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PUSTERTALER VOLLTREFFER
DEZEMBER 2012/JÄNNER 2013
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VILLGRATER NATUR
Die Entwicklung von „Vill-
grater Natur“ begann mit einer
Studie der Universität Inns-
bruck, die Josef Schett aus dem
Villgratental in Auftrag gege-
ben hatte. „Sie lieferte mir da-
mals wichtige Daten über die
Marktchancen der Schafpro-
dukte und die Grundlagen für
deren Weiterentwicklung“, so
Schett. Schließlich hatte er
zwei Jahre zuvor seinen Job als
Bankangestellter aufgegeben
und den elterlichen Bergbau-
ernhof übernommen, auf
Schafzucht umgestellt und mit
der Vermarktung von Lamm-
fleisch und Schafmilchproduk-
ten begonnen. „Unsere Ware
konnten wir anfangs allerdings
nur zögerlich auf den Markt
bringen. Somit wollte ich natür-
lich wissen, ob wir durchhalten
sollen. Die Daten der Studie
waren dann äußerst positiv.“
Startschuss zur
Wollverarbeitung
Aber was tun mit der Schaf-
wolle? Schett ging zu Empa
(eidgenössische Materialprü-
fungs- und For-
schungsanstal t
St. Gallen),
um die bauphysikalischen Ei-
genschaften der Schafwolle un-
tersuchen zu lassen. „Empa be-
scheinigte dem Wollvlies in
Folge einen hohen Wärme-
dämmwert und eine positive
Wirkung auf das Raumklima,
und dass die Wolle bis zu einem
Drittel ihres Eigengewichtes an
Feuchtigkeit aufnehmen kann
sowie Schadstoffe absorbiert.“
Das war der Startschuss zur An-
schaffung der ersten Maschinen
zur Wollverarbeitung, die im
Villgrater Natur Haus
(das Schett 1991
errichtete) in
Betrieb genommen wurden. Aus
den unterschiedlichen Wollqua-
litäten entwickelte man ver-
schiedenste Produkte fürs Woh-
nen, Schlafen und Bauen. So
etwa gemeinsam mit Willi
Dungl das Villgrater Naturbett.
1993 kamen erstmals Dämm-
stoffe aus Schafwolle und der
Trittschallfilz auf den Markt,
nachdem die Produkte das Bau-
biologie- und Ökogütesiegel er-
halten hatten und mittlerweile
unter der Marke „Woolin“ ver-
kauft werden. „Die Schafwolle,
anfangs nur ein Nebenprodukt,
war nun wertvoller Rohstoff für
Matratzen, Decken und Betten
geworden“, so Schett.
„Ich bin stolz“
Vor fünf Jahren wurde das
Villgrater Natur Haus als Aus-
flugsziel für Touristen und
Fachbesucher noch interessan-
ter, da Hausherr Schett einen
Licht durchfluteten Zubau mit
Seminarraum und Küche er-
richten ließ. 2010 investierte er
noch 200.000 € in die neue,
computergesteuerte Produkti-
onsanlage. „Wir verarbeiten
mittlerweile ein Drittel der
österreichischen Schafwolle,
und ich kann mit meiner Fami-
lie dort arbeiten und leben, wo
meine Wurzeln sind. Es gibt
nichts Schöneres“, ist Schett
stolz. Aber auch auf seine Mit-
arbeiter – wie etwa auf Rupert
Schett, der seit Anfang an im
Unternehmen mitarbeitet.
Martina Holzer
Im Verkaufslokal
bekommt man
herrliche Pro-
dukte, vor allem
aus Schafwolle,
zu kaufen. Im
Bild: Die
Tochter des
Chefs, Rebecca
Schett.
Das Villgrater Natur Haus.
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25 Jahre Villgrater Natur
Das Osttiroler Unterneh-
men „Villgrater Natur“
feiert heuer ein Viertel-
jahrhundert. Visionen,
Mut und die Liebe zur
Natur sind ein Mix, mit
dem Josef Schett den
Parade-Betrieb erfolg-
reich machte.