Seite 10 - H_2006_09

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Miklas, der Leiter des Gesundheitsamtes
Sektionschef Dr. Scherrer und der Vertre-
ter der niederösterreichischen Landes-
regierung Hofrat Dr. Motzko.
Nach den Festreden erfolgte die kirch-
liche Weihe des Krankenhauses … durch
Bischof Doktor Waitz. Daran schloß sich
eine Besichtigung des Krankenhauses
durch die Gäste. Mit einem gemeinsamen
Mittagessen im Hotel „Alpenraute“, an
dem 150 Gäste teilnahmen, schloss der
offizielle Teil der Feier.
Die Audienzen beim Bundespräsidenten
wurden von halb 12 Uhr bis halb 1 Uhr im
Salon des Hotel „Traube“ abgehalten.
Während des Festessens erfolgten offi-
zielle Ansprachen, von Bundespräsident
Miklas, Bischof Dr. Waitz, Landeshaupt-
mann Dr. Stumpf, Nationalrat Dr. Kneußl
u.a. gehalten. Mit dem beschleunigten
Personenzug um 3.42 Uhr fuhr Präsident
Miklas nach Wien zurück.“
Kein Stillstand in der Entwicklung!
Der große Fortschritt in Bezug auf die
medizinische Versorgung bzw. die Ge-
sundheitspflege im neuen Allgemeinen
öffentlichen Bezirkskrankenhaus in Lienz
drückte sich nicht nur in der modernsten
Ausstattung aus, sondern auch in der Ka-
pazität von 144 Krankenbetten. Das Ein-
zugsgebiet ging nun weit über die Stadt
Lienz hinaus und umfasste den ganzen Be-
zirk. Von Anfang an wurde die Anstalt
auch von Patienten aus dem nahen Ober-
kärnten in Anspruch genommen.
Eine Beeinträchtigung erfuhr der Kran-
kenhausbetrieb in der NS-Zeit, in der Ost-
tirol dem Gau Reichsgau Kärnten ange-
gliedert worden war. Mit Verfügung vom
31. März 1941 mussten im „Kreiskranken-
haus Lienz“ 30 Betten als Teillazarett C
der Wehrmacht zur Verfügung gestellt
werden. Im selben Jahr richtete man im
Keller Luftschutzräume für Patienten und
Personal ein, ebenso einen behelfsmäßigen
Operations- und Entbindungsraum. Schä-
den, etwa durch Bombentreffer, hat das
Lienzer Krankenhaus nicht erleiden müs-
sen.
Die Entwicklung durfte nicht stehen blei-
ben: Nach Kriegsende 1945 und der Rück-
gliederung des Bezirks Lienz an Tirol
(19. Oktober 1947) wurde der Bau eines
Infektionshauses, über den bereits in der
Kriegszeit beraten worden war, urgiert.
Nach der Klärung der Finanzierung begann
der Neubau in der Planung der Lienzer
Kalk, 110.000 kg Betoneisen und Bauträ-
ger, 5.500 m
3
Schotter und Sand, 1.100 m
3
Gerüst- und Schalholz. Ende Oktober
1929 konnte man die Firstfeier begehen
und noch vor Wintereinbruch, Anfang
Dezember, deckte man den Rohbau ein.
Das Jahr 1930 war dem Innenausbau und
den Installationsarbeiten gewidmet. Da die
Heizung bereits funktionierte, konnten auch
die Monate des Winters 1930/31 für die
verschiedensten Arbeiten genützt werden.
Rund drei Monate vor Eröffnung be-
suchten Landeshauptmannstellvertreter
Dr. Tragseil, Landessanitätschef Dr. Daser
und die Innsbrucker Professoren Dr. Stey-
rer und Dr. Ranzi, Abteilungsleiter an der
Universitätsklinik, das Lienzer Bezirks-
krankenhaus. Die „Lienzer Nachrichten“
vom 19. Juni 1931 berichteten, dass die
Herren
„voll des Lobes über das Ge-
sehene“
gewesen seien; besonders gut sei
aufgenommen worden, dass unter Vermei-
dung jedes Luxus die neuesten Errungen-
schaften auf dem Gebiet des Kranken-
wesens angewandt worden seien. Prof. Dr.
Steyrer, auch Vorsitzender des Landessani-
tätsrates, habe betont, dass das Osttiroler
Bezirkskrankenhaus
„das am schönsten
und zweckmäßigsten ausgestattete Kran-
kenhaus“
sei, das er in den letzten Jahren
gesehen habe!
Die nächsten Wochen wurden für die
Fertigstellung der Innenausstattung ge-
nützt; medizinische Geräte wurden instal-
liert und auch der Garten des Krankenhau-
ses angelegt. Die Termine waren alle ein-
gehalten worden, sodass auch nun nach 26
Monaten Bauzeit unter Einbindung von 80
Firmen und Handwerksmeistern und einem
Kostenaufwand von 3,063.172 Schilling
die Einweihung bzw. Eröffnung mit 8. Sep-
tember 1931 fix geplant werden konnte.
Über die Eröffnung bzw. Einweihung
brachten die „Innsbrucker Nachrichten“
am folgenden Tag einen prägnanten Be-
richt:
„Die Einweihung des Osttiroler Bezirks-
krankenhauses in Lienz. – Lienz, 8. Sep-
tember. – Heute fand in feierlicher Weise
die Einweihung des neu erbauten Osttiro-
ler Bezirkskrankenhauses in Lienz statt.
Schon am Vorabend war der Bundespräsi-
dent Miklas bei Regenwetter in Lienz an-
gekommen und von der Ehrenkompagnie
der Alpenjäger am Bahnhof empfangen
worden. Am Abend wurde das neue Be-
zirkskrankenhaus festlich beleuchtet, die
geplanten Platzkonzerte mussten wegen
des Regens entfallen.
Am Dienstag, acht Uhr früh, erfolgte der
Aufmarsch der Formationen und Musik-
kapellen zum Bezirkskriegerdenkmal, der
Schöpfung von Albin Egger-Lienz und zum
Heldenfriedhof. Bundespräsident Miklas
legte in der Gedächtniskapelle einen Kranz
zum Gedenken an die gefallenen Osttiroler
Helden nieder. Darauf zelebrierte Bischof
Dr. Waitz auf dem Festplatz vor dem Be-
zirkskrankenhaus die Feldmesse.
Nach dem Gottesdienst begrüßte Natio-
nalrat Dr. Kneußl die Festgäste und wür-
digte die Verdienste jener Korporationen
und Persönlichkeiten, die sich um den Bau
des Krankenhauses verdient gemacht
haben. Weitere Reden hielten Landes-
hauptmann Dr. Stumpf, Bundespräsident
OSTTIROLER
NUMMER 9/2006
10
HEIMATBLÄTTER
Bau des
Infektions-
gebäudes
(1955/59)
als erster
Erweite-
rungsbau
nach dem
Zweiten
Weltkrieg.
(Samm-
lung M.
Pizzinini)
Unbe-
kannter
Fotograf
Gesamtansicht des Krankenhauses vor Beginn der Aus- und Umbauten.
Foto: Foto Baptist, Lienz