Seite 3 - H_2001_01

Basic HTML-Version

Nummer 1 –– 69. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Sägespänen, Blattrestchen, Staubteilchen
u. a. geleimt. Sonst leben die Raupen in
morschem Holz, daher auch der Name
Faulholzmotten. – Die genannte Art ist aus
Osttirol mehrfach bekannt und aus allen
österreichischen Bundesländern gemeldet
(Verzeichnis 1993). Die Bestimmung der
Art besorgte Helmut Deutsch in Lavant. –
Von einer echten Motte (Tineidae) konn-
ten 2 schlecht erhaltene Tiere nicht näher
bestimmt werden.
Ameisen:
Schwarze Holz-Ameise
(Lasius fuligi-
nosus): Unter fast 70 Ameisenarten in Ost-
tirol ist diese leicht kenntlich und auch nicht
besonders selten. Lediglich die schönen,
oben schon erwähnten Kartonnester findet
man weniger, weil hohle Bäume und Bau-
ten kaum mehr zur Verfügung stehen. Auch
im Ortner-Garten waren Tiere dieser Art
oftmals beobachtet worden, das Nest allein
umfasste nicht weniger als ca. 125.000
Exemplare, zum Teil ausgezählt und teil-
weise hochgerechnet. Natürlich braucht so
ein Sozialstaat dauernd und viel Futter, nur
im Winter geht alles in die Kältestarre, wie
auch bei anderen Ameisenarten.
Sehr erwähnenswert sind einige Käfer-
arten, die in einem solchen Ameisenstaat
dauerhaft leben, geduldet und manchmal
parasitisch (myrmecophil: ameisenlie-
bend): „echte Gäste“, die gepflegt, gefüt-
tert, wie Haustiere gehalten, beim Umzug
u. U. auch mitziehen, oft mit Lockdrüsen,
deren Sekrete ähnlich wie Drogen wirken,
Vertreter bei Käfern, Schmetterlingen
(Bläulingslarven), Buckelfliegen und
Termiten. Arten dazu weiter unten, aber
ohne die recht umfangreichen faunis-
tischen Angaben zu den einzelnen Arten,
das würde zu weit führen.
Käfer (verschiedene Familien,
durchwegs Reste von Beutetieren der
Ameisen):
Laufkäfer
(Carabidae): Am auffällig-
sten ein lebendes Stück vom Großlaufkä-
fer Carabus violaceus savinicus und von
mindestens 5 weiteren Exemplaren ver-
schiedene Körperreste. Die Tiere fallen in
den Keller und werden nach dem Tode
von den Ameisen verzehrt. – Dazu 8 wei-
tere Arten aus 7 Gattungen, aber alles häu-
fige Arten, die sicherlich aus dem Garten-
bereich stammen.
Aaskäfer
(Silphidae): nur ein Rest von
Phosphuga atrata, einem häufigen Ver-
tilger von Würmern und Schnecken, eher
selten an Kleinäsern.
Kurzflügelkäfer
(Staphylinidae): Ne-
ben dem Rest einer größeren, schwarzen
Art (Ocypus melanarius) sind mehrere
Arten von recht kleinen Ameisenkäfern
(die als myrmecophile Tiere im Nest
leben) zu erwähnen: Crataraea suturalis,
Pella funestus, lugens und laticollis.
Schnellkäfer
(Elateridae): insgesamt 3
Arten dieser Familie, deren Larven als so-
genannte „Drahtwürmer“ an Pflanzen-
wurzeln leben und manchmal schädlich
werden können.
Speck- und Pelzkäfer
(Dermestidae):
viele Arten als Schädlinge in Haus und
Hof gefürchtet, weil die Larven tierische
Stoffe wie trockenes Fleisch, Trocken-
fisch, Häute, Felle, Knochen, Horn, Seide
und Federn fressen, sogar in Insekten-
sammlungen recht große Schäden anrich-
ten können, wenn sie die besonders selte-
nen Exemplare mit Vorliebe zernagen
(allerdings nur bei sehr unsachgemäßer
Lagerung). Im mitgenommenen Ameisen-
nest aus dem Bunker konnten noch nach
Wochen lebende Larven und vereinzelt
auch erwachsene Speckkäfer (Dermestes
lardarius) gefunden werden. Diese hatten
offenbar im Nestinneren die toten Amei-
sen als Nahrung verwendet!
Schimmelkäfer
(Cryptophagidae):
mehrere Dutzend kleine (1 bis 3 mm)
Tiere mit schwieriger Unterscheidung,
aber nicht alle fressen Schimmelpilze, son-
dern auch andere organische Stoffe, lästig
an Vorräten, einige in Ameisennestern
oder an bestimmten Pflanzen und in Hum-
melnestern. – Die recht kleine Art Cryp-
tophagus scutellatus wurde aus dem Bo-
denmulm gesiebt. Sie wurde sonst an meh-
Höhlen-Kreuzspinne, Männchen.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autoren dieser Nummer:
HR Mag. Dr. Alois Kofler, Meraner Straße 3,
A-9900 Lienz – Mag. Martin Kofler, Maria-
Theresien-Straße 1, A-6020 Innsbruck.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Piz-
zinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2a.
reren Orten gefunden, meist in größerer
Zahl z. B. Hennenstall, hohle Esche, Nest
der Waldameise, Wildfütterungsstelle,
Bodengesiebe u. a.
Stäublingskäfer
(Endomychidae): ar-
tenarme Familie, von der einzelne in
Bauchpilzen (Stäublinge, Boviste) leben
und die Pilzsporen verbreiten. – Die kleine
Mycetaea subterranea (= hirta), lebt aber in
Häusern und Magazinen an schimmelnden
Stoffen, also ähnlich wie die vorige Art.
Marienkäfer
(Coccinellidae): aus dieser
sehr bekannten, arten- und formenreichen
Familie wurden die Flügeldeckenreste von
3 Arten gefunden, die ins Ameisennest ge-
tragen wurden. Alle drei sind häufig und
wie viele andere Arten Nützlinge durch
Vertilgen schädlicher Blattläuse, ebenso
wie ihre Larven.
Klopfkäfer
(Anobiidae): Vertreter dieser
Familie heißen auch Pochkäfer (wegen der
Klopfgeräusche der Weibchen), Nagekäfer,
Holzkäfer. Sie leben in verschiedensten
Hölzern, auch Skulpturen, in Bauholz,
Möbeln, Rinden, Baumpilzen, verschie-
denen Pflanzen. – Im Treppenmulm nur die
Art Anobium pertinax, eine weit verbreitete
und häufige, nachtaktive Art.
Blatthornkäfer
(Scarabaeidae): arten-
reiche Familie mit sehr unterschiedlichen
Formen.
Vertreten war ein Dungkäfer (Aphodius
fimetarius), aus der weiteren Verwandt-
schaft die deutlich kleineren, braungefärb-
ten Arten Serica brunnea und Amphimal-
lon solstitialis, pflanzenfressende Arten,
die meist in der Dämmerung fliegen.
Blattkäfer
(Chrysomelidae): nur ein
Rest von Chrysolina sturmi, eine kugel-
förmige blauschwarz gefärbte, nicht sel-
tene Art, allerdings fast 1 cm lang.
Rüsselkäfer
(Curculionidae): mit etwa
50.000 Arten weltweit gilt sie als arten-
reichste Käferfamilie und hat viele Lieb-
haber, braucht auch viele Spezialisten. –
Drei Breitmaulrüssler konnten zugeordnet
werden (Otiorhynchus ovatus, singularis
und raucus, vereinzelt auch vollständige
Exemplare), dazu der kleine Barypeithes
pellucidus, allerdings nur in einem Rest,
dessen Zuordnung forensische Arbeit er-
forderte. Diese Art liegt aus Osttirol nur in
2 Einzelstücken vor: Lienz-Grafendorfer
Straße, Lavant in einem Hausgarten. Diese
und ähnliche Arten leben an Gräsern, in
Gärten, können auch gestreift werden, die
meisten sind aber wenig gefunden worden.
Abschließend bedanken wir uns sehr
herzlich bei der Familie Ortner für das
Interesse an der Arbeit, für die Hilfe bei
der „Begehung“ und verschiedene ergän-
zende Mitteilungen. Den im Text erwähn-
ten Spezialisten vielen Dank für die wert-
volle Mitarbeit.
Höhlen-Kreuzspinne, Weibchen.