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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
70. Jahrgang – Nummer 11
und in Wien, ehe er 1884 in Czernowitz in
der Bukowina eine erste feste Anstellung
fand und dann an niederösterreichischen
Gymnasien (Horn, St. Pölten, Berndorf)
unterrichten konnte. Ein weiterer Blick in
den Gymnasialschematismus des k.k.
Ministeriums für Kultus und Unterricht
zeigt 1900 Andreas Aichner aus Abfal-
tersbach als Gymnasialprofessor in
Triest. Thomas Islitzer aus Prägraten ist
Direktor des k.k. Staatsgymnasiums in
Bielitz in Österreichisch Schlesien,
einem Kronland, in dem auch Alois Stei-
ner (in Teschen [Cieszyn]) und Johann
Teutsch (in Weidenau [Vidnava]) lehrten.
Peter Wolsegger, aus Matrei gebürtig, war
Direktor des k.k. Staats-Untergymnasiums
in Gottschee [Kotschevje]/Krain, im heu-
tigen Slowenien. Valentin Hintner aus St.
Veit lehrte um 1900 am k.k.Staatsgymna-
sium in Wien-Christinengasse. Der Virge-
ner „Venedigerpapst“ Josef Resinger
(1874 bis 1950), der am bischöflichen
Gymnasium Vinzentinum in Brixen zu
lehren begann, und später vor allem am
Paulinum in Schwaz unterrichtete, wirkte
zwischenzeitig am Gymnasium Duppau in
Böhmen.
In der folgenden Studentenliste finden
sich drei aus Osttirol gebürtige Studenten,
die die Universitätslaufbahn einschlugen:
Engelbert Kobald (1848 bis 1926), gebür-
tig aus Matrei, später in Innsbruck die
Jugendjahre verbringend, habilitierte sich
nur einen Monat nach seiner Promotion
zum Dr. phil. für das Fach „Mathemati-
sche Physik“. Kobalds Innsbrucker Habi-
litationsschrift „Über die partiellen Diffe-
rentialgleichungen für oscillatorische
Bewegungen in einem krystallinen
Medium“ war vom berühmten Berliner
Mathematiker Carl Weierstrass angeregt
worden. Im jugendlichen Alter von 28 Jah-
ren wurde Kobald zum Universitätspro-
fessor der Mathematik und Physik an die
k.k. Bergakademie in Leoben, die heutige
Montanuniversität, berufen. 1909 wurde
Kobald Rektor der Leobener Hochschule.
Leo von Hibler (1884 bis 1956), aus Sil-
lian gebürtig, 1908 mit einer Arbeit über
Shakespeare in Innsbruck promoviert,
lehrte anfangs am Realgymnasium in Mar-
burg [Maribor], dann bis 1927 an der
Bundesrealschule in Graz, wo er sich 1925
an der Universität für englische Philologie
habilitieren konnte. 1928 zum Professor an
der Universität Prag ernannt, lehrte er spä-
ter als Ordinarius und Honorarprofessor in
Leipzig und Dresden, ehe er 1947 mit sei-
ner Ernennung zum Anglistikprofessor an
der Universität Wien nach Österreich zu-
rückkehrte.
Ferdinand Plenk, 1846 in Sillian ge-
boren, wechselte nach zweisemestrigem
Studium an der Philosophischen Fakultät
zum Medizinstudium an die Universität
Wien, wobei dies kein Studienwechsel
war, da viele Tiroler Mediziner die einlei-
tenden medizinischen Prüfungsfächer aus
der Botanik, Zoologie und Chemie an der
Innsbrucker Philosophischen Fakultät ab-
solvierten, um den teuren Wiener Stu-
dienaufenthalt abzukürzen. Nach der Er-
richtung der Innsbrucker Medizinfakultät
1869 kehrten sie dann – wie Plenk – auch
sofort zurück. Nach der Innsbrucker Pro-
motion wurde Plenk Assistent des be-
rühmten Augenheilkundeprofessors Lud-
wig Mauthner. Plenk habilitierte sich 1876
in Innsbruck bei Mauthner, für dessen
Nachfolge er 1877 in den Berufungsvor-
schlag aufgenommen wurde. Ab 1883
wirkte Plenk als Augenarzt in Brünn.
Literatur:
Die Matrikel der Universität Innsbruck, hrg. vom Uni-
versitätsarchiv Innsbruck, Innsbruck seit 1951 (bisher 15
Bände, Herausgeber: Franz Huter (bis 1984), Gerhard Ober-
kofler (seit 1984), Bearbeiter der Jahre 1848 bis 1918: Peter
Goller, bisher veröffentlicht: Matrikel der Medizinischen
Fakultät 1869 bis 1900 [1995], der Theologischen Fakultät
1857 bis 1900 [1996], der Juristenfakultät (1849 bis 1918)
[1998], demnächst Philosophische Fakultät 1848 bis 1904).
Helmut Alexander: Der „Venedigerpapst“ [Josef Re-
singer], in: Osttiroler Heimatblätter 64/8-9 (1996).
Gunta Haenicke u. Thomas Finkenstaedt: Leo von Hibler,
in: Anglistenlexikon 1825 bis 1990, Augsburg 1992, 133f.
Michael Huber: Peter Paul Passler. Zum 150. Geburts-
tag des Deferegger Historikers, in: Osttiroler Heimatblätter
69/8 (2001).
Gerhard Oberkofler: Engelbert Kobald, in: Die Fächer
Mathematik, Physik und Chemie an der Philosophischen
Fakultät zu Innsbruck bis 1945, hrg. von Franz Huter, Inns-
bruck 1971, 124f.
Peter Wiesinger: Augustin Unterforcher (1849 bis
1924). Ein Osttiroler Namen- und Heimatforscher, in:
Tiroler Heimat 58 (1994), 243-252.
„Erstes Innsbrucker Inskriptionsblatt (= Philosophisches Nationale) von Leo Hibler vom
Wintersemester 1903/04. 1908 in Innsbruck promoviert, 1925 in Graz habilitiert, lehrte
Leo Hibler (geb. 1884 in Sillian – gest. 1956 in Wien) später als Anglistikprofessor an
den Universitäten Prag, Dresden, Leipzig und Wien.“
(Quelle: Univ.-Archiv Innsbruck, Philosophische Nationalien für das Wintersemester 1903/04)