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Aus welcher Zeit stammt die
1.745 Hektar große Jagdhaus-
alm?
Eppacher:
„Erstmals ur-
kundlich erwähnt wurde sie im
Jahre 1212 in einer Urkunde des
Bischofs Konrad von Brixen.
Sie gehört bis heute zur Diözese
Bozen-Brixen und ist im Besitz
einer Agrargemeinschaft mit 15
Mitgliedern, die allesamt aus
Südtirol stammen und Vieh auf-
treiben. 1970 wurde die Agrar-
gemeinschaft gegründet.“
Wie viele Hütten gibt es dort
oben?
gekocht. Als Schlafgelegenheit
für die Hirten dient meist nur
ein Schlafzimmer, die soge-
nannte Kammer.“
Der Viehtrieb erfolgt übers
Joch.
Eppacher:
„Ja. Wobei die 50
Stück Lehnvieh meist am 15.
September abgetrieben werden.
Die restlichen Rinder aber je nach
Witterung noch bis in den Okto-
ber hinein auf der Alm bleiben.
Nach Erzählungen alter Bauern
soll es auch schon vorgekommen
sein, dass im Frühjahr nach dem
Almauftrieb wieder Winterein-
bruch herrschte und die Tiere auf-
grund von Futtermangel wieder
über das Joch nachhause getrie-
ben werden mussten.“
Wie viele Tiere gibt es denn
gesamt auf der Alm?
Eppacher:
„Vom 25. Juni bis
15. September durchschnittlich
340 Rinder, die imWesentlichen
Jungvieh sind, und 70 bis 80
Schafe.“
Der Grenzübergang über das
Joch war früher ja nicht ein-
fach zu bewältigen, da ohne
Ausweis keine Überquerung
möglich war.
Eppacher:
„Dass das für die
Bauern eine Belastung war,
wenn sie auch nur zum Mähen
auf die Alm wollten, kann man
sich vorstellen. Und beim Alm-
abtrieb war die Überquerung
eine ganz besondere Prozedur.
Denn jedes Stück Vieh wurde
genau registriert und vom Tier-
arzt untersucht, sodass auch ein
Schmuggel von Vieh ausge-
schlossen werden konnte. Bei
einer Gegebenheit fanden diese
Eppacher:
„Die Alm umfasst
16 Hütten aus Stein. Sie sind
einzigartig in den Ostalpen.
Einer der Bauern hat zwei Hüt-
ten. Vor 60 Jahren waren noch
bis zu 40 Personen auf der Alm,
die bis zu 100 Kühe gemolken
haben und die gesamte Milch zu
Butter und Käse verarbeitet
haben. Heute sind es vier Hir-
ten, ein Ochsenhirte mit Bub,
ein Kalbenhirte, ein Kälberhirte
und eine Sennerin, die den
Almausschank führt.“
Warum wurden die Hütten
aus Stein erbaut?
Eppacher:
„Weil oberhalb
der Waldgrenze die Beschaffung
von Bauholz nur vom Tal herauf
erfolgen konnte und es somit
naheliegend war, das man die
Hütten aus den vor Ort zuhauf
zur Verfügung stehenden Stei-
nen erbaut hat.“
Wie sind die Hütten ausge-
stattet?
Eppacher:
„Sie sind mit
einer ‚Reme‘ ausgestattet. Das
heißt mit einem Heulager im
Nebenraum zur Küche. Und auf
der ‚Feuerstatt’ in der Küche
wird noch über offenem Feuer
Die Jagdhausalm auf 2.000 Metern Höhe am Ende des Osttiroler Defereg-
gentales gehört zu den ältesten Almen Österreichs und wird noch heute –
aufgrund jahrhundertealter Weiderechte – von Südtiroler Bauern bewirt-
schaftet. „Auf der Jagdhausalm wird die Europaregion im Kleinen gelebt“,
so das Büro der Europaregion „Tirol-Südtirol-Trentino“. Der Obmann der
Agrargemeinschaft Jagdhausalm, Andreas Eppacher, im „PVT“-Interview.
JAGDHAUSALM
PUSTERTALER VOLLTREFFER
AUGUST/SEPTEMBER 2013
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Die Jagdhausalm ist zwar in Südtiroler Hand, gehört aber zu den ältesten Almen Österreichs.
Andreas Eppacher; im Bild
rechts mit dem Tiroler NP-Di-
rektor Hermann Stotter.
„Europaregion imKlei