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Schmidtorstraße 2 – lt. „Gewerbeschein
für Handel mit Strohhüten, Kotzen, Teppi-
chen, Steinfett (Steinöl, Anmerkung des
Verfassers) und Wetzsteinen“
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, das andere
1884 in der Klosterstraße 6 (später Nr. 3)
mit Gewerbeschein für die „Verschleißung
von Kotzen, Teppichen, Filzhüten und
Kappen und sonstigen Kopfbedeckungen
mit und ohne Adjustierung“.
Während in den Folgejahren nach Ablauf
der Gewerbescheinfristen für den Standort
Franz Josefplatz 28 bzw. Nr. 13 neue Ge-
werbescheine ausgestellt wurden, wird das
Geschäft in der Schmidtorstraße 2 vermut-
lich um 1884 zu Gunsten der Neueröff-
nung in der Klosterstraße aufgelassen. Der
Standort Franz Josefplatz 13 bekam 1891
und 1893 Gewerbescheine „für den Ver-
schleiß und Erzeugung von Strohwaren,
Filzdamenhüten mit und ohne Garnierung,
Kappen verschiedener Gattung, Kotzen,
Decken und Teppichen“ und 1893 Herren-
filzhüten.
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Die Filiale Klosterstraße 3 und
Standort Franz Josefplatz 13 erhielten be-
fristete Gewerbescheine (4. 7. 1893 bis
1. 4. 1898). Nach 1898 tritt die Filiale
Klosterstraße nicht mehr in Erscheinung.
Im Hause Franz Josefplatz 13 (28 ?)
kam 1882 Sohn Johann-Alfons zur Welt,
der nach dem Ableben seines Vaters
(1902) ein Jahr später das Firmenimpe-
rium übernahm, das in diesem Hause in
Österreich seinen Sitz hatte.
Bis 1904 bestanden mit dem Besitzer
Arnold Wimhölzl Mietverträge. 1905 ver-
kaufte er das Objekt an die GEBRÜDER
KURZTHALER. Es beherbergte „… u. a.
die Hutfabriksanlage der Gebrüder Kurz-
thaler, dann Anna Kurzthaler als Fabrikan-
tenwitwe, Johann Kurzthaler als Fabrikant
und P. Kurzthaler als Handelsangestellter“.
(Die alten St. Veiter kennen ihn als „Mau-
rer Peter“; Anmerkung d. V.).
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Klaus Kurzthaler/Linz schreibt: „…bis
zu seinem Tode führte Alois Kurzthaler die
Firma. Er war oft in Domzˇale, sodass in
Linz später ein eigener Prokurist und Ge-
schäftsführer, nämlich Hr. Friedrich Stem-
berger, eingesetzt wurde. Nach dem Tode
von Alois übernahm mein Großvater Jo-
hann-Alfons die Firma. Aber auch er war
mehr in Domzˇale, wo die Hauptnieder-
lassung war. Ab 1932 lebte er in Linz. Von
hier aus wurde die Firma sozusagen wie-
der aufgebaut, wenn auch mit vielen
Schwierigkeiten. Der richtige Aufschwung
kam erst in den Fünfzigerjahren des 20.
Jahrhunderts. Damals wurde in Linz auch
noch eine Strohhutnäherei betrieben. In
dieser Zeit gründete er eine OHG, später
eine KG. Teilhaber bzw. Gesellschafter
war sein Sohn Helmut, mein Vater. Nach
seinem Tode 1982 bin dann ich in die
Firma eingetreten. Heute ist sie eine KG.,
Gesellschafter sind Inge und ich.
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Natürlich hat sich viel verändert. Aus
Kostengründen wurden verschiedene Teile
der Produktion aufgelöst, auch das Detail-
geschäft gibt es seit mehr als 20 Jahren
nicht mehr. Wir sind ein kleiner, speziali-
sierter Familienbetrieb.“
Die Zweigniederlassung Salzburg
Sie ist zeitgleich (1872/73) von GE-
BRÜDER KURZTHALER ins Leben ge-
rufen worden. „Im ältesten hier verwahrten
Salzburger Amtskalender (1873) konnte
ein Strohhuthändler Jakob Kurzthaler, Ge-
treidegasse 237 (heute Getreidegasse 3)
gefunden werden.“
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„Wie schon erwähnt,
ist er ein Bruder von Alois Kurzthaler und
kann wohl als der Mann angesehen wer-
den, der das Geschäft in Salzburg, Haff-
nergasse 9, eröffnet hat.
Als Geschäftsführer war ein Josef
Pühringer angestellt, der um 1909/10 die
Filiale käuflich erworben hat. Der Erlös sei
– so Klaus Kurzthaler – für die Investiti-
onstätigkeit in der Hauptniederlassung in
Domzˇale verwendet worden.
Der Inhaber der Anlagen in Domzˇale
und der Filialen in Wels-Linz und Salzburg
unter der Bezeichnung Gebrüder Kurz-
thaler war Alois und nach seinem Tod
1902 in Erbfolge laut Eintragungen in den
Handelsgerichten Linz/Wels/Salzburg
Johann-Alfons Kurzthaler.
Am 3. September 1910 beantragte die
Firma GEBRÜDER KURZTHALER in
Domzˇale, Krain, beim Landes- und Han-
delsgericht Salzburg die Löschung ihrer
Zweigniederlassung in Salzburg und „ …
gibt gleichzeitig ingedachte Erklärung
rücksichtlich des Firmenzusatzes ihres Ge-
schäftsnachfolgers ab. Neuer Besitzer:
Pühringer, vormals Filiale GEBRÜDER
KURZTHALER“. Jakob Kurzthaler wird
nie mehr erwähnt. Auch sein Todesjahr ist
unbekannt.
Vom Erzeuger zum Verbraucher
In den bekannten Arbeiten, die über die
Deferegger Hausierer, die späteren Fabri-
kanten und Kaufleute, von Anton Dörrer,
Valentin Hintner, Erwin Kolbitsch, Peter
Paßler, Viktor Pogatschnig, Gert Stember-
ger u. a. geschrieben worden sind, wird die
mühevolle Hausierertätigkeit, die die Pro-
dukte vom Biermehlsack bis Wetzstein in
die Häuser brachte, anschaulich darge-
stellt, der Warenvertrieb aus den Produkti-
onsstätten der späteren Fabriken ab Mitte
des 19. Jahrhunderts findet wenig Beach-
tung. Diese Lücke möchte ich im Rahmen
dieser Arbeit versuchen zu schließen. Das
ist möglich, weil das letzte Hauptbuch der
GEBRÜDER KURZTHALER (Linz-
Domzˇale) und das noch weiter zurückrei-
OSTTIROLER
NUMMER 4-5/2005
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HEIMATBLÄTTER
Messgerät zur Feststellung der Kopf-
größe des Auftraggebers.
Domzˇale Telecomcenter, ehemalige
Fabriksanlage; Villa, 1912/13 erbaut,
Reichsstraße 837. Foto: Inge Kurzthaler
Messgerät zum Feststellen der Hutgröße.