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Heuer sorgte der 70-jäh-
rige Wahl-Oberkärntner Adi
Holzer für einen Achtungs-
erfolg bei einer Kunstaus-
stellung im amerikanischen
Chicago. Holzer reist viel
herum, doch die meiste
Zeit verbringt der Künstler
mit seiner dänischen Gattin
Kim in Kopenhagen. Beim
„OVT-Interview“ lag ihm je-
doch das idyllische Mölltal
sprichwörtlich zu Füßen
– reicht doch der Blick von
seinem Wohnraum weit hi-
nein ins Land.
OVT: Herr Holzer, wie gefal-
len Ihnen als Wahl-Oberkärnt-
ner das Kärntnerlied und das
Mölltal?
Adi Holzer:
Meine Liebe für
das Kärntnerlied gilt dem Stück
„In der Mölltalleit`n“ – das ist
mein absoluter Favorit. Ich ver-
gleiche dieses Lied persönlich
gerne mit großen Werken von
Schubert oder Mozart. Bei einer
„Glockner-Feier“ in Wien wur-
de ich allerdings schon einmal
überrascht, weil die letzte Stro-
phe fehlte – diese aber wesentlich
zum Gesamtbild beiträgt. Mei-
ne Zuneigung zu Winklern, zeigt
sich schon in der Tatsache, dass
ich hier während einer Studien-
reise vor einigen Jahren, aufgrund
der Schönheit dieser Gegend, ein
Aquarell malte. Seit 1990 sind
wir teilzeitig in Oberkärnten be-
heimatet.
Erzählen Sie uns ein wenig
vom Leben des Künstlers Adi
Holzer?
Seit meinem Studium an der
Akademie für bildende Künste in
Wien, liegt mein Schwerpunkt auf
der Malerei und Bildhauerei. Bei
allem was ich mache ist die Aus-
einandersetzung mit dem Thema
ein starkes Element und wichtig
für die finale Umsetzung. Nach
zahlreichen Einzelausstellungen
und Teilnahmen an internationa-
len Kunstmessen, von Australi-
en über Temesvar/Rumänien bis
hin zur Ausstellung in der „Flatfi-
le Gallery“ in Chicago, kommen
nun auch in Zusammenarbeit mit
Adriano Berengo (Murano Vene-
zia) exklusive und streng limitier-
te Glasskulpturen hinzu.
Spürt man in Chicago noch
den Hauch der Gangsterlegende
Al Capone?
Ich war heuer das zweite Mal
dort und fühlte mich jedes Mal
ziemlich sicher. Meine Ausstel-
lung fand übrigens in den „Lofts“,
den ehemaligen Magazinen vieler
Handwerksberufe statt. Heute be-
sticht die gute Ar-
chitektur in der
einstigen Krimi-
Metropole viel
mehr durch große
Namen aus den
Bereichen Kunst
und Musik – der
Chicago-Blues ist
ein Highlight.
Der Libanon-
Krieg beherrsch-
te im Sommer das
Weltgeschehen.
Wie
bestimm-
te der Krieg Ihre
Kindheit?
Ich weiß wie es ist, ein Flücht-
ling zu sein, möchte aber jene
Zeit nicht missen. Ich war 1945
mit meiner Mutter nach Westen,
zu den „anständigen Befreiern“
unterwegs, und erlebte dabei ei-
niges. Letztlich hieß unser Ziel
Schloss Moosham im Salzburger
Lungau, wo wir in einem Turm-
zimmer wohnen durften. Die
Nachkriegszeit war für uns Kin-
der irgendwo ein Abenteuer.
Wie erleben Sie den Fall Nata-
scha Kampusch?
Da dieser Fall wohl weltweit
einzigartig ist, sollte ein Balance-
akt die Folge sein. Das Mädchen
darf nicht von den Medien über-
rumpelt werden. Vorsicht sollte
der vorherrschende Faktor für die
richtige Wegfindung sein.
Gibt es zwischen Dänen und
Österreichern Ähnlichkeiten?
Da gibt es einige Parallelen
und ein Ausspruch des Salzbur-
ger Nobelpreisträgers Korens
bringt es auf den Punkt: „Small is
retty!“ Ich kann mit meiner Frau
Kim, die in Kopenhagen Kinder-
ärztin ist und die ich 1955 in Niz-
za kennen lernte, diesem Spruch
sehr viel abgewinnen. Wie auch
die Mentalitäten in Österreich va-
riieren, so gilt das auch für Däne-
mark.
Die Königsfamilie ist zurzeit
sehr populär?
Das Kronprinzenpaar Frederik
und Mary sind wirklich sehr welt-
offen und modern. Die Australi-
erin Mary hat neuen Schwung ge-
bracht.
Was halten Sie vom „OVT“?
Er wird mit viel Interesse ge-
lesen und hat immer die regiona-
len Veranstaltungen präsent. Die-
se Infos über das Mölltal und dar-
über hinaus, sind wirklich eine
gute Sache. Für mich gilt zudem
je mehr Kulturstoff, desto interes-
santer ist es für den Künstler.
Eine Vorliebe für das
Kärntnerlied
INTERVIEW
Von Herbert Hauser
Adi Holzer (Winklern),
Bildender Künstler
Diese Woche:
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