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OSTTIROLER
NUMMER 7/2007
4
HEIMATBLÄTTER
Eigentlich alle Lebewesen werden durch
verschiedenste Viren, Bakterien, Pilze,
auch andere Pflanzen und Tiere befallen,
um Nahrung und Nutzraum für die eigene
Entwicklung zu gewinnen. Viele davon er-
zeugen Veränderungen der Körperform,
besonders auffallende davon sind die
Pflanzen-Gallen. Sie treten in verschiede-
nen oft sehr typischen Formen auf. Dieses
recht vielfältige umfangreiche Kapitel
nennt man Gallenkunde oder Cecidiologie.
In der Folge werden nur einige wenige
Pflanzengallen vorgestellt, meist solche die
leicht kenntlich und typisch sind oder auch
gut dokumentiert werden konnten. Jeden-
falls soll die Aufmerksamkeit auf solche
Bildungen gelenkt werden. In der Folge
werden nach den deutschen Namen die
Verursacher in Klammer gestellt. Die Be-
schreibungen der Gallen kann nur sehr kurz
erfolgen, die Artenfülle ist für ausführliche
Texte einfach zu groß. Die Tiere dazu wer-
den nicht abgebildet, sie sind meist sehr
klein und unscheinbar, auch nicht immer zu
finden, eher aus den eingetragenen Gallen
mit Geduld zu züchten. Auch die Mitteilung
wichtiger Literatur musste wegbleiben.
PILZE (FUNGI)
Von einigen Wildwuchsformen an ver-
schiedenen Bäumen und Sträuchern wurde
bereits in den Osttiroler Heimatblättern
berichtet: 1994 Jgg. 62 (9-10), 1996 Jgg.
64 (5-6) und 2005 Jgg. 73 (7-8) (Hexenbe-
sen), 2001 Jgg. 69 (4-5) (Vier Blattlausgal-
len an Ulme) und 2005 Jgg. 73 (7-8) (Der
Schlafapfel).
„Alpenrosenäpfel“ (Exobasidium rho-
dodendri)
können im Gebirge regelmäßig
an Triebspitzen der beiden Rhododendron-
Arten (Rh. ferrugineum: Rost-Alpenrose vor
allem in den Zentralalpen, Rh. hirsutum
Wimper-Alpenrose, Almrausch, vorwie-
gend in den Kalkalpen) beobachtet werden.
Hervorgerufen sind diese Bildungen durch
Pilze und gut kenntlich an der hellgrünen
oder roten bis gelben Farbe und die Größe
von bis zu 3 cm Durchmesser. Andere Arten
dieser Basidienpilz-Gattung erzeugen unauf-
fälligere Bildungen z. B. an Heidelbeere,
Moosbeere, Rauschbeere – und Preiselbeere.
MILBEN (ACARINA)
Sehr auffallend sind auch die kleinen, oft
in großer Zahl auf den Blättern von Bäu-
men und Sträuchern auftretenden „Milben-
gallen“, die sehr kleinen Spinnentiere dazu
sind nur mikroskopisch im Inneren zu fin-
den:
Haselnuss-Gallmilbe (Phytoptus avel-
lanae):
Im Frühjahr an den aufgetriebenen
rundlichen und dann bis 10 mm großen
Knospen erkenntlich, aber leicht zu
übersehen und daher scheinbar selten,
vor allem an der heimischen Haselnuss
(Corylus avellana) und gepflanzten Arten.
Spitzahorn-Gallmilbe (Aceria ma-
crorrhyncha):
Gebracht aus Krumpen-
dorf durch Hr. Aeg. Bernhart, die fragliche
Bildung wurde geklärt, eine Behandlung
des Baumes war nicht nötig, der Befall am
Spitz-Ahorn (Acer platanoides) war aber
sehr auffallend. Die Milben-Art könnte
auch bei unseren Ahorn-Arten in Gärten
oder im Wald beobachtet werden.
Erlen-Blattmilbe (Eriophyes-Arten):
An Grauerle (Alnus incana und anderen
Arten). – Kleine bis 2 mm lange Aus-
wüchse auf der Blattfläche, zuerst grün
dann rot gefärbt und höckerig, am Grunde
eingeschnürte auffallende Bildung.
Flieder-Gallmilbe (Eriophyes loewi):
Knospen gehäuft, auswachsende Kurz-
triebe auch mit gestauchten und verdickten
Knospen, hexenbesenbartige Bildungen,
Blätter oft nur schuppenartig.
Alois Kofler
Ausgewählte Pflanzen-Gallen
Alpenrose-Pilzgalle („Alpenrosenäpfel“) –
Iselsberg: Raner Alm 2005.
Flieder-Gallmilbe – Lienz-Stadt: Eichholz,
November 2002.
Erlenblatt-Gallmilbe – Amlach, Alter See
2002.
Spitzahorn-Gallmilbe – Kärnten, Krumpen-
dorf 2005.
Haselnuss-Gallmilbe – Leisach, Bahn-
damm 2006.