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Nummer 1/1998
66. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Der Abbau von Kupfer, Eisen, Blei und
Gold weist Matrei als
das
Bergbaugebiet
in Osttirol aus und kann auf eine lange
Tradition zurückblicken. Der älteste bis-
her bekannte Befund reicht bis in die
Bronzezeit (2200 v. Chr.) zurück, wie
Keramikreste auf dem Klaunzer Bichl
(1.079 m), die mit einem Kupferschmelz-
platz
2
in Zusammenhang gebracht werden,
beweisen. Die Förderung von Erzen setz-
te sich über die Römer
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und Slawen bis in
die Neuzeit fort. Auch die hier beschrie-
benen Artefakte, die sich im Heimatmuse-
um Matrei befinden, dienen als Mosaik-
steinchen zur Vervollständigung unseres
Wissens vorindustrieller Wirtschaftsge-
schichte des Bezirkes.
1. Schmelztiegel aus Keramik
(Abb. 1).
Erh. H 97, DmR 72, DmB 49.
Anläßlich der Errichtung eines Pferde-
stalles durch Simon Oblasser, Besitzer
beim Oberhammer in Seblas, im Jahre
1947 fand sich nahe dem Fahrweg nach
Matrei (Abb. 2) in einer Tiefe von 25 cm
dieser Schmelztiegel.
Es handelt sich um eine steilwandige
Becherform aus Keramik, der Graphit bei-
gegeben wurde. Letzterer dient zur Festi-
gung hochtemperaturbeanspruchter Ton-
ware. Die im Inneren vorhandene Braun-
färbung könnte von Zuschlagmitteln
stammen, um eine dünnflüssige Schlacke
zu erzielen. Bemerkenswert und selten ist
die senkrechte Handhabe, die über die
ganze Höhe reicht. Das in der Wand be-
findliche Loch wurde nachträglich hinein-
geschlagen.
In der Lokalforschung wird das Tiegel-
fragment
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in römische Zeit datiert ohne
dafür stichhaltige Beweise vorzulegen.
2. Schmelztiegelfragment aus Keramik
(Abb. 3).
Erh. H 57, DmB 45.
Das Bodenstück stammt aus dem un-
mittelbaren Marktbereich und wurde ver-
mutlich, wie die Größe verrät, für Probe-
Friedrich Ehrl
Relikte alten Verhüttungswesens aus dem
Raum Matrei in Osttirol
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Abb. 1: Fragment eines Schmelztiegels.
Zeichnung: A. Blaickner, Innsbruck