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BERGFILM
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2014
führer Toni Ponholzer gehört,
der schon zig-Male den Cerro
Torre zu besteigen versucht
hatte. Produziert wurde der Film
von Philipp Manderla.
Peter Ortner
Ortner lernte Lama vor eini-
gen Jahren kennen. Damals war
der Osttiroler als Bergführer an-
geheuert, um ein „Red Bull“-
Fernsehteam, das Lama filmte,
zu unterstützen. Es dauerte aber
nicht lange, bis Lama den Ostti-
roler fragte, ob er mit ihm vor
der Kamera klettern möchte. Da
gab es natürlich kein Überlegen
für Ortner. Er sagte zu. „Wir
machten dann einige Touren zu-
sammen, damit wir uns als Team
aneinander gewöhnen und funk-
tionieren. Die Idee, die Kom-
pressortour frei zu klettern, kam
von David. Er will neue Limits
am Berg“, so Ortner, dem be-
sonders das kombinierte Ge-
lände liegt. Dass beim Projekt in
Patagonien ein Unfall passieren
Peter Ponholzer befand sich
Jahrzehnte lang auf den Spu-
ren – entlang der Original-
route – des legendären Ostti-
roler Bergsteigers Toni Egger,
der den „Höllen“-Berg als
erster Mensch im Jahre 1959
bestiegen haben soll. „Ob er
diesen Gipfelsieg tatsächlich
geschafft hat, das weiß man
eben nicht so genau“, erklärt
Ponholzer. Egger wurde beim
Abstieg vom Cerro Torre von
herabstürzendem Eis erschla-
gen. „Fast an derselben
Stelle, wo ich beinahe eben-
falls mein Leben lassen
musste“, bestätigt Ponholzer
und glaubt an „schützende
Egger-Hände“. Eggers dama-
liger Kollege Cesare Maestri,
damals „Spinne der Dolomi-
ten“ genannt, musste hilflos
zusehen, wie sein Partner
hunderte Meter in die Tiefe
stürzte. Seinen Erzählungen,
dass beide zuvor auf dem Gip-
fel des südamerikanischen
Berges gestanden waren, will
die Bergsteigerwelt jedoch
nicht so recht glauben. Man
beschuldigte Maestri sogar,
das Seil, an dem Egger hing,
abgeschnitten zu haben.
t in den Kinos
kann, blendete Ortner nicht aus.
„Passieren kann immer was“,
meint er. An Sicherheit mangelt
es ihm aber nicht, weil er nun
mal jede Menge Erfahrung hat.
Immerhin ist er fast täglich am
Berg, sofern die Verhältnisse
passen, und als Ski- und Berg-
führer in ganz Europa unter-
wegs. Ortner ist eigentlich ge-
lernter Maurer, auch zweifacher
Vater, beim „Luner“-Bauern in
Obernußdorf (1.250 m) aufge-
wachsen und schon seit jeher
vom Kraxeln und Bergsteigen
fasziniert. „Ich bin schon als
junger Bursch gerne die Bäume
hinauf, später dann auf die
Berge. Mit zwölf, dreizehn Jah-
ren war ich Hirtengehilfe im De-
banttal, während der Sommerfe-
rien. Damals lachten mich die
Gipfelkreuzeln schon so an,
dass ich halt raufgegangen bin.
Alleine, ohne Ausrüstung. Da
kamen mir natürlich immer wie-
der verdutzte Gesichter entge-
gen. Die Leute fragten sich ganz
offensichtlich, was der Bub da
tut. Aber gesagt hat nie jemand
was zu mir“, erzählt er. „Doch
für eine Ausrüstung, vor allem
für eine Kletterausrüstung,
fehlte noch das Geld, auch
während meiner Lehrzeit.“ Nach
der Lehre legte er dann so rich-
tig los. Das Klettern wurde zur
großen Leidenschaft, aber auch
das Bergsteigen. Abschalten und
Limits ausloten – das sind die
Hauptgründe, warum der Ostti-
roler seither stetig schwierigere
Touren in Angriff nimmt. Aber
eines ist für ihn klar: „Im Limit
bleiben, nicht drüber gehen.“
Das galt auch für das Projekt,
das er mit Lama bewältigte.
Martina Holzer
Peter Ortner trug als Seilpartner von David Lama wesentlich zum
Gelingen der Expedition bei.
Toni Egger, der legendäre Bergsteiger, ver-
unglückte tödlich am Cerro Torre. Bis heute
ist offen, ob er den Gipfel des Cerro Torre
erreichen konnte oder nicht. Die Beweise für
seine mögliche Erstbesteigung verschwan-
den und konnten nicht mehr gefunden wer-
den.