Seite 23 - VP_2012_03

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UMWELT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MÄRZ/APRIL 2012
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Herr Dr. Oberfeld, was ist
Elektrosmog genau?
Oberfeld:
„Elektrosmog ist die
Umweltverschmutzung durch
technische Felder und Strahlung.
Er geht von elektrischen Leitun-
gen, Geräten, Sendern, elektrisch
geladenen Oberflächen und ma-
gnetisierten Materialien aus. Also,
Elektrosmog bezeichnet magneti-
sche, elektrische und elektroma-
gnetische Felder, die vom Men-
schen verursacht werden.“
Wie kann Elektrosmog den
Körper beeinflussen?
Oberfeld:
Zellen, Gewebe und
Organe in unserem Körper ver-
ständigen sich nicht nur über che-
mische Botenstoffe, sondern auch
über elektrische Signale. Die
Herzspannungskurven, die als
EKG sichtbar werden, sowie die
Gehirnspannungskurven, die als
EEG abgeleitet werden, sind be-
kannte Beispiele. Wir Menschen
sind damit auch elektromagneti-
sche Wesen. Elektrosmog kann
unter anderem das vegetative und
zentrale Nervensystem, Hormone,
Chromosome und Zellen beein-
flussen und stören. Eine zu starke
und zu lange Elektrosmogbela-
stung kann zu verschiedenen
Krankheiten führen.“
Wie kommt es genau dazu?
Oberfeld:
„Einer der wesentli-
chen Mechanismen ist dabei die
Bildung von Peroxinitrit. Sie ge-
hören zu den reaktiven Stickstoff-
bzw. Sauerstoffverbindungen und
führen letztendlich zu diesen ge-
fürchteten Schäden an Zellmem-
branen, Zellbestandteilen, der
Kern- und Mitochondrien-DNA
und dem Energiestoffwechsel.“
Wie werden die Schädigungen
sichtbar?
Oberfeld:
„Anfangs mit leich-
ten Beschwerden wie Kopf-
schmerzen, Konzentrationspro-
blemen und Vergesslichkeit und
allgemeines Stressgefühl, in wei-
terer Folge zum Beispiel Energie-
mangel, Müdigkeit, verminderter
Antrieb und Depressionen sowie
seltener auch Alzheimer oder
Krebs.“
Kann man Elektrosmog spü-
ren?
Oberfeld:
„Eine 2002 in Salz-
burg durchgeführte Studie zeigt,
dass 19 % der Menschen Elek-
trosmog wahrnehmen können.
Und es besteht der begründete Ver-
Mit Elektrosmog im Alltag ist nicht zu spaßen.
Die Folgen können unter anderem Depressionen,
Müdigkeit und Antriebslosigkeit sowie vermin-
derte Fruchtbarkeit oder Krebs sein. Elektrosmog-
Experte Dr. Gerd Oberfeld informierte unlängst im
Raiffeisenforum Bruneck über dieses Thema.
(MARKE „SABO“ JETZT AUCH BEI SCHMUCK | UHREN PALLA ERHÄLTLICH)
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mit teils erheblichen Störungen
des Wohlbefindens reagieren –
aufgrund der in den letzten Jahren
steigenden Belastung im Kilo-
hertz-Bereich (unter anderem Mo-
nitore, Notebooks, Energiespar-
lampen, elektronische Geräte) und
im oberen Megahertz-Bereich
(unter anderem Mobiltelefone,
Mobilfunksendeanlagen, Schnur-
lostelefone). In Folge können die
Lebensqualität und die Arbeitsleis-
tung deutlich sinken.“
Wie kann man Elektrosmog
auf einfache Weise reduzieren?
Bitte geben Sie Beispiele.
Oberfeld:
„Unter anderem
sollte man Gespräche mittels Mo-
biltelefon selten und kurz halten.
Zum Telefonieren UMTS (3G
oder WCDMA) statt GSM (2G)
Modus verwenden – dies reduziert
die Belastung um 99 %. Der je-
weilige Modus ist bei bestimmten
Mobiltelefonen über das Menü
einstellbar. Freisprecheinrichtung,
Headset mit Ferritfilter oder Luft-
leitung verwenden; Handy nicht
eingeschalten am Körper tragen.“
Was sollte man bei Computer,
Notebook und WLAN beachten?
Oberfeld:
„Notebook mit
Schukostecker statt Euroflach-
stecker verwenden, WLAN-Funk-
tion am Notebook und am Router
deaktivieren, Notebook nicht di-
rekt am Oberschenkel auflegen,
Computer und Notebook generell
über LAN-Kabel betreiben,
WLAN oder UMTS/HSPDAVer-
bindungen vermeiden, TCO ge-
prüfte Notebooks verwenden.“
Und bei Computermonitore
und Fernsehbildschirmen?
Oberfeld:
„Vorrangig TCO-
geprüfte (strahlenreduzierte/ergo-
nomische/schadstoffreduzierte)
Computerbildschirme, Notebooks
und Fernsehmonitore einsetzen.“
Wie sollte man im Schlafbe-
reich vorgehen?
Oberfeld:
„Den Schlafbereich
sollte man von einem baubiologi-
schen Messtechniker hinsichtlich
elektrischer, magnetischer und
elektromagnetischer Felder unter-
suchen lassen. Eventuell Netzab-
koppler in die notwendigen
Stromkreise (nach Messung) ein-
bauen lassen sowie geschirmte
Leselampen verwenden. Wenn
erforderlich Schlafbereich gegen-
über DECT, WLAN und Mobil-
funksendern ‚abschirmen’ lassen.
Das Kopfende des Bettes sollte
nicht im Nahbereich (rund ein
Meter) von Leitungen, Schalt- und
Sicherungskästen sein.“
Auch
Energiesparlampen
sollte man vermeiden?
Oberfeld:
„Ja. Im Wohn-,
Schlaf- und Arbeitsbereich Ener-
giesparlampen vermeiden. Alter-
native zu Glühbirnen sind Hoch-
volthalogenglühlampen.“
Interview: Martina Holzer
Elektrosmog
wird unterschätzt
dacht, dass in weiten Teilen der
Welt immer mehr Menschen elek-
trosensibel werden, sprich, immer
mehr Menschen auf Elektrosmog
Experte Dr. Gerd Oberfeld.