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Herr Huber, wann machten
sie erstmals Begegnung mit den
Spuren der Dolomitenbahn?
Huber:
„Es war im Sommer
1974. Ich war acht Jahre alt, als
artigen Gebilde waren nämlich
Reste von Eisenbahnschwellen
zu erkennen. Ich sah zum ersten
Mal in meinem Leben eine auf-
gelassene Bahnlinie. Mein Vater
klärte mich auf, dass es sich
dabei um eine Eisenbahn han-
delte, die während des Ersten
Weltkriegs errichtet worden war.
Was ich als Kind noch nicht
wissen konnte: Diese Bahn war
erst rund zehn Jahre zuvor auf-
gelassen worden. Das Bild der
aufgelassenen Strecke hatte sich
mir für immer eingeprägt.“
Doch erst 25 Jahre später
ging Ihre Entdeckungsreise
weiter!
Huber:
Allerdings! Rund 25
Jahre später kam ich mit meinen
Eltern wieder in das Höhlen-
steintal. Nach einem Besuch des
Militärfriedhofs an der Nass-
wand fiel mir in unmittelbarer
Nähe ein gemauertes Gebäude
mit der Aufschrift Sorgenti auf.
Mittlerweile hatte sich mein
Wissen über historische Bahnen
erweitert und so war mir sofort
klar, dass es sich um ein ehema-
liges Bahnhofsgebäude handeln
meine Eltern mit meinem älte-
ren Bruder und mir eine Dolo-
mitenrundfahrt mit dem Auto
unternahmen. Bei einer Rast
südlich von Toblach im Höhlen-
steintal entfernten wir uns ein
wenig vom Wagen und über-
querten einen merkwürdigen
Weg, der parallel zur Staats-
straße verlief. Auf dem damm-
Während die Pustertalbahn vor allem heuer stark in den Medien vertreten
war, ist die einstige Dolomitenbahn nur mehr wenigen geläufig. Einer,
der sich allerdings intensiv nach Dolomitenbahn-Spuren umschaute, ist der
Historiker mit Deferegger Wurzeln, Michael Huber.
INTERVIEW
PUSTERTALER VOLLTREFFER
SEPTEMBER/OKTOBER 2013
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„Die Dolomitenbahn ist n
Die Dolomitenbahn mit dem Monte Cristallo im Hintergrund. Aufgenommen 1954.
Foto: Francesco Pozzato
Historiker Michael Huber.
Die Dolomitenbahn war
Riehls großer Traum. Im
Jahre 1905 hatte er die Pläne
dafür fertiggestellt, die jedoch
wegen des Ausbruchs des
Ersten Weltkrieges und feh-
lender Geldmittel erst viele
Jahre später gebaut und 1920
realisiert werden konnte.
Foto: k.u.k. Hof-Photograph
Arnold, Innsbruck
Der einstige Eisen- und heutige Bus-Bahnhof in Cortina.