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INTERVIEW

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JÄNNER/FEBER 2016

6

Wie kann man sich vor

Schlangenbissen schützen?

Plasinger:

„Nicht barfuß

durch eine unbekannte Wiese

gehen; durch Achtsamkeit beim

Pilze suchen oder Heidelbeeren

pflücken; beim Holzarbeiten

Lederhandschuhe tragen. Wenn

vor einem plötzlich eine

Schlange kriecht, dann langsam

einen Schritt zurück machen.

Schlangen können ca. 30 bis 40

Zentimeter nach vorne schnap-

pen. Sie erkennen rasche Be-

wegungen, sehen aber nicht

gut. Auf jeden Fall auch nicht

schreien. Schlangen sind taub.“

Was muss man tun, wenn

man von einer giftigen

Schlange gebissen wird?

Plasinger:

„Auf jeden Fall

nicht in Panik verfallen und die

Bissstelle nicht abbinden, son-

dern das Gliedmaß mit einem

Verband immobilisieren. Aus-

reichendWasser trinken und den

nächsten Arzt aufsuchen und

ihn über den Ort und die Zeit

des Bisses informieren sowie

die Schlange beschreiben. Wenn

möglich, sich von jemandem

zum Arzt begleiten lassen.“

Warum haben so viele Men-

schen generell Angst vor

Schlangen, auch vor den un-

giftigen?

Plasinger:

„Wo das Christen-

tum seine Wurzeln hat, ist die

Schlange Sinnbild des Teufels.

Der Buchstabe ‚S’ steht sowohl

wegen seiner Form, als auch

wegen des Zischlautes als Sym-

bol für die Schlange. Ob die

Schlange Fruchtbarkeit oder

Sünde, Heilung oder Tod, Licht

oder Finsternis symbolisiert – in

allen Kulturen hat sie einen be-

deutenden Stellenwert. Sie ist

Zeichen unseres Misstrauens,

unserer Urangst, aber auch unse-

rer Bewunderung für dieses wun-

derbare Geschöpf. Der Äskulap-

stab ist ein von einer Schlange

umwundener Stab und bis heute

das Symbol des ärztlichen- und

pharmazeutischen Standes. Sie

ist in vielen Kulturen ein Zeichen

der Zivilisation, des Wissens und

der Wiedergeburt.“

Wie entstand Ihr Interesse

für Schlagen?

Plasinger:

„Als kleine Kin-

der gingen mein Bruder und ich

mit unserem Großvater in Tüm-

peln schwimmen. Da fanden

wir Gelbbauchunken, Ringel-

nattern, etc. Angst hatte ich nie

vor Schlangen, im Gegenteil.

Ich war immer von ihnen faszi-

niert. Heute gehe ich bei Re-

genwetter mit meinen Kindern

Feuersalamander suchen. Da-

heim habe ich zwar keine

Schlangen, aber alle acht Arten

Südtirols sind nicht weit weg

von zuhause. Mein Liebling ist

die Hornotter. Ich habe mit Da-

vide Righetti im Jahr 2011/12

eine Studie durchgeführt und

verbrachte mehr als 200 Stun-

den in ihrem Lebensraum.“

Welche besonderen Erleb-

nisse hatten Sie bereits mit

Schlangen?

Plasinger:

„Ich hatte das

Glück mehrmals den Schlangen

beim Beutefang zuzusehen.

Dies ist sehr selten. So etwa be-

obachtete ich eine Karbonar-

natter, die sich in ein Mäuseloch

schlich und mit einer Maus wie-

der zumVorschein kam. Weiters

sah ich eine Hornotter, die eine

Eidechse packte. Erkenntnisse

habe ich durch die tollen Ge-

schichten verschiedener Perso-

nen. Manchmal sind es auch

Märchen.“

Derzeit läuft eine Wander-

ausstellung „Die Schlangen

Südtirol“ im Landhaus 11 in

Bozen. Sie sind der Ausstel-

lungskurator. Heuer wird sie

auch in Toblach zu sehen sein.

Plasinger:

„Ja, im Natur-

parkhaus Drei Zinnen Toblach

ab 3. Mai. Sie läuft dann bis 29.

Oktober. Für die Ausstellung

sammelte das Landesamt für

Naturparke viel Wissenswertes

aus der Welt der Schlangen.

Den Besuchern die teils unbe-

gründete Angst vor Schlangen

zu nehmen ist auch Ziel der

Ausstellung. Gezeigt werden

die Schlangen in Terrarien, die

den natürlichen Lebensraum

nachempfinden.“

Interview: Martina Holzer

Verein „Herpeton“

Den Südtiroler Herpetologen-

Verein „Herpeton“ gibt es seit

19. November 2010. Er setzt

sich zum Ziel, Aktivitäten, die der

Erforschung und dem Schutz

einheimischer Amphibien und

Reptilien dienen, fachlich zu

unterstützen und wo immer

möglich zu koordinieren. „Unser

Hauptziel ist letztlich die Verbes-

serung der Lebensbedingungen

einheimischer Amphibien und

Reptilien, die Erhaltung der Arten

in Südtirol, sowie die Aufklä-

rungsarbeit durch verschiedene

Sensibilisierungsprojekte“, so

Präsident Ivan Plasinger. „Herpe-

ton“ ist Auskunfts- und Doku-

mentationsstelle für Gemeinde-

ämter, Naturschutzorganisatio-

nen und Privatpersonen. Das

Spektrum der Tätigkeiten reicht

von telefonischen Auskünften

bis zu Beratungen zur Terraristik.

„Herpeton“ organisiert Tagungen

sowie geführte Exkursionen, die

Fachleuten und interessierten

Menschen die Gelegenheit zur

Weiterbildung und zum

Gedankenaustausch bieten.

Ivan Plasinger rückt auch bei Regenwetter mit seinen Kindern aus, um schon mal nach Feuer-

salamandern zu suchen.

Die Schlangenausstellung, die derzeit in Bozen läuft, kommt im Mai nach Toblach.