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graten, Hochw. Herrn Pfarrer Anton Kofler (briefliche
Mitteilung desselben vom 7. April 1994).
4 Briefliche Mitteilung von HR Dr. Franz Caramelle vom
8. 10. 1991 („gemäß § 3 des Österr. Denkmalschutzge-
setzes müssen in Privatbesitz befindliche Objekte durch
Bescheid unter Schutz gestellt werden“, was für die Wur-
zerkapelle nicht zutraf).
5 Für die Zurverfügungstellung der Aufnahmen aus dem
Archiv von Johannes Trojer sei dessen Witwe, Frau
Maria Trojer herzlichst gedankt! Auf einem der beiden
Fotos findet sich der von J. Trojer angebrachte Vermerk:
„1974 von der Kapelle ins Haus versetzt.“
6 Pizzinini hat die Kapelle und ihre Einrichtung Anfang
der 1970er-Jahre fotografiert (briefliche Mitteilung vom
29. 6. 1995).
7 Pizzinini, Osttirol, S. 129.
8 A. a. O., S. 146
9 L. Santifaller, Das Kalendarium der Pfarrkirche Sillian
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, in: Festschrift für
Hermann Wopfner, Bd. 1 (Schlern-Schriften 52), Inns-
bruck 1947, S. 206: „Et itur cum vexillo ad sanctum Ge-
orgium in die Inner Vilgraten“; ebd. Anm. 27 vermerkt
Santifaller: „Die heutige Pfarrkirche zu Innervillgraten ist
dem Hl. Martin geweiht.“
Breite sind anhand der Fotografien annä-
herungsweise rekonstruiert.
Die Identität des Meisters der Altartafeln
ist unbekannt. Es dürfte sich wohl um
einen einheimischen Künstler handeln, der
den Altar, gemessen an Figurenstil und
Faltenwurf, im zweiten Viertel des 16.
Jahrhunderts geschaffen hat.
Besonderes Interesse verdient die Frage
nach ihrer ursprünglichen Herkunft. Schon
Pizzinini
7
vermutete, dass man aufgrund der
Darstellung der beiden Heiligen Martin und
Georg auf die Herkunft aus der Pfarrkirche
St. Martin von Innervillgraten schließen
kann. Sollte diese Annahme zutreffen, so
wäre es denkbar, dass die Altarflügel erst
nach dem Neubau der Kapelle (1882) dort-
hin kamen, und zwar möglicherweise in Zu-
sammenhang mit der Errichtung der neuen
Pfarrkirche in Innervillgraten in den Jahren
1893 bis 1895
8
. Im Kalendarium der Pfarr-
kirche von Sillian findet sich eine Notiz aus
der Zeit um 1700, der zufolge man am
Georgitag nach Innervillgraten ging. Mög-
licherweise verbirgt sich dahinter der Hin-
weis auf ein älteres (zweites?) Georgs-
patrozinium in Innervillgraten
9
.
An den einstigen Anbringungsort der
Altartafeln in der Wurzerkapelle erinnern
heute nur mehr zwei gemalte Inschriften.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
69. Jahrgang –– Nummer 11-12
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren ver-
antwortlich.
Anschrift der Autoren dieser Nummer: Mag.
Michael Huber, A-1060 Wien, Mariahilferstraße
99/I/23; Mag. Gerd Pichler, A-1040 Wien, Dan-
hausergasse 9/14; Univ.-Prof. Dr. Ulrich Söding,
Institut für Kunstgeschichte der Universität Mün-
chen, D-80799 München, Georgenstraße 7.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2a.
Es ist offenkundig, dass der Verkauf der
beiden Tafeln einen Verlust in der Ostti-
roler Kunstlandschaft bedeutet. Es wäre
somit wünschenswert, dass auch weniger
bekannte Kunstwerke möglichst bald
unter Schutz gestellt werden, wo dies noch
nicht geschehen ist, und dass die Bevöl-
kerung an der Erhaltung des Kulturerbes
noch mehr Anteil nimmt als bisher.
Vielleicht können diese Zeilen einen Im-
puls für weitere Forschungen geben –
nicht nur für die letztlich offene Frage
nach der Herkunft sowie nach der Existenz
anderer Teile dieses Altars oder anderer
Werke dieses Meisters, sondern eventuell
auch für die Frage nach dem Verbleib der
Tafelbilder. Die Autoren wären für ent-
sprechende Hinweise dankbar.
Anmerkungen:
1 Vgl. etwa J. Obbrugger, Höfeverzeichnis von Außer-
villgraten. Aus dem Nachlass des Insp. J. Oberforcher,
OHBl 9/1953: „Hanns Wurzer hat ein Hof“ (Pustertaler
Steuerbeschreibung von 1545). – Die älteste Erwähnung
in einem Urbar der Grafschaft Görz, Gericht Heinfels,
aus dem Jahr 1433, zit. bei H. Wopfner, Eine siedlungs-
und volkskundliche Wanderung durch Villgraten, ZS des
D. u. Ö. Alpenvereins 62 (1931) S. 273. Für den Hinweis
sei Mag. Karl Wiesauer herzlich gedankt, der einen um-
fangreichen Beitrag über die Geschichte des Wurzerhofs
im Rahmen der Österr. Kunsttopographie, Bez. Lienz
(Hg. Bundesdenkmalamt, erscheint voraussichtlich
2002) vorbereitet. Darin wird auch die Kapelle einge-
hend beschrieben.
2 M. Pizzinini, Osttirol. Der Bezirk Lienz. Seine Kunst-
werke, historischen Lebens- und Siedlungsformen, Salz-
burg 1974, S. 129 und wieder K. Wiesauer (Anmerkung 1).
3 So nach der Auskunft von Frau Frieda Leiter, Schwester
des Wurzer-Bauern. Dafür und für weitere Informationen
sei ihr herzlich gedankt! – Ebenso unterblieb eine Infor-
mation an den damaligen Ortsseelsorger von Außervill-
Ausschnitt mit St. Martin; Aufnahme um
1970.
Foto: Johann E. Trojer
Altarflügel mit den hll. Georg (l.) und
Martin (r.), ehemals in der Wurzerkapelle
im Winkeltal; Aufnahmen von 1971.
Fotos: M. Pizzinini