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PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2014
20
Das neue Haus in Dellach im Drautal.
ImVorjahr verließ er den Be-
zirk, um nach Dellach ins
Drautal zu siedeln. Zuvor hatte
er fünf Jahre in Matrei und
30 Jahre mit seinen vielen Tieren
auf dem einsamen Bergbauern-
hof Fronholz hoch über Stras-
sen gelebt. „Meine Frau und ich
hatten diesen Hof gepachtet.
Kaufen konnten wir ihn nicht,
weil wir damals keine Bauern
waren. Ein Erbe des Hofes
meldete dann nach 27 Jahren
Eigenanspruch an. Ich hatte drei
Jahre Zeit, um mich neu zu
orientieren“, erklärt Wallrodt.
Mitnehmen konnte er sein ge-
samtes Getier (bis auf zwei
Pferde, die nun privat in Ober-
drauburg eingestellt sind) aller-
dings nicht. Acht Hunde, zwei
Hängebauchschweine, Hasen, ein
Papagei und anderes Kleinvieh
durften aber nach Dellach mit.
An der B 100
Sein neues Heim befindet sich
direkt neben der B 100 beim
Ortsanfang. Das Haus entdeckte
er durch Zufall, „als ich hinter
einem Traktor herfahren musste
und sah, dass es zum Verkauf
ausgeschrieben war. Schon 20
Jahre stand es leer. Es war zuge-
hängt, zugenagelt, der Garten
völlig verwildert. Eine Bank
hatte das Objekt nach einem
kelkinder Arline (20) und
David (15) mit ihm und Ehe-
frau Alice in dem Haus. „Das
Zusammenleben funktioniert
super“, strahlt der Opa.
Seit zwei Jahren ist er nun in
Rente. „Doch die Pension ist
zum Sterben zuviel, zum Leben
zuwenig. Mir bleibt es nicht er-
spart, als Musiker und Filmer
weiterzuarbeiten.“ Besonders
gerne engagiert er sich für die
gute Sache. So stellte er erst
kürzlich wieder ein großes
Benefizkonzert mit vielen
Akteuren im Lienzer Stadtsaal
auf die Beine. „Mein Lebens-
mittelpunkt bleibt auf alle Fälle
Osttirol. Ich bin sehr verwurzelt
im Bezirk“, versichert Wallrodt,
der eigentlich ein Deutscher ist.
Im norddeutschen Sulingen
wurde er im August 1946 ge-
boren.
Zuerst hieß er Götz
„Meine Mutter Antonia gab
bei meiner Geburt an, dass ich
Götz heiße. Der Name war frei
erfunden. Sie war ja gerade mit
meinem Vater Helmuth auf der
Flucht, der ein überzeugter
Nazi war und natürlich Angst
hatte (der Krieg war ja zu
Ende), dass ihn die Russen
massakrieren würden. Mein
Vater durfte deshalb offiziell
Konkurs geerbt.“ Dennoch war
Wallrodts Neugier entfacht, und
er wollte das Objekt gleich von
innen sehen. Er schaffte es in das
Haus zu gelangen und stand
dann in einem Trümmerfeld.
„Trotzdem sagte mir eine innere
Stimme: ‚Erwirb das Haus!‘“ –
was er zur Überraschung vieler
auch tat. Mit Schwiegersohn
Wolfgang brachte er das Ge-
bäude innerhalb von sechs Mo-
naten in Schwung. „Das meiste
machten wir selbst.“
Enkelkinder sind mit
Zur großen Freude Wallrodts
leben jetzt auch seine zwei En-
Volker Wallrodt (67), Musiker und Filmer, verließ
nach Jahrzehnten sein geliebtes Pustertal.
Das neue Domizil schlug er in Dellach im Drautal
(Kärnten) auf. Doch sein Herz wird immer für
seine „alte“ Heimat schlagen.
Ein neuer Lebensabsch
Musiker und Filmer Volker Wallrodt
hat Strassen bzw. Osttirol zwar
verlassen, sein Herz schlägt aber
weiterhin kräftig für den Bezirk.
Foto: Martina Holzer