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CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2014
32
Herr Heinzle, Sie waren bei
der Eröffnung am 14. Septem-
ber 1974 knapp über 50 Jahre
alt. Wie erlebten Sie diesen
Festtag?
Heinzle:
„Wir freuten uns
über die gelungene mutige Tat,
die ein Hilfsmittel sein möge,
verloren gegangenes Gemein-
schaftsbewusstsein wieder zu
erwecken und verstärkte Part-
nerschaft zu pflegen. Der Tag
war schön durch die Klarheit
des Frühherbsttages, schön
durch das tirolerische Gepräge
mit Musikkapellen und Schüt-
zen, schön durch das Farben-
bunt einer auf den Almböden
und Felsrücken hingelagerten
Volksmenge von etwa 2.000
Menschen, schön durch den
Anlass, der wiederholt in den
Reden gewürdigt und heraus-
gestellt wurde: Die Schaffung
einer weiteren grenzüber-
schreitenden Verbindung. Lan-
deshauptmann Silvius Magnago
und Landesrat Alois Partl
schritten die Front der Forma-
tionen ab. Besonders beein-
Die Feier zum 40-jährigen
Jubiläum der Straße wurde
unlängst begangen. Und Sie,
Herr Heinzle, waren wieder
mittendrin!
Heinzle:
„Ja, und ich emp-
finde es als Geschenk, dass ich
das heurige Jubiläum erleben
darf. Die Lebensräume des
Antholzer- und des Defereg-
eggen nach Bruneck ist be-
kanntlich gleich weit wie der
nach Lienz. Da war es nur eine
Frage der Zeit und der politi-
schen Umstände, die beiden
Täler durch den Bau einer
Straße zu verbinden. Der Bau
der Staller Sattel-Straße war
eine für den Tourismus beson-
ders wichtige Entscheidung.
lung, dass im Sommer die
Straße ganztägig geöffnet ist,
findet besondere Anerken-
nung.“
Der Tiroler Landtag be-
schäftigte sich schon viel frü-
her mit einer solchen Verbin-
dung.
Heinzle:
„Schon 1904 be-
fasste sich der Landtag mit
einer Straßenplanung von
Olang über den Staller Sattel
bis Erlsbach, bzw. von Sand in
Taufers über das Klammljoch
ebenfalls bis Erlsbach. Erst 30
Jahre später fand über Antrag
von Josef Grimm aus Hopfgar-
ten i. D. eine Besprechung in
Lienz statt, in der es ebenfalls
um eine Staller-Sattel-Straße
ging. 1938 wurden auf Süd-
tiroler Seite mehrere Militär-
straßen zur jeweiligen Staats-
grenze errichtet, unter anderem
eine vom Antholzer See auf
den Staller Sattel. Warentrans-
porte auf diesen Militär-
straßen waren nicht zulässig,
diese erfolgten über Karren-
wege.“
druckend war auch die Aussage
eines italienischen Finanzieri-
Generals mit folgendem Wort-
laut: ‚Wenn Grenzen, anstatt zu
trennen, verbinden sollen, muss
man sie öffnen!’“
gentales standen seit rund 1.000
Jahren in einem engen wirt-
schaftlichen und menschlichen
Verhältnis, wobei der Staller
Sattel als Bindeglied diente.
Der Weg vom hinteren Defer-
Dies gilt in gleicher Weise für
den Grenzübergang am Staller
Sattel (2.052 m), der von den
Gästen, aber auch von Einhei-
mischen sehr gut angenommen
wird. Die nunmehrige Rege-
Weitere Jahrzehnte vergin-
gen, bis die Idee einer Staller
Sattel-Straße wieder aufge-
griffen und schließlich reali-
siert wurde.
Heinzle:
„Ja. 1931 errichtete
der bereits genannte Josef
Grimm aus Hopfgarten am
Obersee die ‚Kardinal-Innitzer-
Hütte‘. Der Name des damals
prominenten Kirchenmannes
sollte wohl für seine Schutz-
hütte werben. In den Jahren
1959 und 1960 erbaute Anton
Grenzübergang am Staller Sattel, um 1980.
(Fotograf: Unbekannt; Sammlung Oliva Lukasser – TAP)
Obersee und Antholzer See, dazwischen die österreichisch-italienische Grenze am
Staller Sattel, um 1980
(Fotograf: Karl Oth; Sammlung Alois Klaunzer – TAP)
KR Erich Heinzle.
1974 wurde die Staller Sattel-Straße eröffnet, um die beiden Lebensräume
des Antholzertales und des Defereggentals enger zusammenzubringen. Es
war der fünfte Grenzübergang von Südtirol nach Tirol. Bei der Eröffnung und
40-Jahr-Feier mit dabei war im September auch KR Erich Heinzle als Ob-
mann des Tourismusverbandes St. Jakob i. D. Heinzle im „PVT“-Interview.
Grenzüberschreitende Pass