Seite 3 - H_2001_02-03

Basic HTML-Version

Nummer 2-3 –– 69. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
wesen sei, wurde von beiden Herren ent-
rüstet zurückgewiesen und dahingehend
beantwortet, dass allein diese Frage derart
absurd sei, dass sie gar nicht beantwortet
werden brauche.
Ab 1930 arbeitete P. Edmund wieder
seelsorglich in Niederaltaich, von wo er,
durch die Nationalsozialisten gezwungen,
sich 1932 wiederum nach Kirchschletten
begab und anschließend Kaplan in
Scheßlitz bei Bamberg wurde. Im Oktober
1936 musste er in die Benediktiner-Abtei
in Lambach (OÖ) flüchten. Wie der
Dölsacher Pfarrchronik zu entnehmen ist,
besuchte P. Edmund um diese Zeit von
Lambach aus seine sterbende Mutter in
Dölsach.
Verfolgung durch die GESTAPO
Im März 1938 erfolgte jedoch der „An-
schluss“ Österreichs an Hitler-Deutsch-
land. Damit war P. Edmund auch hier
nicht mehr sicher. Um nicht in die Hände
der GESTAPO zu fallen, verließ er nach
einer zwar nur kurzen, aber wie zahlreiche
Zeitzeugen heute noch zu berichten wis-
sen, überaus segensreichen Tätigkeit, am
17. September 1938 Lambach und hielt
sich bis Oktober desselben Jahres als Gast
im oberösterreichischen Stift Reichersberg
auf.
Im Oktober 1938 übersiedelte P.
Edmund in das Kloster Bakonybel in Un-
garn, von wo ihm der Klosterabt eine
Stelle als Hauskaplan bei Prinzessin Ste-
fanie von Belgien auf Schloss Orosvar ver-
mittelte. Weil ihm dieser Ort während der
deutschen Besatzung Ungarns zu gefähr-
lich wurde, übernahm P. Edmund, wiede-
rum über Vermittlung seines Abtes, im
April 1940 die Stelle eines Hauslehrers bei
Baron Biedermann auf Schloss Szentegat
bei Szigotvar. Dort unterrichtete er den da-
mals ca. 13 Jahre alten Neffen des Barons
und jetzigen Zeitzeugen Dr. Georg Zim-
mermann von Meinzingen, der P. Edmund
– wie P. Bonifaz – sehr verehrte und ihn
als liebenswerten und heiligmäßig leben-
den Ordensmann beschreibt. Es sei dem
Zeitzeugen eine Ehre gewesen, bei P. Ed-
mund ministrieren zu dürfen. Auch Dr.
Zimmermann von Meinzingen weist jede
Andeutung eines Verdachtes auf Homo-
philie bei P. Edmund entschieden zurück.
Im Gegenteil, P. Edmund habe bei diesem
Ministranten und Schüler als Beichtvater
den katholischen Glauben noch mehr ver-
wurzelt. Am 22. Mai 2000 schrieb Dr.
Zimmermann von Meinzingen einem
Abt, der einen solchen Verdacht angedeu-
tet hatte, dass selbst die leiseste derartige
Neigung bei P. Edmund auszuschließen
sei. Dafür lege der Zeuge „die Hand ins
Feuer“! Es erübrigt sich die Bemerkung,
dass es sich bei Herrn Dr. Zimmermann
von Meinzingen um einen tiefgläubigen
Christen handelt.
Dieser Zeitzeuge weiß auch zu berich-
ten, dass die Verhaftung des P. Edmund
nicht Anfang Mai 1944, sondern etwa eine
Woche nach Ostern, also um den 16. April
1944 erfolgt sei.
In Szentegat kann sich heute noch der
ehemalige herrschaftliche Maschinist
Bela Kozma an P. Edmund erinnern. Er
sagt über ihn: „Er war ein flüchtender
Priester, wir haben ihn selten gesehen.“ Es
liegt eine Flugschrift in ungarischer Spra-
che vor, dessen Text am 7. Juli 2000 im bi-
schöflichen Ordinariat in Pécs (= Fünfkir-
chen) ins Deutsche übersetzt wurde. Er
lautet:
„Beim Gasthaus des Grundbesitzers
Baron Imre Biedermann in Szentegat, das
neben dem Schloss auch heute noch steht,
blieb der schwarze Wagen der Pécser
GESTAPO an einem Tag im April 1944, in
den spätabendlichen Stunden, still stehen.
Die Gestapobeamten wussten, wohin sie
gehen sollten. Sie arbeiteten lautlos und
schnell. Sie haben einen Gast des Hauses,
den Benediktinerpater Edmund Pontiller,
aufgeweckt und verschleppt. Er wurde in
Pécs verhört, dann fortgebracht. – Pontiller
wurde von der GESTAPO, aufgrund der
Mitteilungen vertrauter Volksbundmit-
glieder, laut denen er durch seine deutsch-
sprachigen Predigten die lokalen volks-
deutschen Organisationen behindert und
den Erfolg der SS-Musterungen gefährdet
habe …“ Hier bricht der Text der Flug-
schrift ab.
Dr. Roland Freisler, der „Blutrichter“ des
Dritten Reiches.
Handschriftlicher Vermerk des Richters Dr. Roland Freisler betreffend „Ersatzöffent-
lichkeit“ und „Gnadenunwürdigkeit“.