OSTTIROLER
NUMMER 10/2012
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HEIMATBLÄTTER
ungedruckter sowie gedruckter Quellen,
verschiedener Literatur und eigenen Nach-
forschungen in bescheidenem Rahmen aus
der Vergessenheit seiner Heimat in das ihm
gebührende Licht der Tiroler Künstlerper-
sönlichkeiten rücken. Sein Leben beginnt
in Kals, führt über Mittersill, München,
Rom nach Hopfgarten im Brixental und
endet mit dem Tod wieder in seiner zwei-
ten Heimat Mittersill.
Virgil Groder wurde am 2. Oktober 1856
in Kals, Oberlesach Nr. 22, geboren. Seine
Eltern waren der frühere Unterwirt Virgil
Groder in Oberlesach Nr. 19 (geb. 27. No-
vember 1813), verehelicht am 3. Juli 1849
mit Monika Oberritzer aus Windisch-Matrei
(geb. 25. April 1818). Monika war bei der
Geburt der fünf Kinder Besitzerin des
Huter-Häusls in Kals. Sie war ein unehe-
liches Kind der Barbara Oberritzer, ihr Vater
wurde im Traubuch mit N. N. – Georg Gro-
der Oberwirtssohn angegeben. Vielleicht
kam sie deshalb zu diesem Haus! Virgil war
das letzte von fünf Kindern dieser Ehe,
wobei drei im Kindesalter starben. Nur
seine Schwester Elisabeth (geb. 22. Jänner
1853) überlebte und heiratete 1879 Georg
Gratz. Sie verstarb am 11. September 1919.
Virgil Groders Vater war eine Woche vor
seiner Geburt am 26. September 1856 in
Oberlesach Nr. 22 gestorben.
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Die Mutter
Monika wurde 76 Jahre alt und starb am 26.
Juli 1894 im Huter-Häusl in Lesach Nr. 21.
Warum fertigte und malte Virgil Groder
gerade in St. Jakob das Heilige Grab? Dazu
folgende Erklärung, seinen Auftraggeber
betreffend, einen Landsmann und nahen
Verwandten, den Priester Rupert Huter.
Andreas Huter (geb. 1812), Jörgenbauer
in Glor, und längere Zeit Gemeindevor-
steher von Kals, 1842 verehelicht mit Mo-
nika Hanser (geb. 1816), war der Vater des
späteren Priesters Rupert Huter, der am 17.
August 1852 in Kals zur Welt gekommen
ist. Dieser war von 1878 bis 1882 Koope-
rator und vom 26. Oktober 1889 bis zu sei-
nemAbleben am 18. Oktober 1922 Pfarrer
in St. Jakob, wo er auch beerdigt wurde. Er
war dort beliebt und arbeitsam, verfasste
auch das sehr wertvolle Familienbuch und
wurde 1914 einstimmig zum Ehrenbürger
von St. Jakob i. D. ernannt. Seine Schwes-
ter Maria war über die ganze Zeit seine
Widumshäuserin. Sie starb 1923 in St.
Jakob, wurde aber in Kals begraben. Das
ist auch der Grund, weshalb Virgil Groder
gerade in St. Jakob bei seinem verwandten
Landsmann das Ostergrab im Jahr 1897
angefertigt hat. Es ist dies die einzige sei-
ner Arbeiten im Bezirk Lienz außer der
Gewölbemalerei in seiner Heimatkirche in
Kals unter Pfarrer Thomas Hintner, die
Groder 1894/95 ausgeführt hat.
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Virgil Groder besuchte die Volksschule
in Kals und machte dort anschließend eine
Tischlerlehre, wo und bei wem, ist nicht
genau bekannt, vielleicht beim damaligen
Tischlermeister Alois Groder. In seinen
jungen Jahren als Tischlergeselle verließ
Virgil die Heimat und zog von Kals nach
Mittersill im Pinzgau. Sein verwandter
Landsmann Ferdinand Ranggetiner (1844
bis 1923), ebenfalls gelernter Tischler, war
dort schon ansässig. Dieser heiratete am
30. Jänner 1871 Gertraud Vorderegger,
stieg vom Tischler zum Baumeister und
Hausbesitzer auf, gehörte zu den ange-
sehensten Bürgern von Mittersill und war
dort sogar zweimal Bürgermeister.
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Virgil Groder war ein kerniger, unver-
brauchter Junggeselle voller Wissens-
und Tatendrang aus einem abgelegenen
Bergdorf. Diese Fähigkeiten trieben ihn
zur weiteren Ausbildung seines späteren
Berufes als Kunstmaler in die Kunstaka-
demie nach München. Die gute Freund-
schaft mit seinem zweiten Lehrherren, dem
Maler und Professor Franz von Defregger
(1835 bis 1921), war für Groder sicher von
Vorteil für seine weitere Ausbildung und
Entwicklung. Nachher ging er wie viele
seiner Malerkollegen zur Weiterbildung
nach Rom, um sich im südlichen Gefilde
Eintragung der Heirat von Virgil Groder und Theres Sojer am 11. Jänner 1892 in Hopfgarten im Brixental; als Trauzeuge fungierte
sein berühmter Landsmann, der mit seiner Originalunterschrift dokumentiert ist (rechts oben): „Franz Defregger/Maler“.
(Pfarrmatrikel Hopfgarten i. Br.)
Foto: Tiroler Landesarchiv
Der Unterwirt in Kals, der lange Zeit in Besitz des Vaters von Virgil Groder gewesen ist;
Ansichtskarte im Verlag Stengel & Co., Dresden u. Berlin, Poststempel von 1904.
(Sammlung Viktor Ladstätter)
Rep.: Viktor Ladstätter