Seite 2 - H_2003_07-08

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
71. Jahrgang – Nummer 7-8
importiert. Das biologische Gleichgewicht
besteht leichter bei entsprechender Größe
und ohne exotische Arten. Lebenselement
ist natürlich das reine Wasser. Die Rand-
bereiche bilden schon wieder eigene
Lebensgemeinschaften!
Das Jahr 2003 wurde von der UNO zum
„Internationalen Jahr des Süßwassers“ de-
klariert. Das war ein Anlass, um diese
Teilgebiete einmal näher zu untersuchen,
dazu kamen verschiedene Fragen und
Wünsche der Betreiber und schließlich all-
gemeines Interesse an der Fauna und Flora
einheimischer Lebensräume.
Folgende Teiche wurden 2002 unter-
schiedlich oft (ohne Mikroformen) unter-
sucht:
Debant: P. Oberhofer (PO), Nußdorf:
Dr. F. Wieser (FW), Gaimberg: Prof. E.
Lexer (EL), Oberlienz: P. Ronacher (PR),
Lienz-Friedensiedlung: F. Russ (FR),
Lienz-Peggetz: Prof. P. Bergmann (PB)
innerhalb der Kompostieranlage, Heinfels:
H. Mair (HM), Lavant: H. Deutsch (HD).
Allen Besitzern und Betreuern herz-
lichen Dank für freien Zugang und für
viele wichtige persönliche Angaben.
Weichtiere: Schnecken
und Muscheln:
(Soweit deutsche Bezeichnungen bei
Tieren gegeben sind, wurden sie verwen-
det, aber zur Sicherheit auch der zoologi-
sche Name in Klammer angeführt).
Spitze Sumpfdeckelschnecke (Viviparus
contectus)
: importiert, bisher aus Osttirol
nicht bekannt: FW, PR, HM, HD (meist
mehrfach).
Gemeine Schnauzenschnecke (Bithynia
tentaculata
): importiert, nächster Fundort
am Weissensee/Kärnten; nur FW (mehr-
fach).
Kleine Sumpfschnecke (Galba trunca-
tula
): nur 1 Exemplar EL, an sich häufige
Art bis zum Almengebiet, Zwischenwirt
des
Großen Leberegels (Fasciola hepa-
tica)
daher auch Leberegelschnecke: ein
parasitischer Saugwurm in den Gallen-
gängen von Rind, Schaf, Ziege u. a., auch
Hund und Katze; verursacht beim Schaf
die Leberfäule.
Dunkle Sumpfschnecke (Stagnicola fus-
cus)
: selten, neu für Osttirol, nur 4 Stück
bei FR! Belegstücke bei HR Dr. P. Mild-
ner, Landesmuseum Klagenfurt.
Eiförmige Schlammschnecke (Radix
ovata
): neu, EL, HM, auch in Grafendorf
(Rossi).
Gemeine Schlammschnecke (Radix pe-
regra
): nur 5 Exemplare bei PO, sehr häu-
fige Art in Kleingewässern bis über die
Waldgrenze.
Spitzhornschnecke (Lymnaea stagnalis):
FW, EL, FR, PB, HM, HD, meist zahl-
reich, lebend und Jungtiere; derzeit in Ost-
tirol nicht mehr im Freiland, dort wohl
ausgestorben; im Teich HD sehr auffal-
lende Varietät: viel kleiner, ganz dunkel,
schmäler, Windungen lang ausgezogen
und meist stark korrodiert, in größerer
Zahl, auch Jungtiere. – Systematische Be-
arbeitung dieser Kleinform ist vorgesehen.
Gelippte Blasenschnecke (Physella
heterostropha):
mehrfach bei PO: einge-
schleppte Art aus Amerika, die in Mittel-
europa weit verbreitet ist; ihr Vorkommen
war zu erwarten, das Tier lebt auch im
Gartenteich von Oberdrauburg. (Neo-
zoon).
Posthornschnecke (Planorbarius cor-
neus):
PR (nur juvenil), FR (groß, bis 30
mm), auffallende scheibenförmige Art. –
Eingebürgerte Art.
Gemeine Tellerschnecke (Planorbis
planorbis):
FW, PR, BP (besonders
große Tiere), HM, HD. – Immer in großer
Zahl. Neu für Osttirol.
Riemen-Tellerschnecke (Bathyomphalus
contortus):
mehrfach PB, Erstfund.
Weißes
Posthörnchen
(Gyraulus
albus):
nur 1 Exemplar PO, auch im Nör-
sacher Teich.
Linsen-Tellerschnecke (Hippeutis com-
planatus):
klein, sehr flach, nur 1 Stück
PB. Aus dem Lienzer Talboden nicht be-
kannt, weil natürliche Feuchtgebiete dazu
fehlen.
Kleine Bernsteinschnecke (Oxyloma
elegans):
EL, PR, PB, HM, jeweils mehr-
fach; mehrere nur anatomisch unter-
scheidbare Arten dieser schwierigen Gat-
tung, daher vorerst erfolgt eine generali-
sierende Zuordnung, weil die Arten nach
den Schalen allein kaum richtig zugeord-
net werden können.
Insgesamt waren bisher 9 Wasser-
schnecken nicht bekannt, sehr beachtlich!
Häubchen-Muschel (Musculium lacus-
tre):
mehrfach bei PB und HD. Sonst viel-
leicht ausgestorben. – Diese Art gehört in
die Gruppe der Kleinmuscheln, von
denen bisher unter der Gattung
Pisidium
(Erbsenmuscheln)
noch 9 Arten bekannt
sind. Neuere Fundorte wären zu erfassen.
– Unter den an sich bekannteren Großmu-
scheln war bisher keine frei vorkommende
Art bekannt, auch nicht nach früheren
Literaturangaben. Die Mitteilung und
Nachprüfung einer Art von
Anodonta
aus
dem Tristacher See erwies sich als
Ge-
meine Teichmuschel (Anodonta anatina),
nicht die
Große Teichmuschel (A. cygnea)
laut Zeitungsbericht (Unterscheidung
nach Zuwachsstreifen am Wirbel).
Davon wurden 1994 mehrere Stück aus
einem Teich bei Villach eingesetzt (Fall
von Faunenverfälschung!); zumindest
1 Stück vom Tristacher See wurde auch
bei EL eingebracht und gesichtet.
Von landlebenden Gehäuseschnecken
fanden sich nur vier Arten: Glattschnecke
PB,
(Cochlicopa lubrica),
Strauchschne-
cke PB
, (Fruticicola fruticum)
, Haar-
schnecke FW, PR,
(Trichia hispida),
Baumschnecke FR
(Arianta arbustorum),
alle sind gut bekannt.
Ringelwürmer (Egel):
Pferdeegel (Haemopis sanguisuga):
nur FW, vereinzelt.
Erwachsene Tiere werden bis 10 cm
lang, fünf Augenpaare, auffallend vielfach
geringelt, mit 2 Saugnäpfen, dunkel ge-
färbt. Die Tiere ernähren sich von Wür-
mern, Schnecken, Insektenlarven u. a.
(daher auch Vielfraßegel). Für Osttirol
neu. – Noch sehr kleine Tiere dieser
Gruppe wurden bei PB beobachtet, die ge-
naue Zuordnung war aber nicht möglich.
Spinnen, Webspinnen (Aranei):
Kieferspinnen, Streckerspinnen (Te-
tragnathidae): Nörsacher Teich, FW, EL,
FR, HM (mehrere Arten sind möglich). –
Dazu weitere Arten aus anderen Familien,
auch in Gartenhäuschen, Glashäusern
usw. – Mehrfach gefunden z. B. Nörsacher
Teich, FR, wurde das typische Wohnges-
pinst (umgeknickte Blätter von Schilf oder
Rohrglanzgras) von Sackspinnen der Art
Clubiona cf. stagnatilis
.
Insekten – Libellen:
Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx
virgo):
Besonders auffallend das
schwarz-blau glänzende Männchen mit
gleicher Flügelfarbe, das Weibchen ein-
färbig glänzend-grün-schillernd. Derzeiti-
ges Entwicklungsvorkommen offenbar
nur mehr im Seebachl bei Tristach, daher
vom Aussterben bedroht. Männchen im
Flug beobachtet bei der Galitzenklamm,
und am Teich von FW und EL. Die Larven
brauchen sauberes Fließwasser zur weite-
ren Entwicklung. – Die zweite Art dieser
Gattung
Calopteryx splendens, Gebän-
derte Prachtlibelle,
ist schon lange ausge-
storben, von ihr liegt nur 1 Weibchen aus
der Tristacher Au vor.
Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa
):
alle Arten dieser Gattung haben glänzend-
grün gefärbten Körper: am Nörsacher Teich
und bei FR und HM, auch Larven dazu.
Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathi-
gerum):
Teich beim Gh. Wacht/Iselsberg
und EL, sicher weiter verbreitet, weil all-
gemein häufig.
Hufeisen-Azurjungfer
(Coenagrion
puella):
Männchen blau mit typischer
Schwarz-Zeichnung an der Hinterleibs-
Basis: PO, FW, EL, FR, HM.
Große Königslibelle (Anax imperator):
1 Männchen im Flug bei EL.
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cy-
anea):
eine der großen Libellen: FW, EL,
sicher auch an anderen Teichen (Larven-
häute lassen die Art auch erkennen).
Plattbauch-Libelle (Libellula depressa):
EL, FR, HD.
Vierfleck-Libelle (Libellula quadrima-
culata):
EL, FR; häufige Großlibelle; bei
HM 6.7.2002 eine seltenere Färbungsform:
praenubila
, mit größeren Flügelflecken.
Glänzende Smaragdlibelle (Somato-
chlora cf.metallica):
EL, HM, im Flug be-
obachtet.
Großer Blaupfeil (Orthetrum cf.cancella-
tum):
Bei EL 1 Weibchen bei der Eiablage.
Große Heidelibelle (Sympetrum striola-
tum):
seltenere Art, nur EL 7.8.2002,
1 Exemplar.
Schwarze Heidelibelle (Sympetrum
danae):
FR und HM, an sich häufige Art.
Insekten – Wanzen (Heteroptera),
vor allem Wasserwanzen:
Wasserzwerg (Plea minutissima):
nur
1 Exemplar, 2 bis 3 mm 1.8.2002 PB, neu
für Osttirol; auch Zwergrückenschwimmer
genannt: schwimmt mit dem Rücken nach
unten.
Gemeiner Rückenschwimmer (Notonecta
glauca)
: 14 bis 18 mm, räuberisch, saugt
Insekten, Kaulquappen, kleine Fische u. a.
aus: PO, FR, PB: nicht seltene Art.
Zwerg-Wasserläufer, Uferläufer Hebrus
pusillus):
sehr klein; FW, EL, FR, PB.
Wasserläufer, Wasserschneider (Familie
Gerridae): sehr bekannt durch Größe und
Verhalten: bis 10 mm, laufen an der Was-
seroberfläche durch Ausnützung der