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PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2013
31
Bernhard Aichner aus
Sillian gilt als begnade-
ter Schriftsteller. Mitt-
lerweile veröffentlichte
er etliche Bücher,
Theaterstücke und Hör-
spiele – zuletzt seinen
dritten Max Broll-Krimi.
Mit seiner Frau Ursula
betreibt er zudem ein
erfolgreiches Fotoate-
lier für Werbefotografie
in Innsbruck.
„In seinem neuen Max-Broll-
Krimi führt Bernhard Aichner
einmal mehr in die Abgründe
hinter der Dorfidylle und liefert
schwarzen Humor, Gruselstim-
mung und Spannung auf höchs-
tem Niveau“, schrieb eine
österreichische Zeitung über
sein aktuellstes Buch „Lei-
chenspiele“, das im Haymon-
Verlag erschien. Es handelt sich
diesmal um den ehemaligen
Fußballstar Johann Baroni, der
vor dem finanziellen Ruin steht.
Um das Schlimmste abzuwen-
den, lässt er sich mit einem
seiner besten Freunde, dem
Totengräber Max Broll, auf
ein unmoralisches Angebot ein.
„Man bietet den beiden viel
Geld, wenn sie dafür eine
Leiche auf dem Friedhof
verschwinden lassen. Gesagt,
getan. Doch wenig später
liegen zwei weitere Leichen
vor Baronis Tür“, erzählt
Autor Bernhard Aichner.
Praxis beim Bestatter
Es ist das dritte Buch seiner
Krimireihe rund um den Toten-
gräber Max Broll. Um dem
Thema Tod so nahe wie möglich
zu kommen, recherchierte er viel
auf Friedhöfen und sprach mit
Totengräbern. Zudem arbeitet
der Osttiroler aushilfsweise bei
einem Bestatter in Innsbruck
mit. „So schaffte ich es auch,
mit dem Tod offener umzuge-
hen.“ Das Besondere an seiner
Krimi-Reihe ist nicht nur, dass
ein Totengräber im Mittelpunkt
steht, sondern auch, dass die
Krimis viele Lebensweisheiten
vermitteln.
Das Cover des dritten Krimis
zeigt eine Frau im Leichensack.
„Es war gar nicht so schwer,
Damen zu finden, die sich dafür
als Model zur Verfügung stel-
len. Es gab gleich zehn Mädels,
die sich anboten“, schmunzelt
Aichner. Personenbeschreibun-
gen gibt es in den Max Broll-
Krimis nicht. „Ich möchte dem
Leser viel Platz für eigene Fan-
tasien lassen.“
„Bin stolz“
„Wenn mich aber jemand
fragt, wie Max Broll aussieht,
dann sage ich: ‚So wie ich‘.
Und sollte die Krimireihe je
verfilmt werden, will ich natür-
lich selbst die Hauptrolle spie-
len“, lacht er.
Vor seinen drei Max Broll-
Krimis verfasste er fünf andere
Bücher. „Ich bin sehr stolz auf
alle Bücher – natürlich immer
am meisten auf das jüngst Ge-
borene“, lacht der 1972 Gebo-
rene, der in Sillian aufwuchs.
Als Jugendlicher be-
Als 17-Jähriger brach er das
Gymnasium in Lienz ab und
verließ Osttirol. „Ich hielt mich
vorerst als Kellner über Wasser.
Dann wechselte ich in ein
Fotolabor.“ Er wurde Pressefo-
tograf, maturierte an der
Abendschule und begann
Germanistik zu studieren. 2002
gründete er sein eigenes Foto-
atelier für Werbefotografie,
das er heute mit seiner Frau
und Fotografin Ursula betreibt.
Neue Krimis entstehen
Derzeit arbeitet Aichner am
vierten Band der Max-Broll-
Reihe und an einem weiteren
Thriller, bei dem dann 2014 eine
Bestatterin ermitteln wird. Seine
Bücher lesen sich teilweise wie
Drehbücher, „damit ich den Leser
bis zum Schluss an der Stange
halten kann“, so der Osttiroler,
der sich schon über mehrere
Literaturpreise und -stipendien
freuen durfte und auch zahlreiche
Theaterstücke und Hörspiele ver-
fasste. Zudem liest er aus seinen
Büchern sehr gerne vor. „Der di-
rekte Kontakt zu den Lesern ist
einfach was sehr Schönes. Vor
allem, wenn meine aneinander-
gereihten Worte vom Sound her
noch gut klingen“, schmunzelt er.
Am 24. April liest er in der Bi-
bliothek Abfaltersbach. Am 26.
April gibt es einen Krimiabend in
Lienz.
Martina Holzer
gann er zu schreiben und ent-
deckte damit eine neue Welt.
„Ich hatte das Gefühl, dass
durch das Schreiben vieles
möglich wurde, was im Dorf-
alltag keinesfalls möglich war,
ich konnte damit sehr enge
Grenzen sprengen.“
Schaut genau hin
Schreiben macht ihn bis
heute glücklich. „Ich hätte ein
Riesenproblem, wenn mir je-
mand symbolisch den Stift aus
der Hand reißen würde.“ Als
Jugendlicher schnappte er sich
aber nicht nur einen Stift, son-
dern auch die Spiegelreflexka-
mera aus der Schublade seines
Vaters und komponierte damit
ebenfalls Bilder und Szenerien.
„Ich lernte sowohl beim Schrei-
ben als auch beim Fotografie-
ren meine Umgebung sehr
genau wahrzunehmen, einfach
genau hinzusehen“, erzählt der
dreifache Vater.
Der erfolgreiche Osttiroler Schriftsteller und Fotograf Bernhard
Aichner.
Aichner
arbeitet
hie und
da auch
bei
einem
Bestat-
tungs-
unter-
nehmen
in Inns-
bruck,
um die
dorti-
gen
Erfah-
rungen
für die
Krimi-
Reihe
litera-
risch
umzu-
setzten.
Pustertaler entführt die Leser
in ungewöhnliche Welten