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100. GEBURTSTAG
PUSTERTALER VOLLTREFFER
DEZEMBER 2014/JÄNNER 2015
18
Das Alter von 100 Jahren zu
erreichen, bleibt wohl auch künf-
tig ein Privileg. Schaut man sich
den Lebenslauf von Antonia
Steger, geb. Puelacher an, schüt-
telt man allerdings den Kopf.
Man glaubt es kaum, dass ihr
hartes Leben sie letztlich nie in
nagte, war das Fehlen der Mutter.
Dass Antonia nicht einmal ein
Foto von ihr hat, bedauert sie sehr.
Doch eines erfuhr sie: Ihre Mutter
verstarb im Jahre 1942. „Von mei-
nem Vater weiß ich gar nichts.“
Im Krankenhaus
Eines Tages kam die positive
Wende in ihrem Leben, obwohl
sie nicht gut begann: Antonia
verletzte sich an der Hand und
musste ins Lienzer Kranken-
haus. Dort traf sie Frauen, die
sie von den Bauern in Assling
her kannte und dort im Spital ar-
beiteten. Antonia bekam Ein-
blick in deren Arbeit und war
vom Krankenhaus als Arbeitge-
ber begeistert. Sie bewarb sich
um eine Stelle und wurde 1950
dort Stockmädchen. Das war für
sie persönlich ein riesiger Schritt
nach vorwärts. Damals arbeite-
ten im Krankenhaus noch Klo-
sterfrauen. Wohl auch durch sie
konnte Antonia sich stets viel
Kraft aus dem Glauben holen.
Hermann
Einmal lag ein Patient in einem
der Zimmer, der Hermann hieß.
Er arbeitete als Hafner bei der
Firma Kawrza und war Kriegsin-
valide aus Lana in Südtirol. Sie
war offenbar recht angetan von
ihm und er von ihr. Auch er hatte
immer schon ein sehr schweres
Leben. Wohl auch deshalb ver-
standen sich die beiden so gut.
„Dann haben wir geheiratet –
1956 in St. Jakob im Defereg-
gental“, lacht die 100-Jährige.
Antonia Steger wurde für die
damalige, auch heutige Zeit,
recht spät Mutter. Sie gebar erst
mit 44 Jahren ihre Tochter
Maria Steger (heute 55). Die
kleine Familie bezog in der
Friedensiedlung in Lienz eine
Wohnung. „Meine Mutter hatte
immer eine optimistische Ein-
stellung, konnte mir viel Le-
bensfreude weitergeben, ob-
wohl sie ein solch hartes Leben
hatte“, muss sich Tochter Maria
noch heute wundern. Im Jahr
1977 erkrankte der Ehemann an
Krebs. „Ich pflegte ihn dann
drei Jahre bis zu seinem Tod“,
erzählt Antonia, die später eine
Romreise unternahm, die sie
sehr beeindruckte. Besonders,
dass sie Papst Johannes Paul II.
die Hand schütteln durfte.
Das Gebet
Noch heute findet Antonia
Steger im Glauben einen gro-
ßen Halt. „Sie betet sehr
gerne“, sagt die Tochter. Auch
hat sie eine große Freude,
wenn die einstigen Kinder, auf
die sie schauen musste, sie im
Wohn- und Pflegeheim, in dem
sie seit Jahren lebt, besuchen
kommen.
Martina Holzer
die Knie zwingen konnte. Einige
Monate nach Ausbruch des Er-
sten Weltkrieges – am 20. No-
vember – kam sie in Innsbruck
zur Welt. Doch sie war ein ledi-
ges Kind. Für sie bedeutete das
damals: weg von der Mutter, ab
ins Waisenhaus nach Mutters
und das gleich nach der Geburt.
Was sie zu dieser Zeit erleben,
vielmehr ertragen musste, weiß
man nicht. Sieben Jahre war sie
dort, ehe ihr wieder eine Tren-
nung bevorstand. Sie musste
nach Osttirol, auf einen Bauern-
hof in Schrottendorf (Gemeinde
Assling), das direkt an der Pu-
stertaler Höhenstraße liegt.
Auf dem Hof
Dass die kleine Antonia dann
fest auf dem Hof mit anpacken
musste, versteht sich von selbst.
„Nach dem Schulunterricht
hieß es gleich arbeiten“, erzählt
sie. Das Leben wurde in
Schrottendorf keinesfalls leich-
ter für sie. Auch hatte sie auf die
Kinder der Bauersleute aufzu-
passen. Liebe und Geborgenheit
fehlten dem Mädchen genauso
wie ausreichend Essen. „Ja, ich
hungerte oft sehr. Aber das
Essen war für alle sehr knapp.
Ich mache niemanden einen
Vorwurf“, sagt sie.
Sie war 24 Jahre alt als der
Zweite Weltkrieg ausbrach und
den sie diesmal bewusst miter-
lebte. Was immer sehr an ihr
Das Leben konnte sie nicht
in die Knie zwingen
„Halte Maß in Speis
und Trank, bleibst du
gesund, wirst selten
krank“ – so lautet das
Lebensmotto von Anto-
nia Steger aus Lienz,
die immerhin – un-
längst – ihren 100. Ge-
burtstag feiern konnte.
Sie kam als Kind vom
Waisenhaus in Mutters
nach Schrottendorf in
die Gemeinde Assling.
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Die Jubilarin mit Tochter Maria Steger (r.) und der Lienzer Bür-
germeisterin LA Elisabeth Blanik.
Foto: Martina Holzer
1956 heiratete Antonia den
Südtiroler Hermann Steger.
Als junge
Frau im
Alter von
ca. 20
Jahren in
Assling.