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wieder in die Lienzer Gegend, seinen frü-
heren Wirkungskreis, zurück. Hier findet
man auch zahlreiche Arbeiten von ihm vor
– von den Sgraffiti in Schloß Bruck bis zu
keramischen Arbeiten in Oberlienz.
Die erstaunliche Vielfalt hinsichtlich der
von Georg Reitter angewandten Techniken
äußert sich – ohne eine Vollständigkeit in
der Aufzählung erreichen zu wollen – in
der Malerei in Öl, Tempera, Aquarell,
Gouache, in der Grafik im Umgang mit
Bleistift, Feder, Rohrfeder, Filzstift, im
Holz- und Linolschnitt, in den „Zwischen-
techniken“ Monotypie und (Farbpapier-)
Collage, in der Wandgestaltung im Sgraf-
fito, im Fresko, im Keramik- und Steinplat-
tenmosaik, im Gips- und Kreideschnitt, in
keramischen Reliefs und Kleinplastiken.
Die ganze Vielfalt kann hier nur mit einigen
Beispielen belegt werden. Im Allgemeinen be-
vorzugt Georg Reitter eine gegenständliche
Motivwahl und das Gestalten vor dem Objekt
– bzw. in der Natur –, wobei die Umsetzung
durch Differenzierung und Steigerung der
Farbe, andererseits durch Verdichtung und
Vereinfachung der Form geschieht. Sein viel-
leicht wichtigstes Gestaltungsprinzip ist das
Bestreben, die Verbindung von Kontrasten
über Form- und Farbrhythmen zu ästhetischer
Harmonie zu erreichen.
Seit den frühesten Arbeiten zählen Aqua-
relle zur besonderen Stärke des Künstlers.
Das Aquarell insgesamt ist eine Malerei des
kleinen Maßstabs; es verlangt unbedingte
Sicherheit im Umgang mit dem Pinsel. Es
muss dünn und mit einem Zug gemalt wer-
den. Dieser skizzenhafte, oft spontan wir-
kende Schaffensakt, bringt Leuchtkraft und
transparente Farben hervor. Das dem Aqua-
rell eigene Verfließen der Farben, das Linien
nicht zulässt, löst Grenzen auf und äußert
sich daher in einer ausgesprochen maleri-
schen Wirkung. – Es sind vorwiegend Orts-
ansichten und Landschaften, die Georg Reit-
ter gestaltet. Von den Lienzer Motiven sind
„Spitzkofel im Spätherbst“ (1950) als frühes
und „Schloss Lengberg“ (1990) als spätes
Beispiel hervorzuheben.
Die Feder ist das Werkzeug des Zeichners.
Ihrer Natur nach ist keine Flächentönung im
Beladen des Heuwagens, Sgraffito aus
der Serie über bäuerliche Fahrzeuge,
1954, 121 x 151 cm, Lienz, Schloß Bruck/
Zwinger.
Männliche Figuralstudie, 1948, Goua-
che, 55 x 42 cm.
Fotos: M. Pizzinini
Lienzer Dolomiten
(Laserztörl, Karlsbader-
hütte), 1972,
Feder/Tusche, 52 x 35 cm.
Schloss Lengberg, 1990,
Aquarell, 34 x 45 cm.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
70. Jahrgang – Nummer 5