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Der „Graue Bär“ liegt in der
verkehrsfreien Ortsmitte von
Innichen. Er beherbergt ein fei-
nes, kleines Restaurant, ein ge-
pflegtes, stilvolles Hotel und
eine moderne Bar mit Stube aus
den 50er-Jahren sowie ein Ter-
rassencafé.
Die Geschichte des „Grauen
Bären“ beginnt zwar schon im
frühen 14. Jahrhundert, doch in
den örtlichen Annalen scheint
erst 1462 ein Bärenwirt auf,
nämlich Conrad Maus.
Ein reger
Besitzerwechsel
Als eine Feuersbrunst 1560
beinahe den gesamten Ort zer-
störte, gelangte der „Graue Bär“
in den Besitz der Familie Dinzl.
Später setzten die Pest und der
Dreißigjährige Krieg dem Be-
trieb hart zu. 1715 wird Andrä
Hueber aus Toblach, der auch
das Heilbad „Wildbad“ in Inni-
chen sein Eigen nannte, neuer
Besitzer. Doch Huebers unter-
nehmerisches Geschick ließ zu
wünschen übrig. 1745 erwarb
Andrä Kopfsgueter das Anwe-
sen. Er war ein Metzger und
Fuhrmann aus Sillian. „Seitdem
ist der ‚Graue Bär‘ in Familien-
besitz und wurde immer auf
dem Erbweg weitergegeben. In
Sillian gibt es aber keinen
Kopfsgueter mehr“, so der heu-
tige Chef Franz Ladinser (50).
„Grauer Bär“ als Lazarett
Die im Ersten Weltkrieg hart
umkämpfte Dolomitenfront ver-
lief in unmittelbarer Nähe Inni-
chens. Im Gasthof „Grauer Bär“
wurde deshalb ein Lazarett ein-
gerichtet. Die damalige Besitze-
rin Hedwig Hellenstainer nahm
sich der verwundeten Offiziere
und Soldaten des österreichisch-
ungarischen Heeres an, wofür
ihr Kaiser Franz Josef die sil-
berne Verdienstmedaille ver-
lieh. Hellensteiner blieb unver-
heiratet und kinderlos. Um ihren
Besitz weitergeben zu können,
adoptierte sie den jungen Al-
pini-Offizier Alfredo Benincasa.
„Das war eine sehr mutige Ent-
scheidung von ihr“, so Ladinser.
Zudem arrangierte sie die Heirat
mit Flora Hellenstainer, ihrer
um viele Jahre jüngeren Cou-
sine. Das Ehepaar sorgte für viel
Nachwuchs. Gesamt wurden
zehn Kinder geboren.
In neunter Generation
Die älteste Tochter Hedwig,
verehelichte Ladinser, wurde
später zur Bärenwirtin. „Sie war
meine Mutter und verstarb
1987“, erzählt Ladinser, der seit-
dem in neunter Generation den
„Grauen Bär“ führt. Ladinser ist
stets darauf bedacht, das histo-
risch Wertvolle in dem Haus zu
erhalten. „Aber wir wollen kei-
nesfalls an ein Museum erinnern.
Wir zelebrieren ja auch den Zeit-
geist, das heißt moderne Ele-
ganz“, betont er. So werden Zu-
bauten im Haus immer modern
gestaltet und nicht „auf alt“ ge-
macht. Im Hotel des „Grauen
Bären“ gibt es 26 Zimmer.
Restaurant im
Bürgerzimmer
Heuer öffnete Ladinser das
kleine aber feine Restaurant im
„Grauen Bär“ wieder. Es gibt
vier Tische mit jeweils vier
Stühlen. Deshalb ist eine Reser-
vierung notwendig. „Das Res-
taurant befindet sich in unserem
Bürgerzimmer. Hunderte von
Jahre wurden hier Ratssitzungen
GASTROREPORTAGE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JULI/AUGUST 2013
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Eine lange Geschichte der Gastlichkeit findet man im „Grauen Bär“ in der
Gemeinde Innichen. Hausherr Franz Ladinser ist darauf bedacht, dass man
die Vergangenheit in dem geschichtsträchtigen Haus noch erfahren kann.
„Wir leben natürlich auch den modernen Zeitgeist“, betont er. Heuer öffnete
er zudem das kleine aber feine Restaurant im Bürgerzimmer wieder.
Hausherr Franz
Ladinser pflegt
und hegt das
Historische in
seinem Haus, lebt
aber dennoch
den modernen
Zeitgeist.
Traditionsbetrieb in Innichen
550 Jahre „Grauer Bär“