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ERZIEHUNG
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2013
34
Die Familienberatung
Bruneck bietet seit
heuer die „Eltern-
sprechstunde“ an. Ziel
ist es, Eltern schnell
und unbürokratisch bei
ihren Sorgen um ihre
Kinder zu helfen.
Jeden Dienstag von 18 bis 20
Uhr können ratsuchende Eltern
im Michael Pacher-Haus in
Bruneck (Eingang Rückseite)
die „Elternsprechstunde“ in
Anspruch nehmen. „Vertrau-
lich, anonym, kostenlos und
ohne Voranmeldung“, infor-
miert die Leiterin der Familien-
beratung Bruneck, Dr. Marlies
Pallhuber.
In der „Elternsprechstunde
stehen erfahrene Fachleute mit
praktischen Tipps und Anre-
gungen für die kleinen und gro-
ßen Alltagssorgen rund um den
Nachwuchs zur Seite. „Eltern
wollen natürlich, dass sich ihre
Kinder bestmöglich entwickeln.
Doch dieser Anspruch ist hoch,
und unweigerlich entstehen
viele Fragen und Unsicherhei-
ten. Was erlauben wir unserem
Kind und wo setzen wir die
Grenzen? Oder was können wir
Schnelle Hilfe bei Sorgen
mit Kindern
Wir sind verheiratet und
haben zwei Kinder. Meine El-
tern wohnen in der Wohnung
über uns. Meine Mutter mischt
sich manchmal in die Erzie-
hung ein. Das nervt meine
Frau. Neulich kam es zur Aus-
einandersetzung. Was ist das
Beste, was wir tun können?
Dr. Marlies Pallhuber, Psy-
chologin und Psychothera-
peutin:
„Lieber Vater, Ehemann und
Sohn! Ihre Frage ist sehr wich-
tig, und dass Sie versuchen, sich
dieser Situation anzunehmen,
ist schon Teil der Lösung, denn
diese Art von Konflikt ist kein
persönliches Problem zwischen
Ihrer Frau und Ihrer Mutter. Sie
selbst haben darin auch eine
Rolle. Zunächst drei grundsätz-
liche Bemerkungen: Ein Paar,
das eine Familie gründet, muss
eine durchlässige aber spürbare
‚Membran’ um sich schaffen,
damit es selbst und die anderen
merken, dass dieses Paar zu-
sammen gehört. Im Allgemei-
nen gestaltet man diese Mem-
bran gemeinsam, gegenüber der
eigenen Herkunftsfamilie (El-
tern, Geschwister) müssen es
aber Sie, und Ihre Frau mit den
eigenen Eltern tun. Nur so kann
jeder Partner darauf vertrauen,
dass man tatsächlich nach den
gemeinsamen Vorstellungen die
Familie gestaltet, und nicht
nach den Vorstellungen der
Herkunftsfamilien. In Ihrem
Fall ist diese Aufgabe ungleich-
gewichtig verteilt, da Sie näher
bei Ihren Eltern wohnen, dies ist
oft eine Quelle von Konflikten.
Bei der Erziehung der Kinder
sind Sie als Eltern die Haupt-
verantwortlichen. Grundsätz-
lich gilt, jede Erziehungsvor-
stellung hat ihren Wert, der
Kompromiss zwischen den per-
sönlichen Vorstellungen eines
jeden Elternteils, ist meist das
Beste für die Kinder. Ein letzter
Punkt: Kinder verstehen sehr
gut die unterschiedlichen Re-
geln an unterschiedlichen
Orten. Wenn bei Ihren Eltern
(den Großeltern) andere Regeln
herrschen, als bei Ihnen zu
Hause, ist dies gut. Kinder ler-
nen hierbei, dass an unter-
schiedlichen Orten unterschied-
liche Verhaltensregeln herr-
schen. Die Orte mit den unter-
schiedlichen Regeln müssen
nur klar unterscheidbar sein.
Letzteres ist wahrscheinlich
für Sie das größte Problem.
Wenn Kinder durch örtliche
Gegebenheiten und Zeitein-
teilung nicht unmittelbar er-
kennen, wessen Regeln gerade
herrschen, kommt es zur
Konfusion, nicht nur für die
Kinder. Zusätzliche Anstren-
gungen hierfür würden sich
lohnen. Am Besten besprechen
Sie mit Ihrer Frau klare Regeln
über Aufenthaltsort und Zeit-
einteilung Ihrer Kinder. Es
ist Ihre Aufgabe als Sohn, dies
Ihren Eltern mitzuteilen, und
Sie müssen dabei zeigen, dass
Sie genauso dahinter stehen,
wie Ihre Frau. Ihre Eltern haben
natürlich auch das Recht eine
‚Membran‘ um sich aufrecht zu
erhalten, also auch mal keine
Zeit zu haben, Ihnen zu helfen.“
Eltern fragen
Dr. Marlies Pallhuber,
Psychologin und
Psychotherapeutin
als Eltern noch verantworten?
Der Alltag mit dem Nachwuchs
ist von Beginn an spannend.“
Finanziert wird die „Eltern-
sprechstunde“ von der Bezirks-
gemeinschaft Pustertal und der
Stadtgemeinde Bruneck. Mehr
Infos unter Tel. (+39)34212144
40.