Seite 2 - H_2001_08

Basic HTML-Version

O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
69. Jahrgang –– Nummer 8
Sprachwissenschaftler und Gymnasial-
lehrer, dessen Bruder Josef (er wurde spä-
ter als Pater Amadeus ein wortgewaltiger
Kapuzinerprediger) und weitere Pries-
teramtskandidaten
10
. Auch Passler war wie
sein älterer Landsmann Valentin Hintner
ursprünglich für den geistlichen Stand vor-
gesehen und sollte nach der Schule in das
Augustinerchorherrenstift Neustift bei
Brixen eintreten.
Unter seinen Lehrern ist der Chorherr
und Sprachforscher Dr. Johannes Chry-
sostomus Mitterrutzner zu nennen. Zu sei-
nen 35 Mitschülern zählten später berühmt
gewordene Namen, wie der Brunecker
Dekan Eduard Stemberger oder der
Chinamissionar Josef Freinademetz aus
Abtei. Letztere waren zumeist die Klas-
senbesten und miteinander gut befreundet.
Es sei nicht unerwähnt, dass Eduard Stem-
berger, gestorben 1927 als Dekan von
Taufers „im Rufe der Heiligkeit“, eben-
falls Deferegger Wurzeln hatte
11
.
Passler hat aber (aus heute nicht mehr
nachvollziehbaren Gründen) die „Maturi-
tätsprüfung“ nicht in Brixen abgelegt. Er
scheint dort nämlich nur drei Klassen be-
sucht zu haben, jedenfalls kommt er im
Jahresbericht des Jahres 1867/68 (Nr. 18)
nicht mehr vor. Er kam dann, wie dem
Nachruf zu entnehmen ist, an das Franzis-
kanergymnasium in Bozen (seit 1871/72
k. k. Staatsgymnasium), an dem er 1872
maturierte
12
.
Im Wintersemester 1872/73 inskri-
bierte er an der Philosophischen Fakultät
der Universität Innsbruck die Fächer Ge-
schichte, Geographie und Deutsche
Philologie. Unter seinen Studienkollegen
befand sich Oswald Redlich (1858 bis
1944), der sich als Historiker insbeson-
dere in der Habsburgerforschung einen
Namen gemacht hat und von 1919 bis
1938 sogar Präsident der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften war. Mit
ihm blieb Passler auch später befreundet
13
.
Am 5. November 1877 legte Peter Paul
Passler die Lehramtsprüfung ab
14
.
Lehrtätigkeit an vier Gymnasien –
Czernowitz, Horn, St. Pölten und
Berndorf
Passler konnte offenbar nicht sofort mit
einer festen Anstellung rechnen. Dem
Nachruf der Osttiroler Heimatblätter
kann man nämlich entnehmen, dass er als
sogenannter Supplent kurzzeitig in Salz-
burg, Teschen, Brünn und Wien VIII
15
tätig war.
Erst im Schuljahr 1884/85 wurde er
definitiv angestellt, und zwar am K. k. I.
Staatsgymnasium in
Czernowitz,
wo er
nunmehr als „k. k. Gymnasiallehrer“
Deutsch sowie Geschichte und Geographie
lehrte (letztere Gegenstände wurden nach
dem damaligen Lehrplan immer gemein-
sam unterrichtet). In dieser Zeit, genauer
gesagt im Jahr 1887, schloss Passler mit
Aurelia Heuer die Ehe (1864 bis 1937).
Die Trauung erfolgte in der Pfarrkirche
St. Johannes Baptist in Mährisch-Schön-
berg, der Heimat der Braut. Aurelia war
schon längere Zeit in der Firma Klein-
lercher (Wien VII, Zieglergasse 1) tätig
und hatte wohl auf diesem Weg Kontakt
mit dem „Exil-Osttiroler“ bekommen. Der
Ehe entsprangen fünf Kinder: Georg,
Berta, Hermann, Fritz und Walter
16
.
Doch zurück zu seiner schulischen Lauf-
bahn: Es mag ungewöhnlich erscheinen,
dass ein Tiroler Lehrer in eine Schule an
den östlichen Rand der Monarchie versetzt
wurde, doch scheint diese Praxis nichts
Unübliches gewesen zu sein. Das Schul-
wesen in dieser östlichsten altösterreichi-
schen Landeshauptstadt nahm in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen
ungeheuren Aufschwung, und so gab es
zweifellos einen großen Bedarf an Perso-
nal
17
. Auch Passlers schon erwähnter älte-
rer Landsmann Valentin Hintner unter-
richtete ein Jahr (1870/71) in der Haupt-
stadt der Bukowina und publizierte einen
Aufsatz über Euripides‘ Satyrspiel Ky-
klops im dortigen Jahresbericht. Ein dritter
Tiroler Lehrer war der Altphilologe Ga-
briel Edler von Mor zu Sonegg und Mor-
berg aus Brixen. Mit dem Brunecker
Rechtshistoriker Ferdinand Zieglauer von
Blumenthal wurde übrigens ein Tiroler im
Jahre 1899/1900 sogar Rektor der erst
1875 gegründeten Universität
18
.
Doch die fünf Jahre in der Bukowina
blieben Episode: Mit hohem Ministerial-
erlass vom 8. August 1889, Z. 14379, er-
hielt er „eine erledigte Lehrstelle an der
Staatsrealschule in Linz, auf die er jedoch
Verzicht leistete, um eine ihm vom hoch-
P. P. Passler als Einjährig-Freiwilliger
in Innsbruck, um 1870. (Archiv W. Zwerger)
Gasthaus Unterrain in einer histori-
schen Ansicht. Geburtshaus von Peter Paul
Passler, um 1950.
(Archiv M. Huber)
P. Paul Passler und seine Frau Aurelia,
geb. Heuer.
(Archiv W. Zwerger)