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Nummer 6/2001
69. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
So steht auf der ersten Seite einer klei-
nen Werbebroschüre, in schön verzierten
Buchstaben geschrieben.
Doch zunächst einige Kurzinformatio-
nen über die auf einen hellgrauen Felsen
erbaute Burg nahe der Felbertauern-
straße, die bis zum Ende des Mittelalters
Schloss „Matrey“ hieß.
Wann genau die ältesten Teile der Burg
erbaut wurden, wissen wir nicht. Vermutet
wird das späte 11. Jahrhundert, und als
Bauherren nennt Prof. Astner einen
schwäbischen Grafen, der in Treffen
(Kärnten) und im hinteren Iseltal größere
Besitzungen hatte. Als Morgengabe für die
Heirat seiner Tochter Wilbirgis kamen die
Herrschaften Matrei und Lengberg bei Ni-
kolsdorf an Graf Heinrich von Lechs-
gmünde, der sie um 1207 an Erzbischof
Eberhard von Salzburg verkaufte, der gro-
ßes Interesse an Besitzungen südlich der
Tauern hatte.
Die von Salzburg bestellten Pfleger und
Amtmänner bewohnten zunächst das
Schloss, zogen aber um 1530 in den
Markt. Damit war die Glanzzeit der Burg
vorbei. Den Pflegern oblag zwar weiterhin
die Betreuung und es wurden auch
weiterhin Renovierungen und bauliche
Veränderungen vorgenommen, trotzdem
schien Weißenstein dem langsamen Ver-
fall preisgegeben.
Verfall bis zur Unbewohnbarkeit
Nach der Abtrennung Matreis von
Salzburg (1803) und zur Franzosenzeit
(1809 bis 1813) kümmerte sich überhaupt
niemand mehr um das Schloss und es
diente gar oft vagabundierenden Land-
streichern als Unterschlupf, was dem bau-
lichen Zustand sicher nicht förderlich war.
Schon ein Jahr nach dem Anschluss Ma-
treis an Tirol (1814) verfügte die Staats-
kanzlei in Innsbruck, dass die drei Burgen
Rabenstein, Weißenstein und die Kienburg
zu versteigern seien. Kienburg und Ra-
benstein waren längst zu Ruinen verfallen
und somit unverkäuflich. Aber auch für
die Matreier Burg mit „einem innern und
äußern Gärtl“ fand sich zunächst kein
Käufer. Erst am 26. Oktober 1823 erwar-
ben die beiden Gemeinden Matrei Markt
und Land das Schloss um 192 Gulden
Wiener Währung. Der Kauf erfolgte, um
„lichtscheues Gesindel“ abzuhalten, alten
Matreier Kostgängern eine Unterkunft zu
schaffen und „für eine eventuell spätere
sinnvolle Verwendung“.
Interessanterweise war während dieser
ganzen Zeit sicher verriegelt ein Waffen-
depot untergebracht. In der „Fronfeste“ in
Matrei wurden verwahrt: 72 Hammer-
gewehre mit Bajonett und Ladstock, 72 Jä-
gerstutzen mit Haubajonetten und Ladstö-
cken, 129 Brotsäcke, 129 Bajonettkup-
plungen,
129
Feldflaschen,
130
Schützenzeichen, 70 Ladstockriemen, 72
Zündertaschen. Alles in gutem Zustand. Es
sollte an das Verteidigungsmagazin in
Bruneck abgeliefert werden. So eine
Order der Abteilung für Landesverteidi-
gung in Innsbruck.
40 Jahre blieb das Schloss im Besitz der
Gemeinden und verfiel weiter, denn Ma-
trei hatte wichtigere Probleme als die
Schlosserhaltung. Dann aber konnte
trotzdem ein Käufer gefunden werden.
Hotel Schloss Weißenstein
Am 12. Oktober 1863 kaufte der – wie
es heißt – katholische Wiener Architekt
Franz Poduschka das Schloss um die ei-
gentlich beachtliche Summe von 1.600
Gulden. Er wollte das Schloss von Grund
auf renovieren und restaurieren lassen und
auch die Kosten des zu errichtenden
Siegmund Kurzthaler
„Hotel Pension und Bad im Schlosse
Weißenstein Windischmatrei in Tirol“
Schlosstor mit Erweiterungsbau um 1895.
Foto: Lottersberger