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kelte“ Ausdrucksweise, die besonders in
seinen Briefen nachzulesen war. – Auf
einer Ansichtskarte vom 19. November
2001 als Beilage zu einem Foto eines
Objektes, dem Autor dieser Zeilen zur
Identifizierung übersandt, steht zu lesen:
„Lieber Meinrad, anbei das ominöse
Stück, das Du,
wenn Du seiner ansichtig
wirst,
sicher zuordnen wirst können.
Herzlichen Gruß – Lois.“
Wenn wir – ein kleiner Bekanntenkreis –
hin und wieder einen Viererwatter oder
Watter zu acht gemacht haben, am liebsten
in der historischen Gaststube beim Stern-
wirt in der Lienzer Schweizergasse, dann
war man schon fast sicher auf der Sieger-
seite, wenn man mit Lois zusammenspie-
len konnte. Da hat er sich als richtiger
„gerissener Oberländer“ erwiesen, der mit
allen Tricks gearbeitet hat.
– Wohl alle, die mit dem liebenswürdigen
Menschen Lois Ebner zu tun gehabt
haben, dienstlich oder privat, ihn in sei-
ner Persönlichkeit kennen gelernt haben,
werden immer wieder an ihn denken;
– von seinen profunden Arbeiten wird die
Wissenschaft noch lange zehren;
– und letztlich soll auch die Gedenkschrift
„Osttirol. Geschichte – Volkskunde –
Kunst“ ganz bewusst zu seiner – wie es
Johann Wolfgang von Goethe einst for-
muliert hat – wenigstens „papierenen
Unsterblichkeit“ beitragen.
Anmerkungen:
1 Wenig veränderte Fassung der Würdigung aus Anlass
der Präsentation der Gedenkschrift für Kustos Dr. Lois
Ebner, redigiert von Rudolf Ingruber, „Osttirol. Ge-
schichte – Volkskunde – Kunst“ in Lienz, Ratsaal der
Liebburg am 19. Dezember 2005.
2 Lois Ebner, Wiese. Kindheitserinnerungen, Lienz 1995.
3 Wiese (siehe Anm. 2), S. 238 f.
4 Meinrad Pizzinini, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz
1983, S. 536; M. Pizzinini, Zum Gedenken an Museums-
direktor Professor Dr. Franz Kollreider, in: Osttiroler
Heimatblätter 61. Jg., 10/1993.
5 Ein Verzeichnis der Publikationen von Lois Ebner siehe
in der Gedenkschrift, S. 199 – 207.
6 Herausgegeben von der Gemeinde Kartitsch im Jahr
1982.
7 Siehe Anm. 2.
geradezu automatisch ein Naheverhältnis
zu den institutionalisierten Chronisten, wie
es sie im Bundesland Tirol gibt, gebracht.
In Nachfolge von OSR Hans Kurzthaler
wurde Dr. Ebner im Dezember 1991 die
Verantwortung des Chronistenwesens im
Bezirk Lienz übertragen, die er bis zuletzt
ausgeübt hat. Von der Bedeutung dieser In-
stitution für die Gemeinden überzeugt, war
er um die Nachbesetzung der Chronisten in
einzelnen Orten erfolgreich bemüht. Seine
Kenntnisse wurden sehr gerne und oft
beansprucht. Die Chronisten des Bezirks
Lienz haben mit ihm einen fachkundigen
Begleiter ihrer Arbeit allzu früh verloren.
Seinem kulturellen Engagement zuzu-
rechnen ist die Mitgliedschaft beim re-
nommierten „Lienzer Kammerchor“ als
aktives Mitglied und auch als langjähriger
Obmann. Ebenso hat er dem Lienzer
Schachklub lange aktiv angehört.
Lois Ebner war nicht der Typ, der sich so-
fort jedem gegenüber geoutet hat, er hat so-
zusagen erst prüfend abgewartet. Er war nie
und niemandem gegenüber aufdringlich,
eher zurückhaltend und wohl daraus ist es
zu erklären, dass er es geradezu glänzend
verstanden hat, sein – sprichwörtliches –
Licht unter den Scheffel zu stellen. Von ver-
schiedensten seiner Aktivitäten hat man nie,
erst spät oder zufällig erfahren. Er war ein
sehr gefühlvoller Mensch, der sich oft selbst
das Leben etwas schwer gemacht hat.
Vor zwei Jahren, am 3. März 2004, ist Lois
Ebner verstorben. Es heißt, dass die Zeit die
Wunden heilt – im familiären Bereich wird
das wohl kaum der Fall sein und im beruf-
lichen klafft auch hier eine Lücke, bis die
Stelle des wissenschaftlichen Kustos in die-
sem größten und bedeutendsten der österrei-
chischen Bezirksmuseen wieder besetzt ist. –
Es ist aber immerhin so viel Zeit verstrichen,
dass man doch auch die humorvolle Seite
von Lois Ebner anklingen lassen kann.
Er hat eine besondere Art von Humor
besessen, den ihm viele zunächst gar nicht
zugetraut hätten. Er hat z. B. köstliche
Witze erzählen können, ohne dabei selbst
zu lachen!
Zu seiner Art von Humor gehörte auch
die oft bewusst angewandte „verschnör-
OSTTIROLER
NUMMER 2/2006
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HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Einführende
Worte durch
Kustos
Dr. Lois
Ebner bei
einer Kollek-
tivausstel-
lung von
Osttiroler
Künstlern in
der Lienzer
Volksbank,
10. Juni
1985; Auf-
nahme mit
Prof. Oswald
Kollreider.
Foto:
Baptist,
Lienz
Kustos Lois Ebner mit Claudia Sporer-Heis und Meinrad Pizzinini vom Tiroler Landes-
museum Ferdinandeum in der Ausstellung „750 Jahre Stadt Lienz“ auf Schloß Bruck,
1992.
Foto: Jörg Putzenbacher
Titelseite des 1995 erschienenen Buches
„Wiese“, in dem Lois Ebner seine Kind-
heitserinnerungen 1945 bis 1953 festhielt;
als Umschlagbild diente die Arbeit „Ohne
Titel“ (1993/94) von Othmar Eder.