Seite 40 - VP_2014_12

Basic HTML-Version

FILM
PUSTERTALER VOLLTREFFER
DEZEMBER 2014/JÄNNER 2015
40
Substanz, die kaum mehr zu
kriegen ist.“
Die größte Explosion wäh-
rend der Aufnahmen findet
nördlich des Ortskernes statt,
wo ein altes Bauernhaus aufge-
stellt wurde. Auch soll ein
spektakulärer Flugzeugabsturz
inszeniert werden. Dafür wird
ein Flugzeug auf Kräne ge-
hängt, um es anschließend in
die Luft zu jagen.
Auf 27 Hotels
verteilt
Die Crew wird in 27 Hotels in
der Umgebung untergebracht –
vom Tuffbad im Lesachtal über
das Hotel Hochspitz in Untertil-
liach bis in die Gegend des Lien-
zer Talbodens. Aber kaum in
Obertilliach selbst. „Wir sind zu
den Drehzeiten sehr gut belegt,
haben deshalb kaum Zimmer für
die Crew. Wir können unsere
Stammgäste nicht vertreiben“,
so Lugger. Da die Filmleute
während der Drehs täglich an-
reisen müssen, entstehen gerade
viele Parkplätze für fünf bis
sechs verschiedene Stäbe auf
Feldflächen neben der Bundes-
straße.“ Auch die Bond-Trucks
der britischen Produktionsfirma
„Eon Productions“ werden dort
parken.
Ansonsten erhielten Obertil-
liach und Umgebung durch den
Filmdreh sehr viele Arbeitsauf-
träge. Tischler, Erdbeweger,
Gastronome,
Holzarbeiter,
Baufirmen und andere mehr
fanden Arbeit.
Verkehrsleitsystem
Das 24. James-Bond-Aben-
teur wird auch in Sölden und
Altaussee gedreht. „Wir sind
sehr glücklich nach einer Un-
menge an möglichen Drehorten
auf diese Drehorte gekommen
zu sein. Wir bauen wahnsinnig
viel um. Nachher wird es aber
so ausschauen, als wären wir
nie da gewesen. Wir gehen
nicht ehe der letzte Eigentümer
mit Handschlag verabschiedet
ist und sagt: Du darfst wieder-
kommen“, heißt es seitens der
Filmfirma.
Man wird auch ein Verkehrs-
leitsystem einrichten. Wenn auf
der Piste gedreht wird, sind
immer zwei Hubschrauber mit
dabei – einer für Kamera, einer
für Transport und Rettungsflug.
Aus Sicherheitsgründen muss
die Piste immer wieder gesperrt
werden. Gedreht wird aus-
schließlich tagsüber. Explosio-
nen oder Schießereien werden
vorher angekündigt, damit sich
Bevölkerung und Gäste nicht
erschrecken. Die Filmleute wer-
den dazu angehalten im Schritt-
tempo unterwegs zu sein. Der
Set ist grundsätzlich abgerie-
gelt, die Filmfirma will der Be-
völkerung aber Set-Besichti-
gungen in kleinen Gruppen er-
möglichen. Einige konnten
auch Komparsenrollen ergat-
tern. Die leibliche Versorgung
des gesamten Teams organisiert
die Filmgesellschaft.
Die Filmleute wissen aus Er-
fahrung: „Die Gäste wollen
während der Drehs dann gar
nicht mehr skifahren, sondern
stehenbleiben und einfach nur
schauen. Es kann ganz schreck-
lich werden von der Zuschauer-
menge her oder ganz ruhig.“
Kritik
Trotz aller Bemühungen der
Filmfirma und der Riesen-
chance für Obertilliach in der
Welt um einiges bekannter zu
werden, gibt es auch Kritik im
Ort. So mancher Einheimischer
fühlt sich übergangen. Man
habe zu spät über die Belastun-
gen, die auf das Dorf zukom-
men, gesprochen. Auch könn-
ten die Filmleute im Ort ma-
chen was sie wollten - ohne
Genehmigung. Bgm. Ing. Mat-
thias Scherer wirft ein: „Das
stimmt nicht. Es musste und
muss alles von uns genehmigt
werden. Und die zwei Schup-
fen von den Dorfer-Feldern
werden nach den Dreharbeiten
wieder zurückgebracht. Die an-
deren Schupfen waren ohnehin
teils demVerfall preisgegeben.“
Abschließend meint Touristi-
ker Lugger: „Was gibt es denn
Besseres, als dass James Bond
die Gangster auf unseren Pisten
jagt?“ Er konnte imVorjahr mit
Kollegen eine 1 Mio € in der
„Tilger“ Bevölkerung (Unter-
und Obertilliach) sammeln, um
die Bahn im Skigebiet Golzen-
tipp zu erneuern. Sie wird am
20. Dezember eröffnet. Der
Bürgermeister will im Übrigen
die James Bond-Location mit
dem Bauernhaus später zur
Touristen-Pilgerstätte machen.
„Es fliegt ja nur die vordere
Fassade des Hauses durch den
‚Flugzeugabsturz’
raus“,
schmunzelt er. Martina Holzer
94393
Bgm. Matthias
Scherer will das steirische
Bauernhaus nach den Dreh-
arbeiten erhalten und zur Tou-
risten-Pilgerstätte machen.
Josef
Lugger
sieht in
den
Drehar-
beiten
in Ober-
tilliach
eine ein-
malige
Chance
das Dorf
in der
Welt be-
kannter
zu ma-
chen.
Fotos:
Martina
Holzer