei und Eisen. An der Ober-
fläche finden sich geringe Reste von
Kupferoxyd und Schlacke.
Die Form allein erlaubt nach dem
aktuellen Forschungsstand noch keine ge-
nauere zeitliche Einordnung.
AO Heimatmuseum Matrei in Osttirol
(ohne Inv. Nr.).
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
AO
Aufbewahrungsort
B
Breite
DmB
Bodendurchmesser
DmR
Randdurchmesser
Erh.
Erhalten
g
Gramm
Gew.
Gewicht
gr.
größte
H
Höhe
L
Länge
St
Stärke
Anmerkungen:
1 Während der Beschäftigung mit dem neuzeitlichen Berg-
bau in Blindis nördlich von St. Jakob im Defereggen im
Rahmen meiner Magisterarbeit stieß ich unter anderem
auch auf diese Fundgegenstände. Die Anregung für diesen
Beitrag verdanke ich Dr. Harald Stadler vom Institut für
Ur- und Frühgeschichte an der Universität Innsbruck.
2 G. Kaltenhauser, Ein bronzezeitlicher Schmelzplatz am
Klaunzerberg bei Matrei in Osttirol. In: Veröff. Mus.
Ferd. 5 /1974, 145 - 154.
3 S. Karwiese, Der Ager Aguntinus, (Wien 1975), 52.
4 P. Jablonka, Die Siedlung auf der Gurina im Oberen
Gailtal. Carinthia I, 185, 1995, 135.
5 Herrn Rudolf Hammel, Leiter der musealen Sammlun-
gen in Obernzell, sei für die Informationen zu frühneu-
zeitlichen Schmelztiegeln an dieser Stelle gedankt.
6 Dank gebührt Herrn Dipl.-Ing. Robert Stibich, Direktor
der Montanwerke Brixlegg für die Untersuchung der
beiden Schmelztiegel und das informative Gespräch.
7 Karwiese (Anm. 3) 53.
8 Für die entsprechende Röntgen-Fluoreszens-Analyse
wird Herrn Tessadri gedankt.
Abb. 2: Fundstellenskizze des Schmelztiegels von Seblas.
Zeichnung: M. Ghedina – Pernther (?), Matrei in Osttirol