Seite 6 - H_2011_01-02

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hältern mit und ohne Dekor. Wie sehr
Abrahams Gebäude als Kunst gedacht
sind, zeigt sich auch bei seinem letzten
gebauten Projekt in der Nähe von Düssel-
dorf. Das nach seinen Plänen errichtete,
aber noch unvollendete
Haus für Musiker
steht auf dem Gelände der ehemaligen
NATO-Raketenstation Hombroich. Das
Gelände ist durchzogen mit künstlich ge-
formten Splitterschutzerdwällen und noch
vereinzelt besetzt mit Hangars und Bunkern.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs
wurde das einstige militärische Areal von
der Stiftung Hombroich gekauft und zu
einem Ort für Künstler und Wissenschafter
umgewandelt.
Der Auftrag an Abraham war es, ein
Musikerhaus für vier Künstler zu bauen:
„Mein erster Gedanke war, ein Gebäude zu
schaffen, das wie eine Drehscheibe alle
äußeren Kräfte der Landschaft reflektiert
und den Innenraum nach außen ab-
schirmt.“
Eine runde, geschlossene Beton-
wand schirmt das Gebäude nach Westen
zur Umgebung ab. Über einen gekippt in
den Boden gesetzten Zylinder schwebt
eine kreisförmige, schräge Betonscheibe
mit einem Durchmesser von 33 Metern. In
ihrer Mitte befindet sich eine Aussparung in
Form eines gleichseitigen Dreiecks mit
Seitenlängen von jeweils 17 Metern. In den
oberen zwei Ecken des Dreiecks befinden
sich zwei Treppentürme, an der unteren
Spitze und niedrigsten Stelle das Ein-
gangsportal. Der Baustoff Beton verstärkt
den monolithischen und skulpturalen Cha-
rakter des Gebäudes.
18
Die Geometrie aus
Kreis und Dreieck bestimmen die Bauge-
stalt. Man fühlt sich erinnert an die von
geometrischen Grundformen und harmoni-
schen Proportionsüberlegungen geleitete
Idealarchitektur der Antike (Pantheon)
und Renaissance. „
Gebäude werden als
Kunst gedacht, und ihr Inhalt findet
sich“
,
19
ein Prinzip, das für alle Gebäude
dieser Kulturinsel Hombroich seine Gül-
tigkeit hat und dem Denken Raimund
Abrahams sichtlich entgegenkam.
Anmerkungen:
1 Terence Riley, US-amerikanischer Autor und Kurator.
2 Raimund Abraham im Falter-Gespräch mit Dietmar
Steiner und Christian Reder, 1986.
3 Norbert Miller, Imagination und Wirklichkeitskalkül.
Zum zeichnerischen Werk von Raimund Abraham, in:
Architektur Aktuell 10/1995.
4 Wolfgang Pfaundler, Das Tiroler Porträt – Raimund
Abraham, in: das Fenster 27, Winter 1980.
5 Miller, Imagination (wie Anm. 3).
6 Raimund Abraham im Gespräch mit Christian Reder
und Lisbeth Waechter-Böhm, in: Architektur Aktuell
5/1995.
7 Raimund Abraham (wie Anm. 6).
8 Pfaundler, Tiroler Porträt (wie Anm. 4).
9 Raimund Abraham, in: Umriss. Das Schweigen der
Musen – Internationaler Wettbewerb für ein neues Akro-
polismuseum in Athen.
10 Pfaundler, Tiroler Porträt (wie Anm. 4).
11 Raimund Abraham, in Umriss (wie Anm. 9).
12 Raimund Abraham, in Umriss (wie Anm. 9).
13 Raimund Abraham, in Umriss (wie Anm. 9).
14 Miller, Imagination (wie Anm. 3)
15 Pfaundler, Tiroler Porträt (wie Anm. 4).
16 http://www.3sat.de/page/?source=/dokumentatio-
nen/142564/index.html.
17 Wie Anm. 16.
18 http://www.baunetzwissen.de/objektartikel/Beton-Mu-
sikerhaus-auf-der-Insel-Hombroich_763775.html.
19 Manuela Ziegler, Vom Bollwerk zum Denkbiotop, in:
Wiener Zeitung, Ausgabe vom 28. Nov. 2009.
OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2011
6
HEIMATBLÄTTER
Raimund Abraham vor dem Rohbau des Musikerhauses in Hombroich, 2008.
Das Haus der Musiker auf dem Gelände der ehemaligen NATO-Raketenstation Hombroich bei Düsseldorf, Rohbau, 2009 (unvollendet).