Seite 7 - H_2011_03-04

Das ist die SEO-Version von H_2011_03-04. Klicken Sie hier, um volle Version zu sehen

« Vorherige Seite Inhalt Nächste Seite »
OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2011
7
HEIMATBLÄTTER
fnden sich sämtliche Gestaltmerkmale der
Lavanter Fresken in reiner und gemäß den
Möglichkeiten der Ölmalerei nuancierter
Form wieder. Die an Paul Troger gemah-
nende Motivik wurde bereits von Hans
Kurzthaler richtig erkannt, doch hat ihr
füchtiger Vortrag, statt einen Bozzetto als
Vorlage zu postulieren, den Autor dazu ver-
leitet, das Bild selbst als Entwurf zu einer
nur oberfächlich verwandten Komposition
Johann Mitterwurzers zu werten.
27
Wir
schlagen aufgrund des stilistischen Befun-
des eine Zuschreibung an Johann Georg
Waginger und eine Datierung im zeitlichen
Umkreis der Lavanter Fresken vor. Bevor
wir den Spekulationen ein Ende bereiten,
komplettieren wir noch mit dem Hinweis
auf ein im Besitz der Lienzer Dominikane-
rinnen befndliches Dreifaltigkeitsbild, in
dem Papst Silvester als Fürsprecher auf-
tritt
28
, die kleine Gruppe möglicherweise
Waginger zuzuordnender Werke.
Thomas Valtiners Oeuvre, dessen gebüh-
rende Aufarbeitung noch aussteht, scheint
wesentlich umfangreicher, aber nur durch
Wagingers Kooperation auch konkurrenz-
fähig gewesen zu sein. Für die großen Ge-
staltungsaufgaben wurden auswärtige Maler
bevorzugt und Valtiner noch kurz vor sei-
nem Tod 1785
29
als deren Hilfskraft be-
schäftigt: Als Franz Anton Zeiller aus
Reutte den Neubau der Pfarrkirche in
Matrei mit Deckengemälden und einem
Kreuzweg ausstattet, bemalt und vergoldet
Valtiner den rahmenden Stuck
30
. Von
Johann Georg Wagingers Kunst besitzen
wir seit der Trennung von seinem Schwie-
gervater überhaupt keine Nachricht mehr.
Sein Ableben 1798
31
aber bedeutet das
sichere Ende jener kurzen und doch so
ertragreichen Periode der autochthonen
Osttiroler Malerei des späten Barock.
Anmerkungen:
1 Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem
Breve „Unterweisungen über die Art, wie man den
Kreuzweg abhalten soll“ diese Form des Kreuzwegs als
kanonisch an und bedachte ihn mit Ablässen.
2 Die 1686 von Gabriel Kessler ausgeführten Decken-
malereien in der Kirche von Hollbruck bleiben in Ost-
tirol fast 70 Jahre ohne Nachfolge, sieht man von den
„quadri riportati“ im Gewölbe der St. Antonius-Kapelle
in Panzendorf (um 1694) ab, die die Bezeichnung
„Deckengemälde“ einzig dem Umstand verdanken, dass
sie eben an der Decke angebracht sind.
3 8. August 1742, Lienzer Ratsprotokoll; Sammlung Josef
Oberforcher, Regesten (Museum der Stadt Lienz,
Schloss Bruck).
4 5. August 1744, Lienzer Ratsprotokoll; Sammlung Josef
Oberforcher, Regesten (Museum der Stadt Lienz,
Schloss Bruck).
5 Matthias Hofer verstarb am 23. April 1744. Vgl. Josef
Astner, Kulturgeschichtliches aus dem ältesten Sterbe-
buch von Lienz, in: OHBl, 29. Jg. (1961), Nr. 10.
6 Vgl. Rudolf Ingruber, Die Kirchen von Amlach, in: Am-
lach. Ein Dorfbuch, Gem. Amlach (Hrsg.), 2008, S. 68.
7 Vgl. Österreichische Kunsttopographie Bd. LVII. Die
Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Lienz, Teil I,
Horn 2007, S. 751.
8 Vgl. Erwin Kolbitsch, Die Rotten des Gerichtes Lienzer
Klause, in: OHBl, 50. Jg. (1982), Nr. 5.
9 Das am unteren Rand der 1. Station des Kreuzwegs von
Schlaiten vermerkte Datum ist möglicherweise als
„1768“ zu lesen.
10 Vgl. Ingruber, wie Anm. 6, S. 62.
11 Matrikelbuch Lienz, Pfarre St. Andrä; Sammlung Josef
Oberforcher, Regesten (Museum der Stadt Lienz,
Schloss Bruck).
12 Franz Biasi, Die Künstlerfamilie Waginger, in: Verein
für Heimatkunde und Heimatschutz (Hrsg.), AK zum
70-Jahr-Jubiläum des Heimatmuseums auf der Festung
Kufstein, Kufstein 1978.
13 Ebenda.
14 „Thomas Valtiner und John Georg Wäginger / Pinx:“ am
unteren Rand des mittleren Freskos sowie „Tho: Valti-
ner / u: Jo: ge: Wägin: / Pin:“ am Chorbogen links. Die
Jahreszahl ergibt sich aus einem Chronogramm am
Scheitel des Chorbogens.
15 4. Feber 1772, Verfachbuch Stadtgericht Lienz; Samm-
lung Josef Oberforcher, Regesten (Museum der Stadt
Lienz, Schloss Bruck).
16 Vgl. Rudolf Ingruber, wie Anm. 6, S. 62.
17 Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut und Mäßigkeit.
18 Vgl. Ingruber, wie Anm. 6, S. 62.
19 Wilhelm Reuschel, Die Sammlung Wilhelm Reuschel –
Ein Beitrag zur Geschichte der Barockmalerei, Mün-
chen 1963, S. 134 f.
20 Vgl. Wanda Aschenbrenner / Gregor Schweighofer, Paul
Troger – Leben und Werk, Salzburg 1965, S. 123 f.
21 AK Kufstein 1978, wie Anm. 12, Kat. Nr. 9.
22 Vgl. Karl Möseneder, Deckenmalerei, in: Geschichte
der bildenden Kunst in Österreich, Bd. 4. Barock (hrsg.
von Hellmut Lorenz), München-London-New York
1999, S. 375 f.
23 Vgl. Leo Andergassen, Der Dom zu Brixen, Bozen
2009, S. 69 f.
24 Johann Kronbichler, Die Ölskizzen im Schaffen Paul
Trogers, in: Barockberichte. Informationsblätter des
Salzburger Barockmuseums zur bildenden Kunst des
17. und 18. Jahrhunderts, Heft 38/39, 2005, S. 637.
25 Bruno Grimschitz in: Wilhelm Reuschel, wie Anm. 19,
S. 9.
26 Ebenda.
27 Hans Kurzthaler, „Maria-Krönung“ in Thurn – eine Ar-
beit von Johann Mitterwurzer, in: OHBl, 61. Jg. (1993),
Nr. 9.
28 Abgebildet in: Österreichische Kunsttopographie Bd.
LVII. Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes
Lienz, Teil I, Horn 2007, S. 163, Abb. 48.
29 15. Feber 1785, Verfachbuch Stadtgericht Lienz; Samm-
lung Josef Oberforcher, Regesten (Museum der Stadt
Lienz, Schloss Bruck).
30 Österreichische Kunsttopographie Bd. LVII. Die Kunst-
denkmäler des politischen Bezirkes Lienz, Teil III, Horn
2007, S. 40.
31 11. Jänner 1798, Verfachbuch Stadtgericht Lienz;
Sammlung Josef Oberforcher, Regesten (Museum der
Stadt Lienz, Schloss Bruck).
Abb. 15: Johann Georg Waginger (?), Krönung Mariae, Aufsatzbild
am Altar der Kapelle in Oberalkus.
Abb. 16: Johann Georg Waginger (?), Krönung Mariae, linker
Seitenaltar der Filialkirche St. Nikolaus in Thurn.
Fotos: Rudolf Ingruber
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren ver-
antwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer: Mag.
Rudolf Ingruber, A-9900 Lienz, Ruefenfeld-
weg 2 b.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblätter“
sind einzusenden an die Redaktion des „Ost-
tiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.