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SOZIALPROJEKT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2014
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die Klienten auf der Alm un-
entgeltlich betreute.
Dennoch bleibt
es fordernd
Doch die Betreuung auf der
Alm war auch sehr fordernd.
Abgesehen davon, dass Liss und
Stephan mit den vier Männern
unter einem Dach lebten, wusste
man auch nicht genau, womit
sie sich in der Freizeit beschäf-
tigen würden. „Einen gewissen
Freiraum muss man ihnen ja
lassen. Doch man hat natürlich
stets im Hinterkopf, dass der
eine oder andere doch im nahen
Gasthaus landen könnte. Das
größte Problem der Männer ist
ja der Alkohol. Wir wussten na-
türlich auch nicht, ob sie har-
monieren. Doch an diesen
Tagen klappte alles bestens. Wir
hatten auch super Wetter“, freut
sich Liss. An einer Fortsetzung
dieses Projekts ist nicht nur sie
interessiert, sondern auch Hans-
Peter Wurnitsch. Denn dem 55-
jährigen Obmann ist es ein An-
liegen, dass Soziales künftig
auch mit der Landwirtschaft
verknüpft werden kann.
Große Chance
„Das wäre eine große berufli-
che Chance für die Landwirte –
losenheim verbrachte Liss noch
viele Wochen auf der Alm, um
230 Stück Galtvieh zu hüten.
„Seit ich bei den Innsbrucker
Sozialen Diensten in Vollzeit
arbeite, bin ich teils den ge-
samten Sommer über auf der
Alm. Es ist ein sehr schöner
Ausgleich.“ Anfangs war sie als
Hirtin in der Schweiz, dann im
Nordtiroler Oberland – die
letzten drei Saisonen auf der
Oberhaus Alm. „Aber es
braucht natürlich einen tollen
anbieten.“ Alkoholismus sei der
Hauptgrund, dass die Leute
alles verlieren. Auch Spielsucht
ist verstärkt ein Thema. „Aber
es schaffen dann doch einige
wieder von der Wohnungslosig-
keit in eine eigene Wohnung.
Das Konzept des Alexihaus ist
es aber in erster Linie woh-
nungslosen Menschen ein Zu-
hause zu bieten. Wieder selbst-
ständig zu wohnen steht bei
manchen gar nicht im Vorder-
grund.“
Martina Holzer
Mit den Arbeiten am Zaun hatten die Männer eine große Freude.
Franz auf der Alm
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aber war: „Wir hatten für alle
Leute die Medikamente zwar
mit, brauchten sie aber gar
nicht. Die Männer waren wie
ausgewechselt. Sie blühten
richtiggehend auf. Ich sah auch:
Wenn man für die Leute eine
Arbeit hat, muss man ihnen
nicht mehr alles ansagen. Sie
werden auch von alleine aktiv.
Sie waren mit den Arbeiten
manchmal sogar schneller als
wir“, erzählt die 31-Jährige, die
nach entsprechender Schulung –
sowie eine große Chance für die
Klienten, denen man mit Arbeiten
in der Landwirtschaft sehr helfen
könnte, ohne sie auszunutzen.
„Schon alleine das Arbeiten in der
Natur oder mit Tieren bewirkt
sehr viel Positives im Menschen.
Die Politik müsste allerdings
Rahmenbedingungen für solche
Projekte schaffen“, so Wurnitsch.
Nach den Tagen mit den
Männern aus dem Obdach-
Chef, der einen den Sommer
über immer ziehen lässt“, be-
tont Liss, die zudem berufsbe-
gleitend die Ausbildung zum
landwirtschaftlichen Fachar-
beiter absolvierte.
Auf die Alm zog es sie ur-
sprünglich, weil sie die Milch-
verarbeitung erlernen wollte.
Die 31-Jährige wuchs auf dem
Bergbauernhof „Troger Anras“
gemeinsam mit vier Geschwis-
tern auf. Ihre Ausbildung zur
Sozialarbeiterin absolvierte sie
im Managementcenter Inns-
bruck. 2007 machte sie ihr
Praktikum bei den Innsbrucker
Sozialen Diensten.
„Heim ist immer voll“
„Die Arbeit im Alexihaus, in
dem 58 Männer leben, und das
immer voll ist, mache ich gerne.
Man braucht aber sehr viel
Kraft, weil sich im Leben dieser
Männer oft nicht mehr viel
ändert. Dies beobachten zu
müssen, ist wohl die größte
Herausforderung für mich.
Manche Männer leben ja schon
seit 20 Jahren bei uns. Ihr Tag
läuft oft sehr trist ab. Wir kön-
nen ihnen ja Null Beschäftigung
Mit Unter-
stützung
von Hans-
Peter
Wurnitsch,
Obmann
der Agrar-
gemein-
schaft
Oberhaus
Alm,
konnte das
Projekt
durch-
geführt
werden.