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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
9. SEPTEMBER 2013
CHRONIK
26
5. SEPTEMBER 2013
WIRTSCHAFT
OSTTIROLER
BOTE
Der Blick auf die Drei Zin-
nen in den Dolomiten fasziniert
wohl jeden, und seit jeher gilt
dieser markante Gebirgsstock
als große Herausforderung
unter Kletterern. Er ist durch
zahlreiche Kletterrouten ver-
schiedener Schwierigkeitsgrade
erschlossen und wichtige Ent-
wicklungen in der Geschichte
des Klettersports gingen von
dort aus. Die höchste Erhebung
der Drei Zinnen ist die Große
Zinne (2.999 m). Sie ragt zwi-
schen den beiden anderen Gip-
feln – der Westlichen Zinne
(2.973 m) und der Kleinen
Zinne (2.857 m) – imposant
heraus. Neben diesen markan-
ten Felstürmen zählen aber
noch weitere Gipfelpunkte zum
Massiv wie der Preußturm
(2.700 m).
Vor rund 150 Jahren
Die Alpingeschichte an den
Drei Zinnen begann bereits
vor knapp 150 Jahren. Damals
bestieg der Wiener Paul Groh-
mann die Große Zinne Süd-
wand – gemeinsam mit Peter
Salcher aus Kartitsch und dem
Führer Franz Innerko—er aus
Sexten. Innerko—er führte die
Gruppe bereits beim ersten
Versuch am 21. August in
weniger als drei Stunden ent-
lang dem heutigen Normalweg
zum Gipfel. „Dies ist in etwa
dieselbe Zeit, die auch heute
noch für diese Route einkalku-
liert wird“, sagen bewundernde
Insider.
Westliche Zinne
Die Westliche Zinne wurde
1879 erklommen – von Michl
Innerko—er und Georg Ploner,
Wirt in Schluderbach. „Die
Erstbesteigung war ein Ge-
schenk von Innerko—er an
seinen Förderer Ploner.“ Die
Kleine Zinne galt wegen ihrer
deutlich steileren Wände lange
Zeit als unbesteigbar. Doch im
Jahr 1881 „knackten“ Michl
Innerko—er und sein Bruder
Hans sie von Südwesten her –
in nur eineinhalb Stunden.
„Heute wird laut Führer dafür
eine Zeit von zwei bis drei
Stunden anberaumt.“ Diese
Besteigung galt als die schwie-
rigste bis dahin durchgeführte
Kletterei (Schwierigkeitsgrad
III) und als Meilenstein in der
Entwicklung des Kletterns im
steilen Fels.
Vierter Grad
Die Epoche des 4. Schwie-
rigkeitsgrades an den Drei Zin-
nen beginnt dann mit der Er-
schließung der Kleinen Zinne
Nordwand. 1890 durch Veit
und Sepp Innerko—er aus
Sexten mit ihrem Gast H.
Helversen. Die Epoche des
fünften Schwierigkeitgrades
läutet Hans Dülfer und W.
Schaarschmid an der West-
lichen Zinne Westwand (1912)
ein. Den beiden gelang es,
die Westwand an der Ver-
schneidung mit dem bekannten
„Dülferkamin“ zu erklettern.
Auch war es der Erste Welt-
krieg, der die Kletterer dann
eine Zwangspause an den Drei
Zinnen einlegen ließ. „1933
wird dann zu einem besonders
markanten Datum. Emilio Co-
mici erklettert mit den Brüdern
Dimai aus Cortina als erste
Seilschaft die Nordwand der
Großen Zinne (6. Grad). „Diese
galt aufgrund ihrer Überhänge
als extrem schwierig, und so
ist die Comici-Route bis heute
ein Extremklassiker und zählt
zu den wohl bekanntesten
Routen an den Drei Zinnen.“
Hakenklettern
Nach dem Zweiten Weltkrieg
geht auch der Alpinismus einen
neuen Weg, und zwar den des
Hakenkletterns, der sich dann
ab 1958 zum Direttissima-
Superdirettissima Klettern ent-
wickelt.“ Eine Route aus dieser
Zeit ist die Route „Hasse-
Brandler“ – die Steigerung
dazu die Superdirettissima,
erstbestiegen von Reiner
Kauschke, Peter Siegert und
Gerd Uhner aus Sachsen. „Sie
wurde von dem Trio in 17
Tagen imWinter erklettert. Ein
schnelleres Vorankommen war
bei Temperaturen bis um die
Minus 20 Grad schier unmög-
lich. Allerdings in einem bis
dato neuen Stil, und zwar mit
einem Verbindungsseil bis auf
den Boden.“ Eine neue Gene-
ration des Kletterns wird an
den Drei Zinnen Anfang 1980
sichtbar – mit dem sogenannten
„Rotpunkt-Klettern“.
Jubiläumsfeiern
Um die herausragenden
Leistungen der Kletterer zu
würdigen, werden vom 20. bis
22. September die wichtigsten
Erstbesteigungs-Jubiläen ge-
feiert: 100 Jahre Route
Hans Dülfer, 80 Jahre Route
Emilio Comici und 50 Jahre
Route Superdirettissima von
Kauschke, Siegert und Uhner.
Zahlreiche Veranstaltungen
§nden an diesen Tagen statt –
wie Filmvorführungen von den
Erstbesteigungen, eine Wande-
rung zur Drei Zinnen Hütte
mit anschließender Podiums-
diskussion mit namhaften
Klettergrößen, Vorträge von
Alexander Huber und Kurt
Diemberger und die Ehrung
von Kauschke, Siegert und
Uhner. Armin Holzer wird
zudem mit seiner Slackline-
Show begeistern. „Für ein ein-
drucksvolles Bild sorgen ebenso
die Bergführer aus dem Hoch-
pustertal, die die drei Jubi-
läumsrouten abklettern wer-
den.“
Text: Martina Holzer
Die Drei Zinnen:
Seit 1869 wird dort große
Klettergeschichte geschrieben
An den Drei Zinnen in den Dolomiten gibt es mittlerweile zahlreiche Routen in den
verschiedensten Schwierigkeitsgraden. Eine große Feier rund um die wichtigsten
Jubiläums-Erstbesteigungen findet vom 20. bis 22. September im Hochpustertal statt.
Heuer werden die wichtigsten Erstbesteigungsjubiläen gefeiert.
U. a. jene von Hans Du
̈
lfer (l.) Reiner Kauschke, Peter Siegert
und Gerd Uhner.
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