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„Ich arbeite den ganzen
Tag und meine Frau 30
Stunden. Unsere Tochter
ist sieben Jahre alt und
dann öfter mal alleine.
Schadet ihr das?“
„Grundsätzlich ist es für arbei-
tende Eltern schwer, alles unter einen
Hut zu bekommen. Dazu kommt, dass
Erziehung nicht zwischen Tür und
Angel stattfinden soll. Sie braucht
Zeit. Grundsätzlich kann man aber
nicht genau sagen, wie viel Alleinsein
einem Kind schadet. Es hängt auch
vom Kind selbst ab. Mit sieben Jahren
ist es noch etwas früh, die Tochter re-
gelmäßig länger alleine zu lassen.
Wenn es ein bis zwei Mal die Woche
eine halbe bis eineinhalb Stunden
sind und eine genaue Zeit vereinbart
ist, wann jemand nach Hause kommt,
ist es meist in Ordnung. Sollte es
mehr werden, sollten Sie sich nach
anderen Lösungen umschauen. Ich
weiß, das ist manchmal nicht einfach:
Ganztagsschule, Nachmittagsbetreu-
ung, Kinderfrau, Oma, Nachbarin,
Eltern anderer Kinder – manches ge-
lingt nicht, manches mag man nicht.
Viele mögen ihre Kinder nicht in die
Hände anderer Menschen geben,
oder mögen Verwandte und Bekannte
nicht belasten. Ich möchte Sie aber
ermutigen, hier nicht zurückhaltend
zu sein. Kinder können gut zwischen
den unterschiedlichen Kontextregeln
unterscheiden, und sie verstehen Ihre
Erziehung trotzdem. Ihre Tochter kann
nach der Schule ein wenig zu einer
Freundin gehen, oder man kann sich
gegenseitig unterstützen, einmal
kommen die Kinder zu mir zum Essen,
einmal gehen sie zu dir. Solche priva-
ten Kreise bieten sich gerade für
diejenigen an, die keine Verwandten
in der Nähe haben. Noch etwas:
Bemessen Sie die Zeit, die Sie für sich
und Ihre Familie brauchen, bitte
großzügig. Das heißt, suchen Sie
mehr Hilfe als unbedingt notwendig.
Denn Sie aber auch Ihre Frau brauchen
auch mal Zeit für sich alleine.“
Dr. Marlies
Pallhuber
Psychologin/
Psycho-
therapeutin
Mit welchen konkreten Proble-
men kommen die Eltern in die Fa-
milienberatung nach Bruneck?
Pallhuber:
„Manche Eltern fühlen
sich von der momentanen Familiensi-
tuation überfordert und verunsichert.
Andere finden keinen Zugang zum
Kind, das sich in einer schwierigen
Phase befindet. Eltern bemerken,
wenn Kinder Angst haben und fragen
sich, was sie tun könnten. Sie sehen,
wenn ihr Kind von Freundschaften aus-
geschlossen wird und darunter leidet.
Eltern fragen sich, was los ist, wenn ihr
Kind ständig angespannt und unruhig
ist. Sie fragen sich, wie sie trotzdem
gut für ihr Kind sorgen können auch
wenn sie selbst gerade eine schwierige
und krisenhafte Zeit durchleben.“
Es handelt sich also um Eltern,
die Schwierigkeiten nicht einfach
ausblenden?
Pallhuber:
„Absolut. Es sind meist
engagierte Väter und Mütter von He-
ranwachsenden, die sich Rat holen. Sie
versuchen mit aller Kraft, das ‚Richtige’
für ihre Kinder zu tun und stoßen dabei
an ihre Grenzen. Sie wollen gute Väter
und Mütter sein und für ihre Kinder nur
das Beste. Viele Eltern zweifeln an ihrem
Einfluss auf das Leben und die Entwick-
lung ihrer Kinder und ziehen sich zurück
oder meinen sie müssten aufgeben.“
Was sagen Sie den Eltern dann?
Pallhuber:
„Dass es ihre Aufgabe
ist, präsent zu bleiben und sie weiter-
hin darauf achten müssen, dass Regeln
und Verbindlichkeiten, die in der Fami-
lie gelten, auch umgesetzt werden: ge-
meinsame Essen, gemeinsame Feste
feiern, Fernseh- und Computerkonsum,
wie man sich streitet, wie man sich ver-
söhnt, wie man sich achtet und res-
pektiert usw. Mütter und Väter haben
die tägliche Aufgabe sich Konflikten zu
„Nach einer Diabetesdauer von
mehr als zehn Jahren weisen über 90
% aller Patienten erste krankhafte
Netzhauterkrankungen auf“, infor-
miert OA Dr. Andreas Ebermann. Der
Überbegriff für alle durch Diabetes be-
dingten Veränderungen der Netzhaut
lautet auf Diabetische Retinopathie
(DRP). „Die Schwierigkeit für die Be-
troffenen ist, dass die DRP erst in fort-
geschrittenen Stadien die Sehleistung
beeinträchtigt und bei Diagnose oft
schon irreparable Schäden auftreten.“
Deshalb spiele die Kontrolle des Lang-
zeitwertes des Zuckers (HbA1c-Wert)
eine sehr wichtige Rolle. „Eine regel-
mäßige augenärztliche Kontrolle ist bei
jedem Diabetiker äußerst wichtig. Die
therapeutischen Möglichkeiten am
Auge im Bezug auf eine Verbesserung
der Sehleistung ist einfach sehr be-
grenzt und führen in den meisten Fäl-
len bestenfalls zu einer Stabilisierung
der Krankheit“, so der Mediziner.
sprüche an Familien gestiegen und
zum Ziel einer guten Elternschaft sind
weitere Aspekte hinzugekommen: El-
tern haben zusätzlich den Anspruch
eine gute Paarbeziehung zu führen, bei
der Arbeit erfolgreich zu sein, Freund-
schaften zu pflegen und sich als Indi-
viduum weiterzuentwickeln. Auch die
Förderung der Kinder hat sich verän-
dert: Früher reichte es einer Familie oft,
wenn eines der Kinder sich hervortat.
Heute ist das anders.“
Welche Hilfestellung bietet die
Familienberatung?
Pallhuber:
„Den Eltern stehen
erfahrene Fachleute der Familienbera-
tungsstelle zur Seite. Sie ermöglichen
eine erste Einschätzung. Eltern erhalten
Anregungen und Tipps sowie Rat-
schläge für schwierige und weniger
schwierige Situationen mit ihren
Kindern. ‚Eltern-Fragen‘ kann ohne
Voranmeldung aufgesucht werden.
Die Anfragen werden vertraulich und
anonym behandelt. Das Angebot findet
ab 10. September jeden Dienstag von
17.30 bis 19.30 Uhr im Michael Pacher
Haus (Eingang Rückseite) statt.“
Bruneck:
Familienberatung hilft
„geschafften“ Eltern
Eltern sein ist manchmal ganz schön schwer. Einerseits sollten sie ihren Kindern Freiheiten lassen, um
Neigungen, Begabungen und Talent zu fördern – gleichzeitig müssen aber Grenzen, Werte und Regeln
vermittelt werden. Nicht umsonst holen sich Eltern oft Hilfe bei der Familienberatung in Bruneck. Psy-
chologin und Psychotherapeutin Dr. Marlies Pallhuber über dieses kostenlose Angebot:
GESUNDHEIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
AUGUST/SEPTEMBER 2013
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DRP: Weit verbreitete
Erblindungsursache
Die Diabetische Retinopathie (DRP) zählt neben dem Grünen Star zu
den häufigsten Erblindungsursachen in unseren Breiten. Regelmäßige
augenärztliche Kontrollen sind daher bei jedem Diabetiker unerlässlich.
Infos für Ihr Wohlbefinden
Kontakt: FAMILIENBERATUNG
Beratungsstelle Bruneck,
Oberragen 15
Tel. 0039/0474-555638, E-Mail:
bruneck@familienberatung.it
Die Beratung ist kostenlos.
Das Projekt wird von der Gemeinde
Bruneck und der Bezirks-
gemeinschaft Pustertal finanziert.
stellen, Grenzen zu setzen und gleich-
zeitig liebevoll zugewandt zu sein.“
Ist
das
Elternsein
heute
schwieriger als früher?
Pallhuber:
„Ja. Denn in den letzten
Jahren sind auch gesellschaftliche An-
Diabetiker sollten regelmäßig ihre Augen und Sehkraft untersuchen lassen.