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Nummer 1 –– 67. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
den Iselsberg nach Kärnten, und alle
Waren, die aus Kärnten und Friaul über den
Iselsberg nach Salzburg geführt werden,
hier in „Cappaun“ zu verzollen seien.
Wann nun die Zollstelle am Iselsberg er-
richtet wurde, ist urkundlich nicht ersicht-
lich. 1781 wird in einer Urkunde die Ent-
lassung des Einnehmers am Iselsberg,
Franz Ostermayer, wegen eines Kassarestes
von 12 Gulden 45 Kreuzern erwähnt.
1783 wurde am Iselsberg ein neues Zoll-
haus am Lerchenbühel erbaut. Der dama-
lige Einnehmer Josef Rauter erhielt 200
Gulden Jahresgehalt.
1791 betrugen die Einnahmen des Zoll-
amtes am Iselsberg 431 Gulden 10 1/2
Kreuzer, die des Wegamtes 62 Gulden 37
3/4 Kreuzer. Doch der Krieg ließ den Wa-
renverkehr stark zurückgehen.
1802 betrug der Einfuhrzoll aus fremden
Landen nur 13 Gulden 24 1/4 Kreuzer, der
aus den Erblanden 23 fl 19 1/4 kr, der Aus-
fuhrzoll in fremde Lande gar nur 13 Kreu-
zer und in die Erblande 13 fl 12 1/2 kr, der
Durchfuhrzoll 58 Kreuzer.
1825 wurde die Zollstelle Iselsberg wie
alle Binnenzollstellen (in Osttirol noch
Capaun und Hocheben) aufgehoben. Die
Straßenmautstelle verblieb aber weiter.
Brand am Iselsberg
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Am 12. September 1767 berichtete der
Landrichter von Lienz an die zuständige
Gerichtsherrschaft nach Hall (Damenstift),
daß am 30. August die zwei Reitergüter
am Iselsberg abgebrannt seien. Mit Aus-
nahme des Viehes und einer mit Getreide
gefüllten Harpfe sei alles verbrannt.
Auch ein Mädchen im Alter von 20 Wo-
chen sei umgekommen.
Das Feuer entstand im Gang auf dem
Stadel, wo der kranke Florian Wasser sei-
ne Liegerstatt hatte und wahrscheinlich
Tabak geschmaucht hat. Wasser wurde mit
Rücksicht auf seinen Geisteszustand nur
mit 6 Tagen Keuche auf Schloß Bruck be-
straft. Die Leidtragenden waren Veit Un-
terreiter, dessen Kind verbrannt ist, und
Hanns Unterrainer.
Über die Errichtung der Schutz-
engelkapelle am Iselsberg
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1758: Der Pfarrer von Dölsach will am
Iselsberg eine Kirche bauen, deren Kosten
etwa 1.000 Gulden betragen würden, und
ersucht deshalb die Gerichtsherrschaft in
Hall um eine Unterstützung. Darauf ant-
wortet die Gerichtsherrschaft: „Man finde
die Absicht löblich, hat aber verschiedene
Bedenken und lehnt eine Unterstützung
ab.“ (Cod. XIV fol. 656).
1758: Der Rentmeister stellt ein Gutach-
ten aus über den von der Gemeinde bereits
begonnenen Bau des Schutzengelkirchleins,
für welchen der Pfarrer von Dölsach um
einen Beitrag bittet. Aus dem Haller Cod. V
fol. 461: Die Kirche ist im Rohbau fertig,
eingewölbt, mit einem Dach versehen und
soll drei Altäre erhalten. Die Gemeinde hat
800 Gulden aufgewendet. 200 Gulden
werde noch der Hochaltar kosten. Rent-
meister Röck ersucht die Gerichtsherrschaft
in Hall, diese Kosten zu übernehmen.
1759: Iselsberg erhält vom Consistorium
in Salzburg die Baubewilligung. In diesem
Jahr ist auch der Kirchenbau vollendet.
Nun erhält man von Salzburg auch die Be-
willigung, in dieser Kapelle Messe zu
lesen, wenn sich die Nachbarschaft ver-
pflichtet, diese Kirche ewig zu erhalten.
(Verfachbuch Landgericht fol. 195)
1761: Am 21. März d. J. geben die Nach-
barn am Iselsberg Revers, die zu errichten-
den Kreuzwegstationstafeln bei der
Schutzengelkapelle dauernd zu erhalten.
Die Anfangszeit der Schule
am Iselsberg
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Tinkhauser nimmt den Beginn der
Ferialschule am Iselsberg mit dem Jahre
1810 an, als den gesetzlichen halbtägigen
Unterricht. Der Lehrer wird aus Lokalmit-
teln erhalten. Aus den Oberforcher-Rege-
sten werden bereits Schullehrer am Isels-
berg ab 1798 erwähnt wie Mathes Jel-
wischger, Schulgehilfe am Iselsberg,
oder 1801: Andrä Oberbichler, Schullehrer
am Iselsberg. Dieser bittet am 15. 6. 1801
um einen Besoldungsbeitrag. (Einlauf-
protokoll Landgericht Nr. 549)
1814: Die Schule am Iselsberg ist eine
Filialschule von Dölsach. Schullehrer ist J.
U. Straganz, Bauer und Schullehrer, ver-
ehelicht, 26 Jahre alt. Er wurde von der
geistlichen und landgerichtlichen Obrig-
keit bestellt, nachdem er von der Muster-
schule 1809 für tauglich befunden worden
war. Den Mesnerdienst hat er derzeit nicht.
Schulfähige Kinder: 14 Knaben und 17
Mädchen, davon besuchen 13 Knaben und
15 Mädchen die Schule. Der Unterricht
beginnt am 1. Dezember und endet Ende
März, täglich 5 Stunden wie in Dölsach.
1815: Die Schule am Iselsberg ist in einer
Bauernstube im Hause des Lehrers unterge-
bracht. Die Gemeinde hat versprochen, bin-
nen 2 Jahren ein eigenes Schulhaus für 30
bis 40 Kinder aus eigenen Mitteln zu bauen.
1847: Aus dem Bericht des Schul-
distrikts-Inspektors und des Dekans Zode-
rer in Lienz an das Kreisamt:
„Eingeschulte Orte: Iselsberg und Stro-
nach – Der Katechet erfüllte eifrig seine
Pflicht. Der Lehrer Josef Egger leistete,
was er konnte. Taubstumme und Blinde
gibt es keine. Arme: 11.
Der Fortgang zeigte sich in den übrigen
Gegenständen gut, im Schreiben und
Rechnen nur mittelmäßig.
Das eigene Schulhaus befindet sich im
guten Zustand. Eine Ausweißung wurde
angeordnet und Winterfenster beantragt.
Zur Wiederholungsschule erschienen 6
Knaben und 13 Mädchen, die alle pflichtig
waren.
Die Visitation wurde am 27. April 1847
vorgenommen, wobei sich einfanden:
Schuldistrikts-Inspektor Herr Adjunkt
Obererlacher, der Gemeinde-Vorsteher
Andrä Eder und der Ortsschulaufseher
Peter Straganz.
Schulpatron ist die Gemeinde. Der Leh-
rer Josef Egger bezieht 2 Gulden 49 Kreu-
zer vom Schulfond und 25 Gulden 11
Kreuzer von der Gemeinde.
Zahl der Häuser: 49.
Schulfähige Kinder: 19 Knaben und 21
Mädchen, davon besuchten die Schule 15
Knaben und 21 Mädchen.
Der Unterricht ist ganztägig und für bei-
de Geschlechter gemeinsam.“
Auswanderer
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Aus dem Verfachbuch des Landgerichtes
Lienz ist ersichtlich, daß aus Iselsberg 27
und aus Stronach 16 Personen ausgewan-
dert sind. Als Ziele werden angegeben:
Kärnten, Salzburg, Süd- und Nordtirol und
Steiermark. Drei zogen ins Schwabenland.
Unter den Auswanderern befanden sich:
sieben Weber, drei Metzger und je ein
Schmied, Schneider, Tischler und Bäcker.
Da auch fünf Wallensteiner ausgewan-
dert sind, bildete sich im Volk die – aller-
dings durch nichts begründete – Meinung
von einer Abstammung des Feldherrn
Albrecht von Wallenstein.
Walchenstein
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Die Veste Walchenstein oder Wallen-
stein stand östlich der Schlucht des Dölsa-
Die Kirche zum hl. Schutzengel am Isels-
berg in einer Aufnahme von 1970, aus der
Zeit vor der Restaurierung.
Foto: Meinrad Pizzinini
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer:
OSR Erwin Kolbitsch, Hauptschuldirektor i. R.,
A-9900 Lienz, Oberer Siedlerweg 11.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pi-
zzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2a.
„GRENZE Zwischen Tyrol u. Kärnthen“,
die Wacht mit Blick gegen die Lienzer
Dolomiten; Lithographie von F. Wolf und
B. de Ben, um 1840 (Ausschnitt).
(Archiv M. Pizzinini)