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„Buben schickte man bei uns
daheim früher nur zum Studie-
ren, in der Hoffnung, dass sie
Pfarrer werden. So war es auch
bei mir. Ich kam ans Bischöfli-
che Gymnasium Paulinum nach
Schwaz. Aber alles entwickelte
sich anders“, schmunzelt Josef
Told aus Sillian. „Dass ich dann
Lehrer geworden bin, wunderte
mich selbst manchmal. Bis zur
letzten Minute meiner Aktivzeit
habe ich es aber nie bereut. Be-
sonders schön war es, wenn
man Kindern helfen konnte, die
sich nicht leicht taten. Man
brauchte natürlich mehr Nerven,
aber ich hatte keinen Mangel“,
lacht er. Seinen ersten Lehrer-
posten bekam er an der Klein-
volksschule in Oberleibnig
(Iseltal). Sie hatte eine Klasse
mit acht Schulstufen, bestehend
aus 34 Kindern. Am 13. Sep-
Oberleibnig 1965
Das Schulgebäude in Ober-
leibnig hatte zwar ein paar Jahre
auf dem Buckel, „aber vieles
war noch im Rohzustand, auch
die Lehrerwohnung. Nur ein
Klassenraum, die Garderobe
und die Toilette waren fertig.“
Told quartierte sich mehr
schlecht als recht dennoch in die
„Wohnung“ ein. „Vorsicht war
anfangs allerdings geboten,
wenn ich in der Nacht über die
unfertige Stiege musste. Es gab
kein Licht dort“, schmunzelt er.
Gemeinde und Nachbarn halfen
jedoch fleißig mit, die Wohnung
herzurichten. Schließlich wollte
der Herr Lehrer seine Traudl
heiraten und eine Familie grün-
den. „Es wurde dann eine sehr
schöne Zeit in Oberleibnig.“
Obwohl ihm das Fahren mit
dem Materialaufzug zeitweise
große Sorgen bereitete. „Einmal
musste ich mit den Kindern ins
Tal zum Impfen. Da war ich
dann mit über zehn Kindern und
einem Erwachsenen in dieser
Kiste drin. Vorerst ging es ja
noch flach dahin. Doch als es
dann den berüchtigten Knick
tat, und es dann steil hinunter
ging ohne jegliche Stütze, blieb
mir fast das Herz stehen – wäh-
tember 1965 begann Tolds Be-
rufslaufbahn. Damals war er 24
Jahre alt und gleichzeitig auch
der Direktor der Schule.
„Der Ortsteil war damals gar
nicht erschlossen. Es gab nur
einen sehr langen Materialauf-
zug – eine zwei Meter lange
Kiste – von der alten Straße hin-
auf. Er führte übers Tal und
über die Isel, weiter über die
Straße. Furchtbar steil und
hoch. Das Seil war an zwei
Stellen sogar zusammenge-
stückt. Aber der Fußweg war
auch nicht gerade einladend.“
Pfarrer hätte er werden
sollen, Lehrer und Volks-
schuldirektor wurde er
schlussendlich. Die
Rede ist von Josef Told
aus Sillian, der nach
seiner Zeit an der Leh-
rerbildungsanstalt in
Innsbruck seinen beruf-
lichen Start in Oberleib-
nig hatte, wo er in einer
Klasse acht Schulstu-
fen unterrichtete.
PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2012
4
Mit der Materialseilbahn 196
Josef Told daheim in Außervillgraten.
Foto: Martina Holzer
Josef Told mit seinen
Schülern in Oberleibnig
im Schuljahr 1971/72.
Als junger fescher
20-Jähriger.