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OSTTIROLER
NUMMER 2/2006
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HEIMATBLÄTTER
Bezirk Lienz betreffend (2001). Anderer-
seits hat er – dank des im Museum auf
Schloß Bruck vorliegenden Materials –
gleichsam das historisch-kulturelle Ge-
dächtnis des Bezirks verkörpert. In diesem
Sinne wurde er gebeten, Festschriften zu
verfassen wie für den Bezirksfeuerwehr-
verband Lienz zu seinem 100-jährigen
Bestehen oder zum 125-jährigen Bestand
der Freiwilligen Feuerwehr Lienz oder zu
„20 Jahre Lienzer Kammerchor“. Selbstver-
ständlich verfasste er auch einen gewichti-
gen Beitrag für die Festschrift aus Anlass
der Inbetriebnahme der Liebburg als Lien-
zer Rathaus.
Der größere Teil der publizistischen Tä-
tigkeit geschah außerhalb des Berufs in der
Freizeit, in der Nacht, an Wochenenden,
im Urlaub und ist schon deshalb als Son-
derleistung anzusehen und anzuerkennen!
Gerne gelesen und gesammelt wurden
seine zahlreichen Beiträge der im Osttiro-
ler Boten abgedruckten Serien „Osttirol-
Reminiszenzen“ und „Heimatschutz und
Heimatpflege in Osttirol“. – Für seine Ab-
handlungen in den Osttiroler Heimatblät-
tern war deren Redakteur immer dankbar
und hat sich über ein positives Echo eben-
falls gefreut. Ebner hat gründlich recher-
chiert und sich um eine präzise Ausdrucks-
weise bemüht.
Seine besondere Stärke war natürlich die
Forschung auf volkskundlichem Gebiet.
Lebensformen und kulturelle Besonderhei-
ten wie Volksbrauch, Spruchweisheiten,
Tracht usw. sah er nicht als erstarrte, nur
mehr zu dokumentierende Erscheinungen,
sondern als lebendiges, in ständiger Ent-
wicklung begriffenes Kulturgut. Seine Ein-
stellung hat er für sich selbst im Vorwort
seiner Dissertation definiert. Für diese
Worte darf man bezüglich seiner wissen-
schaftlichen Publikationen jedoch allge-
meine Gültigkeit postulieren:
„Volkstüm-
liche Äußerungen entspringen dem Leben,
sind also dessen Wandelbarkeit unterwor-
fen. Es ist vornehmlich Aufgabe des Volks-
kundlers, altes Kulturgut für die Nachwelt
festzuhalten. Aber genauso wichtig ist für
Das Schachspiel konnte Lois Ebner faszi-
nieren; Aufnahme anlässlich der Lienzer
Stadtmeisterschaft 1977.
Foto: M. Bibiza, Lienz
Das
Brautpaar
Lois und
Marianne
Ebner
geb. Wieser,
22. Septem-
ber 1973.
Fotos: un-
bekannter
Fotograf
Promotion
zum Doktor
der Philo-
sophie an
der Leo-
pold-Fran-
zens-Uni-
versität
Innsbruck
am 5. Juli
1975.
ihn die Erfassung gegenwärtiger Erschei-
nungen. Durch die Herstellung der inneren
Verbindung zwischen Altem und Neuem
und durch das Aufzeigen der Entwick-
lungsvorgänge kann er einen wichtigen
Beitrag leisten zur Selbsterkenntnis und
zum Selbstverständnis der volkstümlichen
Gemeinschaft.“
Lois Ebner hat auch in den Kulturbe-
richten aus Tirol und in Fachzeitschriften
wie der Österreichischen Zeitschrift für
Volkskunde geschrieben und damit in wis-
senschaftlicher Hinsicht für den Bezirk
Lienz geworben. Manche Problemstellun-
gen hat er neu in die Literatur eingeführt.
Seine Übersicht über das bestehende
Material führte zu den kleinen Büchern
„Lienz in alten Ansichten“ (1. Auflage
1980, 2. Auflage 1994) und „Lienz in
historischen Ansichten“ (2000).
Lois Ebner hat z. B. auch im DEHIO-
Handbuch „Tirol“ (1980) bezüglich des
Hausbaus im Bezirk Lienz mitgearbeitet,
ebenso bei den Gemeindebüchern Nikols-
dorf und Nußdorf-Debant, die er auch
selbst redigiert hat. – Mit der 324 Seiten
starken Publikation „Kartitsch in Osttirol.
Vergangenheit und Gegenwart einer Ost-
tiroler Berggemeinde“
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hat er seiner Hei-
matgemeinde und sich selbst ein Denkmal
gesetzt. Er war sich seiner besonderen
Aufgabe voll bewusst, wie aus einigen
Zeilen des Vorworts hervorgeht:
„Den Gedanken, sich näher mit der
engsten Heimat, die den Ort und die Land-
schaft der Geburt und Kindheit umfaßt, zu
beschäftigen, verspüren gewiß viele einmal
in ihrem Leben. Doch höchst selten ge-
langt er auch zur Verwirklichung. Es war
vielleicht eine glückliche Fügung, daß ich
selbst dazu kam, etwas für meine Heimat-
gemeinde Kartitsch tun zu können. ...
Nichts ist so leicht und zugleich so schwer
als über die eigene Heimat zu schreiben;
sieht man sich und seine Herkunft doch
selbst wie in einem Spiegel. Hierin tut sich
aber ein wichtiges Kriterium für die ge-
samte Arbeit kund: Die unentwegte Suche
nach (Selbst-) Erkenntnis, die nicht am
Äußeren haftet, sondern tiefere Zusammen-
hänge in der Entwicklung aufspürt und in
objektiver Sicht zur Darstellung bringt.“
In diesem Zuge müssen nochmals seine
Kindheitserinnerungen mit dem Titel
„Wiese“ von 1995 erwähnt werden.
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Ebner hat nicht etwa bloß in der Kindheit
erlebte Ereignisse festgehalten, er hat sie
nun in reiferen Jahren hinterfragt und
interpretiert, so dass dieses Büchlein einen
hohen Wert für das Studium des Lebens
auf dem Land in den unmittelbaren Nach-
kriegsjahren besitzt.
Auch aus der für Lois Ebner gegebenen
moralischen Verpflichtung heraus, kultu-
relle Arbeit im Bezirk zu unterstützen, hat
er in den Komitees bzw. Vereinen zur
Restaurierung der Benefiziatkirche St. Mi-
chael und der St. Antonius-Kirche in Lienz
mitgearbeitet, wo man dankbar auf die von
ihm eingebrachten historischen Erkennt-
nisse zurückgriff, die Hilfestellung für die
Arbeit des Denkmalamts boten. Über den
Fortgang der Restaurierungen hat er
mehrfach im Osttiroler Boten berichtet.
Er hat der Arbeitsgemeinschaft des
Höfemuseums in Kramsach angehört,
und er hat dafür gesorgt, dass auch der
Lienzer Bezirk mit einem bäuerlichen Ge-
höft aus Hollbruck dort vertreten ist.
Seine Arbeit, die ihn auch beruflich in
die Täler des Bezirks hinein führte, hat